Rockoholic
bloà Leute und so.«
Er schlägt eine Zeichnung auf, die ich von Mum gemacht habe, als sie auf dem Sofa eingeschlafen war. »Du solltest auf die Kunsthochschule gehen.«
Meine Augenbrauen heben sich unwillkürlich. »O ja, Knalleridee. Ich hab die Nuffing-Gesamtschule gehasst. Ohne Mac hätte ich da nicht mal ânen Fuà über die Schwelle gesetzt.«
»Du redest viel über Mac«, sagt er.
»Ja. Er ist ⦠toll. Mac hat dich gerettet, weiÃt du noch?«
»Wie?«
»Als wir aus Cardiff zurückgekommen sind. Als du ausgetickt bist und deine Klamotten von der Brücke gepfeffert hast. Er hat dich von der Brüstung gezogen. Hat dich beruhigt. Er war echt unglaublich.«
»Daran erinnere ich mich nicht.«
»Ãberrascht mich nicht. Wär dir wahrscheinlich auch eher peinlich â¦Â«
»Du magst Mac wirklich sehr, hm?«, sagt er. »Schön, dass ihr euch so vertraut seid. Dein Freund sollte immer auch dein bester Freund sein.« Er grinst. »Hast duâs erkannt? Das ist aus einem meiner â¦Â«
Ich schneide ihm das Wort ab. »Ja«, sage ich. »Das ist aus einem deiner Songtexte ⦠aus Tortuous . âºYour boyfriend should be your best friend and the song that rocks you to sleep.â¹ Sehr clever. Aber wir sind nicht zusammen, er ist nur ein guter Freund. Und auÃerdem ist Mac schwul. Er mag Musicals und trägt Mascara und er schleppt Handdesinfektionslösung mit sich rum.«
»Ich mag auch Musicals. Ich trage Mascara und schwarzen Nagellack. Ich bin nicht schwul.«
»Ich weiÃ, aber â¦Â«
»Hat er dir überhaupt jemals gesagt, dass er schwul ist?«
Ich denke für eine Minute angestrengt nach, harke mit den Fingern durch die Federn am Boden und durchwühle verzweifelt mein Gedächtnis nach dem Moment, als erâs mir gesagt hat. Ich denke an das Abschlussjahr zurück und an all die hämischen Spitzen von Luke Mabley und diesen Pappnasen, die einfach nicht mit der Tatsache klarkamen, dass manche Jungs kein Rugby spielen. Aber sosehr Mabley ihn auch getriezt hat, Mac hat nie etwas abgestritten. Und er hätte es doch abgestritten, wenn er nicht schwul wäre, oder?
»Er heult immer am Ende von Filmen«, sage ich, »und bei dieser Werbung für die Kindernothilfe.«
»Na und?«, sagt Jackson.
»Und er hängt nur mit mir rum, weil ⦠Ich weià nicht genau, warum. Ich denke immer, dass er eine bessere beste Freundin als mich finden könnte, aber aus irgendeinem Grund ist er an mir kleben geblieben. Und er war als kleiner Junge beim Ballett. Und er hasst Sport. Und er geht gern shoppen â¦Â«
Jackson beiÃt von einem Würstchen ab und trinkt dann einen Schluck Saft. »Na ja, anscheinend verbringt er aber gern seine Zeit mit dir. Und«, er grinst feixend, »sieh dir doch bloà mal an, was du hier so gezeichnet hast.« Er blättert durch meine Skizzen. »Seine Hände. Sein Lächeln. Sein Bauch, mit hochgerutschtem T-Shirt ⦠das hast du übrigens mehrere Male gezeichnet. Was sagt dir das über dich?«
Ich habe knallrote Wangen gekriegt und bete, dass erâs in der Dunkelheit nicht sehen kann. Er blättert weiter: Zeichnungen von der Brücke, von der ich ihn gestoÃen habe, meine Schwester beim Hockeyspielen und das Porträt von Opa in seinem Rollstuhl, wie er über den See in Weston Park schaut. Er zeigt mir das Blatt. »Ist das dein Opa?«
Ich nicke. »In den letzten Wochen seines Lebens haben Mac, Cree und ich immer solche Ausflüge mit ihm gemacht. An dem Tag, als diese Zeichnung hier entstanden ist, waren wir in Weston Park. Das ist so ein alter Herrensitz nicht weit von hier. Er ist dort neben dem Teich eingedöst. Als wir ein paar Monate davor da gewesen waren, hatte er noch vor Leben gesprüht. Da hat er noch nicht im Rollstuhl gesessen. Ist einfach nackig ins Wasser gehüpft. Hat seine Unterhose in einen Baum geschleudert. Wir sind rausgeschmissen worden. Das nächste Mal sind wir nur deshalb wieder reingekommen, weil sie uns nicht erkannt haben. Er hatte sich sehr verändert, war total abgemagert und so.«
»Verstehe«, sagt er. Er liegt ausgestreckt auf den Federn, den Kopf auf dem Ellbogen. »Ist er erst vor kurzem gestorben?«
»Ja. Sein Begräbnis war Dienstag vor zwei Wochen. Es passiert immer alles Schlimme an einem Dienstag. An einem
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