Rockoholic
einfach so aus mir heraus. Ich lege mir schon seit Monaten zurecht, wie ich es ihr sage, aber nie bringe ich es fertig. Und jetzt habe ich es fertiggebracht. Der Himmel weiÃ, warum gerade jetzt, aber ich habâs getan. Ich habâs gemacht. Ich habâs ihr gesagt.
Ich mache mich auf einen Riesenanschiss vom Feinsten gefasst, aber Fehlanzeige. Hazel seufzt und sagt: »Ich glaube, du warst schon die ganze letzte Zeit nicht mehr mit dem Herzen dabei, was?« Und sie sagt es ganz sanft. »Seit dein Opa to...«
»Nein«, sage ich. Und diesmal lüge ich nicht. Als mein Opa seine Testergebnisse bekommen hatte, das war der Zeitpunkt, als ich alles innerlich hingeschmissen habe. Von da an war die Arbeit nur noch ein lästiges Ãbel für mich. Ich wollte jeden Tag schleunigst wieder nach Hause, um mit Opa oder Mac zu sprechen oder mir Musik von den Regulators reinzuziehen.
Ich habe zwar keine Ahnung, was ich mit meinem Leben mal machen will, aber ich weiÃ, das hier will ich nicht machen. »Muss ich noch den Monat zu Ende bringen bis zur Kündigungsfrist?«
»Nein, ist okay«, sagt sie. »Wir haben haufenweise Anfragen von Mädchen, die einen Aushilfsjob wollen. Du brauchst nur bis Ende der Woche zu bleiben, okay? Ist trotzdem ein Jammer, Jody. Die Kinder lieben dich und du bist ganz toll mit ihnen. Das heiÃt, wenn du mal bei der Arbeit erscheinst.«
Ich probiere ein Lachen. »Tut mir leid.«
Die Unterhaltung wird jäh unterbrochen, als Ashley aus dem Gruppenraum kommt und dazwischenfragt, ob sie morgen früh für ihre Brautkleidanprobe freihaben kann. Cree reckt mir ihre Arme entgegen, damit ich sie hochnehme. »Wir gehen zu Mann, Dody?«
»Ja, komm, wir besuchen den Mann.«
Wir kommen auf den Kiesweg, der nach hinten zur Garage führt, und ich sehe sofort, dass die Tür offen steht. Die Hintertür von unserem Haus steht auch sperrangelweit auf. Ich drücke Cree fest an mich und frage mich, ob Jackson mal wieder einen seiner Aussetzer hat. Plötzlich will ich sie nicht bei mir haben. Ich will, dass sie irgendwo an einem sicheren Ort ist, aber sie ist zweieinhalb Jahre alt. Kein Ort ist sicher. Sie ist in meiner Obhut. Ich muss sie schützen.
Ich setze sie auf dem Boden ab und wir betreten durch die Hintertür das Haus, aber nirgends gibt es Anzeichen von Jackson.
»Hallo?«, rufe ich laut.
»Mann?«, ruft Cree. Ein Klirren von weiter weg. Ich nehme ihre Hand und wir gehen durch die Küche in die Diele und bleiben an der Wohnzimmertür stehen. Ich luge hinein. Und da sehe ich es, überall am Boden. Millionen von Porzellanscherben. Das mit kitschigen Figürchen vollgestellte Erkerfenstersims meiner Mutter ist jetzt das leere Erkerfenstersims meiner Mutter, das früher mal mit kitschigen Figürchen vollgestellt war. Der Hockeyschläger meiner Schwester liegt in zwei Hälften auf dem Sofa.
Ich gehe rückwärts aus dem Wohnzimmer hinaus und schlieÃe die Tür, bevor Cree sehen kann, was passiert ist. Ich kann fühlen, wie mir der Schweià ausbricht, als ich sie an den Fuà der Treppe lotse und fest ihre Hand umschlieÃe.
»Hallo?«, rufe ich wieder. Mein Herz wummert wie eine Bassgitarre.
»Mann?«, ruft Cree. Sie sieht zu mir hoch und ich lege einen Finger an die Lippen. Wir schleichen die Treppe hinauf, hören immer mehr Geräusche, je höher wir kommen. Im Badezimmer. Etwas zerscheppert im Waschbecken. Etwas boingst gegen die Badewanne.
Jackson steht vor unserem leeren Medizinschränkchen und gluckert eine ganze Flasche von Mums Klosterfrau Melissengeist weg. Flaschen und Schachteln liegen überall auf dem FuÃboden oder kullern in der Wanne herum. Von seinem linken Unterarm tropft Blut.
»Was tust du da?«, ist das Einzige, was mir einfällt zu sagen. Er macht der Klosterfrau den Garaus, das tut er, das sehe ich. Sogar Cree sieht das. Aber er macht es trotzdem. Er dreht sein Gesicht zu mir, dunkle Schatten unter seinen wilden Augen im grellen Badezimmerlicht. Er lässt die leere Flasche fallen.
»Ich hab was gebraucht«, schnieft er. »Etwas, das mich ausknockt. Ich kann nicht schlafen.«
»Aber du schläfst die ganze Zeit«, sage ich.
»Ich bin aufgewacht«, heult er. »Ich bin ins Haus gegangen. Jemand hat an der Tür geklingelt. Ich habâs gehört. Eine Frau. Sie ⦠sie ist an die Hintertür gekommen. Sie hat meinen
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