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Rockoholic

Rockoholic

Titel: Rockoholic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Skuse
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könntest.«
    Â»Wir erfinden einfach was«, sagt sie. Ich fange ihren Blick auf und biete ihr ein Stück Zeitungspapier als Ablage für die Scherben an. »Ich wollte ja auch nicht, dass sie seine Sachen weggibt, aber du weißt doch, wie sie ist. Ich wollte diesen kleinen Stein behalten, den er immer bei sich hatte. Der, der angeblich vom Mond gefallen ist. Ich bin in der Nacht vor der Sammlung raus zu den Altkleidersäcken, aber ich konnte ihn nicht finden. Jedes Mal, wenn ich Mum danach frage, reißt sie mir halb den Kopf ab. Sie kann noch nicht mal sein Schlafzimmer betreten. Es ist, als ob sie ihn am liebsten komplett verschwinden lassen möchte, dabei ist das hier doch sein Haus gewesen.«
    Ich sage nichts. Sie wird versuchen mir den Mondstein abzuknöpfen, wenn sie erfährt, dass ich ihn habe.
    Â»Ich meine, das meiste von seinem Zeug war ziemlich gammlig, oder … aber …«
    Â»Es war nicht gammlig«, blaffe ich.
    Â»Ich meinte nicht wirklich gammlig, ich meine nur, na ja, eben Zeug, das man nicht unbedingt behalten möchte. So wie seine Bongs und seine muffigen alten Bücher und seine schrägen Klamotten.«
    Ich schnaube. »Egal.«
    Â»Dass du das hier gemacht hast … du musst echt stinkwütend sein auf Mum, Jody, das war mir gar nicht so klar.«
    Â»Ja. Na ja. Jetzt ist es dir klar.«
    Â»Du warst immer das Lieblingskind von Mum und Opa. Sogar von Dad. Du bist das Prachtmädchen.«
    Â»Wie bitte? Inwiefern bin ich das Prachtmädchen?«, rufe ich. »Du warst doch dabei, als ich den Umschlag mit meinen GCSE-Noten aufgemacht habe? Und außerdem: Ich habe gerade meinen Job hingeschmissen. Ich habe eine Polizeiakte wegen Trunkenheit und ungebührlichen Verhaltens in der Öffentlichkeit. Und was Dad angeht, meinst du nicht, er hätte sich im Lauf des letzten Jahres mal bei mir gemeldet, wenn ich sein Lieblingskind wäre?«
    Sie schluckt. Ich glaube, auf eine sadistische Art und Weise ist sie erleichtert. Ihre Züge entspannen sich, obwohl ihr noch immer Tränen übers Gesicht laufen.
    Â»Ich bin nicht das Lieblingskind, Halley. Ich bin eine wandelnde Katastrophe. Darum werde ich so beachtet. Um mich muss man sich ständig Sorgen machen. Um dich braucht sich Mum keine Sorgen zu machen, du mit deinen ganzen Abzeichen und Trophäen. Du bist doch hier das Prachtmädchen.«
    Â»Und was ist mit Sid, dem Trucker?«, sagt sie.
    Â»Ach ja, richtig. Sid hab ich total vergessen.« Wir beide lächeln schwach.
    Halley runzelt die Stirn und senkt den Kopf. Sie rutscht auf Knien über den Teppich und schnappt sich den Handfeger. Sie fängt an die Porzellanscherben aufzufegen. »Als du im Pub übernachtet hast, hat sie an beiden Abenden Veggie-Burger für dich gemacht, nur für alle Fälle. Und sie hat im Schlaf geweint.«
    Unsere Blicke treffen sich. Ich hab immer gedacht, dass Halley und ich niemals miteinander klarkommen könnten, nicht für Geld und gute Worte. Doch dieser kurze Augenblick hier fühlt sich gut an. Ich habe das Gefühl, dass gerade ein kleiner Brand gelöscht wurde.
    Â»Ich kaufe dir einen neuen Hockeyschläger«, sage ich. »Diesen von Nike, auf den du ein Auge geworfen hast.«
    Sie lächelt. »Das brauchst du nicht. Besorg mir lieber ein Ticket für das nächste Regulators-Konzert. Wir könnten zusammen hingehen.«
    Â»Ja. Weiß allerdings nicht, wann mal wieder eins stattfindet.«
    Â»Nein, ich schätze, zuerst müssen sie ihn finden, was?« Sie gluckst und wischt sich über die Wangen.
    Ich halte ganz kurz inne und lasse ihre Worte in meinem Kopf nachklingen. Sie hilft mir beim Fertigauffegen der Scherben und besteht sogar darauf, dass wir uns zusammen eine Geschichte für Mum zurechtlegen, um mich aus dieser Sache rauszuhauen. Sie nimmt die Pfirsichton-Farbprobe vom Kaminsims und drückt sie mir in die Hand. Dann macht sie sich daran, die nackte Kaminwand anzupinseln. Ich mache es ihr nach, bis wir die ganze Wand gestrichen haben. Sie geht zum Fenster und öffnet beide Flügel.
    Â»Und dann kam ein Windstoß und … Ups! Sorry, Mum!« Sie zuckt mit den Achseln.
    Ich lache. »Wenn ich ihr das erzähle, wird sie mir das niemals abkaufen.«
    Â»Aber mir wird sie’s abkaufen. Ich hab eine reine Weste …«
    Â»â€¦Â abgesehen von Sid.«
    Â»Ja, abgesehen von Sid. Aber sie wird mich

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