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Rockoholic

Rockoholic

Titel: Rockoholic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Skuse
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hierzuhaben«, sagt Mum. Sie hat eindeutig einen federnden Gang, vermutlich auf Grund der Tatsache, dass sich jetzt alle, der Bestattungsunternehmer, die Kreditkartenfirma und der Gasmann, ihre Mahnungen, die sich auf unserem Küchentresen türmen, in den Arsch schieben können. Vielleicht auch weil sie eine komplett neue Garderobe im Schrank hängen hat. Alles dank Opa. Ich freue mich. Aber ich freue mich nicht, dass Halley zurückkommt. Ich hatte leise gehofft, dass ihre Truppe beim Orientierungsmarsch den Kompass verlieren und noch ein paar Tage mehr durch die Quantock Hills irren würde. Vielleicht wird’s schön sein, sie wieder hierzuhaben, für Mum wird’s bestimmt schön, aber mein Leben macht es einen Tick komplizierter. Hoffentlich wird Mum ihr auch ganz klar verklickern, dass die Garage jetzt mein Reich ist, damit ich mir keine Sorgen machen muss, dass sie da rumschnüffelt. In meinem ›Atelier‹. Apropos, ich muss noch ein paar Bilder da rüberschaffen.
    Â»Haben wir noch Milch?«, frage ich und ziehe die Kühlschranktür auf.
    Â»Nein, ich werde in meiner Mittagspause einkaufen gehen. Unser Verbrauch an Lebensmitteln zurzeit geht echt auf keine Kuhhaut.« Mum sagt das oft, meist als kleine Anspielung darauf, dass ich anscheinend schlimme Fressflashs vom vielen Kiffen haben muss. »Steh nicht so da mit offener Kühlschranktür. Du lässt ja die ganze Kälte raus.« Ich mache die Tür zu und fange an die daran befestigten Magneten neu anzuordnen. »Gehst du heute wieder zur Arbeit?«
    Â»Ã„hm, ja«, sage ich. Ach du Schreck, heute ist ja Montag. An die Arbeit habe ich überhaupt nicht mehr gedacht. Ich hatte eine ›Mitleidswoche‹ lang frei (Urlaub, glaubt Mum) und jetzt muss ich wieder zurück. Ich schnappe mir eine Scheibe Toast, die Mum eigentlich für sich gemacht hat, und flitze nach oben, um mir ein T-Shirt für die Arbeit anzuziehen.
    Ich verlasse das Haus hinten durch den Garten, damit ich noch mal kurz bei Jackson in der Garage vorbeischauen kann. Er schläft, und so stelle ich eine Packung Orangensaft neben ihn hin und mache leise hinter mir die Tür zu.
    Wie immer habe ich keine Lust, zur Arbeit zu gehen, heute allerdings aus einem ganz neuen Grund. Ich kann nicht aufhören an Mac zu denken. Er ist mir die ganze Nacht im Kopf herumgespukt, aber ich bin nicht dahintergekommen, warum. Wenn Jackson nun Recht hat? Was empfinde ich für Mac? Ich weiß es nicht. Mac ist mein Freund. Er ist seit zwei Jahren mein Freund. Wie wäre es, wenn wir ein Liebespaar wären? Aber warum sollte er mich überhaupt wollen? Es ist mir schon mal ganz kurz in den Sinn gekommen: er und ich, ein Pärchen. Ich hab auch mal so einen Schwul-Test gemacht. Ich habe eine Zeitungsanzeige offen auf dem Küchentresen liegen lassen, eine Parfümreklame, die einen halb nackten Mann zeigte, nur um Macs Reaktion zu sehen. Er half Mum gerade beim Wäschezusammenlegen. Er hat einen Sockenhaufen direkt auf das Werbebild platziert.
    Für mich hat es nie einen anderen Mann als Jackson gegeben. Und wenn er nun bloß die Fantasie gewesen ist, die der Wirklichkeit im Weg stand?
    Auf der Arbeit ist es schrecklich. Erst mal komme ich zu spät, was nicht ungewöhnlich ist, aber es bedeutet, dass ich eine dicke, fette Standpauke von der Gruppenleiterin Ashley bekomme, die mich in der Luft zerreißt und die Fetzen auf dem Linoleumboden unseres Gruppenraums verteilt. Dann haben wir einen Dünnpfiff-Ausbruch, der dritte in diesem Jahr, und das heißt, dass ich den ganzen Morgen lang Kinder auf Wickelmatten lege und ihnen vollgeschissene Minijeans vom Popo pule.
    Ich habe die Mittagsschicht und spiele mit den Kindern, die keinen Mittagsschlaf mehr halten und nicht mit Durchfall nach Hause geschickt worden sind. Zwei Kids sind damit beschäftigt sich gegenseitig mit den Holzlöffeln aus der schadstofffreien Öko-Spielküche zu erstechen. Ich male am Werktisch ein bisschen mit Buntstiften, aber keiner hat Lust mitzumachen. Ich bin dermaßen frustriert, dass ich laut schreien könnte. Ich will nicht hier sein. Wenn die Gruppenleiter vom Mittagessen zurück sind, werde ich fragen, ob ich früher nach Hause gehen darf.
    Und dann geht die Sonne auf.
    Â»Dody!« Cree wird für den Nachmittag hier abgegeben. Cree ist ein sogenanntes Flex-Kind, das heißt, wenn Mac nicht auf sie aufpassen kann, kommt sie in die

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