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Rockoholic

Rockoholic

Titel: Rockoholic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Skuse
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Sukagawa in Japan. Das Rolling Stone -Magazin war auch dort und sie wollten ein Interview mit uns unter diesem Baum machen. Das war so ein Beitrag à la ›Wir sind eine junge Band und starten durch‹. Dieser Baum hier war einer von Tausenden, ein Geschenk von ’nem Nachbarland, mit dem sie gerade Handelsbeziehungen aufbauten. Er stand zum ersten Mal in voller Blüte. Das sollte halt so eine ›Neue Band erblüht, neuer Baum erblüht‹-Metapher sein.«
    Â»Ach so, klar«, sage ich.
    Â»Ich habe jeden Abend unter diesem Baum gesessen und Texte geschrieben. Wenn der Tag zu Ende ging, war ich nur in Gesellschaft von diesem Baum. Jeden einzelnen Tag. Er war für mich so was wie ein einzigartiger, behütender Freund.«
    Seine Worte ›einzigartiger, behütender Freund‹ kreisen mir im Kopf herum. Ich liebe es, wie er die Sachen zum Ausdruck bringt. Einzigartiger, behütender Freund. So jemand wie ich, oder? »Warum hast du nicht mit der Band abgehangen?«, frage ich.
    Â»Hab ich, manchmal. Seit damals hab ich ganz schön abgenommen.«
    Â»Ja«, sage ich. »Zu viel.«
    Â»Ich hab dir gefallen, als ich dick war?«, fragt er ungläubig.
    Â»Ich mag’s einfach nicht, dich unglücklich zu sehen. Obwohl es auch irgendwie tröstlich ist, denn so weiß ich, dass ich nicht allein bin.« Meine Wangen sind flammend rot. »Tut mir leid.«
    Er lächelt und blättert durch das Skizzenbuch – weitere Bilder von ihm. Sein Gesicht. Seine Augen. Seine Tätowierung, die brennende Rose. »Ich wollte immer berühmt sein. Aber jetzt, bäh. Ich kann’s nicht wieder abschalten. Die anderen Rockstars kommen damit anscheinend ganz gut klar. Mit Mädchen, die ihnen schrill ins Gesicht kreischen. Mit Paparazzi, die über ihre Gartenzäune steigen. In ihre Häuser einbrechen.«
    Â»Das ist ja furchtbar. Warum machen sie das bloß?«
    Â»Kaufst du die Zeitschriften, die diese Fotos bringen?«
    Â»Mhm.«
    Seine Augenbrauen zucken in die Höhe. »Darum machen sie das. Und es ist Teil des Rockstarjobs. Ich weiß nur nicht, wie ich mich damit anfreunden soll.«
    Â»Du solltest dich gar nicht damit anfreunden müssen«, sage ich, da mir auf die Schnelle nichts Sinnigeres einfällt.
    Â»Laut meinem Vertrag muss ich mich aber damit anfreunden. Ich sehe, wie sie in Chicago für ein Casting bei American Idol Schlange stehen. Sie würden ihren rechten Arm dafür hergeben, mein Leben zu haben. Meinen Ruhm. Tja, sie können meinen Ruhm haben und ihren rechten Arm behalten. Alles, was du siehst, ist gefaked. Eine mit Autotune und Airbrush gezauberte Welt des schönen Scheins. Den ganzen Kack, der dazwischen abläuft, kriegt man nicht zu sehen. Man sagt mir, was ich anziehen, wie ich reden und wie ich singen soll, wo ich schlafen und mit wem ich mich zeigen soll. Mir wird sogar gesagt, was ich essen soll – ›Sei heute mal Vegetarier, Jackson. Sei heute Nacht mal Vampir, Jackson. Deine weiblichen Fans werden es lieben.‹ Wir sind nonstop auf Tour. Ich hasse es. Aber ich komme nicht raus aus der Nummer.«
    Â»Warum schmeißt du nicht einfach hin?«, sage ich, denn vielleicht ist ihm dieser Gedanke ja noch nie gekommen.
    Â»Weil das nicht so einfach ist. Seit Grohman unser Manager ist, dreht sich alles nur noch ums Geld. Ihr müsst diese Auftritte machen, müsst jene Songs in der und der Reihenfolge singen. Manchmal singe ich etwas, auf das ich Lust habe. Ohne Instrumente, nur ich und die Menge. Normalerweise Bohemian Rhapsody .«
    Â»Mein Opa hat diesen Song geliebt. Ich wünschte, ich hätte gehört, wie du ihn in Cardiff gesungen hast.«
    Â»Das Ding rocke ich echt. Es ist mein Lieblingspart der Show, weil dieser Moment nur mir allein gehört. Keiner sagt mir, was ich tun soll. Ich tu es einfach und die Leute fahren drauf ab. Manchmal singe ich auch I Want to Break Free . Das bringt Grohman total auf die Palme. Es geht ihm nur um die Marke The Regulators – er schert sich keinen Deut um mich, keiner von denen. Genau genommen ist es ihm nur recht, wenn ich bis Oberkante vollgedröhnt bin. Dann kann ich ihm nicht widersprechen.«
    Â»Und was sollte dann dieses ganze Diva-Getue, das du bei mir abgezogen hast?«, sage ich und ziehe mir die Knie an die Brust. »Du hast mich total herumkommandiert. Und es hat ausgesehen, als würde es dir Spaß

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