ROD - Die Autobiografie
mich daraufhin umgehend verlassen würde. Aber die Geburt unserer Tochter brachte uns 1987 einander wieder näher, und während Rubys erster Lebensjahre verbrachten wir alles in allem eine glückliche und sorgenfreie Zeit miteinander. Nach der Scheidung von Alana konnte ich wieder in das Haus am Carolwood Drive zurückkehren, wo Kelly und ich lebten, wenn wir nicht in Epping waren. Meine Familie liebte Kelly, Kelly liebte England, wir hatten eine wundervolle Tochter und materiell gesehen alles, was wir uns jemals hätten wünschen können.
Und trotzdem meldete sich der kleine Teufel in meinem Kopf wieder zu Wort: »Lass dich bloß nicht einfangen! Binde dich nicht!« Meine innere Unruhe, die Nachwehen meiner zuvor gescheiterten Ehe, die tief sitzende Gewissheit, dass sie vielleicht schon wieder nicht die Richtige für mich war und dass ich es nicht durchhalten würde: All das hielt mich von einer Hochzeit ab, sehr zu Kellys steigendem Unmut und Unsicherheit.
Ganz anders ging da mein geschätzter Freund Elton John zur Sache. 1984 rief mich Elton an und erklärte: »Ich habe geheiratet, mein Lieber. Eine Frau.« Die Reaktion darauf konnte nur eine sein: » Was hast du gesagt?« In den Siebzigern hatte Elton in einem Rolling-Stone -Interview angedeutet, dass er bisexuell sei. Dabei wusste jeder, der ihn näher kannte, dass er schwul war.
Er antwortete: »Ich dachte mir einfach, es wäre mal an der Zeit, mein Lieber.«
Ich: »Und was willst du tun, wenn ihr Sex habt?«
Er: »Ach, ich werde einfach ein paar Holzstielchen um ihr Ding binden.«
Ich dagegen war nicht gewillt, eine solche Kompromissbereitschaft aufzubringen. Im Gegenteil schien ich es auf Teufel komm raus darauf anzulegen, als der letzte der großen Schwerenöter in die Geschichte einzugehen. Kelly fand einen Zettel in meiner Tasche, den ein One-Night-Stand dort hinterlassen hatte: »Ich werde unsere gemeinsame Nacht nie vergessen.« Unter solchen Umständen lässt selbst die Geduld des sanftmütigsten Engels nach. Kelly hatte mit ihren Gefühlen nie groß hinter dem Berg gehalten, aber das fröhliche und unerschütterlich gut gelaunte Mädchen, das ich vom Anfang unserer Beziehung kannte, war nun immer öfter unglücklich, konfus und den Tränen nahe. Sie weinte in Aufzügen, weinte in Hotellobbys, weinte in Autos und in Flugzeugen. Ich hatte noch nie jemanden gesehen, der so viele Tränen vergoss. Schließlich beschloss Kelly Anfang des Sommers 1990, dass sie genug geweint hatte, und verließ mich. Ruby nahm sie mit.
Übrig blieb ein gotterbärmlicher Scherbenhaufen. Doch wenn selbst die Beziehung zu einer solch aufrichtigen Person wie Kelly in einem gotterbärmlichen Scherbenhaufen endete, dann war die Botschaft inzwischen klar und sogar bei mir angekommen: Ich war nicht dazu geschaffen, dauerhaft mit jemandem zusammen zu sein. Ich war ein Junggeselle und würde es immer bleiben. Und das war besser für alle Beteiligten.
Ein paar Wochen nachdem Kelly mich verlassen hatte, bekam mein Manager Arnold einen Anruf von Pepsi, ob ich Interesse hätte, in einem Werbespot mitzuwirken. An sich hielt sich mein Interesse an dieser Art von Tätigkeit in Grenzen, obwohl es über die Jahre einige Angebote gegeben hatte. So war ein niederländischer Hersteller überaus erpicht darauf gewesen, dass ich Werbung für seine Kondome machte. Und das zu einer Zeit, in der die Dinger so verpönt waren, dass die meisten Leute noch nicht einmal das Wort »Kondom« über die Lippen brachten. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wo der Hersteller die »Synergie« zwischen mir und seinem Produkt sah. Immerhin war es nett, dass er mich fragte. Abgelehnt habe ich trotzdem.
Ebenfalls abgelehnt habe ich das Angebot von Cadbury’s, für die ich Schokolade in Großbritannien bewerben sollte. In den USA waren es Pampers, die für die Nutzung eines kurzen Ausschnitts von »Forever Young« in einem Spot für Babywindeln die ordentliche Summe von zwei Millionen Dollar in Aussicht stellten – und das habe ich angenommen. Aber sie baten mich auch nicht, im Werbespot mitzuspielen. Sie setzten stattdessen putzige kleine Tierchen ein, und das war wahrscheinlich besser so. Ich sehe furchtbar aus in Windeln.
Aber dieser Pepsi-Spot war schon verlockend. Erstens würde ich keinen Jingle singen oder versuchen müssen, dem Wort »Pepsi« sonstwie Seele einzuhauchen. Solche potenziellen Peinlichkeiten blieben mir erspart. Ich müsste nicht einmal die Limo trinken und dabei
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