ROD - Die Autobiografie
ablenken würde, wenn sie dabei wäre.
An diesem Tag ging es um meinen Dad. Es gab einen Trauerzug zum Highgate Cemetery. Meine Brüder, meine Schwester und ich organisierten ein Blumenarrangement in Form eines Fußballplatzes. Gordon Strachan und Kenny Dalglish und einige andere Fußballspieler schickten Blumen und erwiesen ihm im Namen des schottischen Fußballs die letzte Ehre. Ein Dudelsackspieler aus den Highlands ging dem Leichenwagen voraus, und die Leute in Highgate standen an der Straße, um sich anzusehen, wie Bob Stewart zum letzten Mal den Muswell Hill Broadway entlangfuhr.
Am meisten Sorgen machte uns, wie es wohl unserer Mum danach ergehen würde. Schon damals war die Welt für sie verwirrend. Aber tatsächlich kam sie gut zurecht. Meistens schien sie zu glauben, Dad sei nur mal kurz drüben im Wettbüro.
Gibt es im Himmel Wettbüros? Wenn ja, weiß ich, wo ich meinen Vater suchen muss.
Möglicherweise trug der Tod meines Vaters dazu bei, dass es mit Rachel und mir noch schneller ging. Nach der Beerdigung flogen wir von London zurück nach New York, ich half ihr beim Zusammenpacken ihrer Sachen, dann ging es weiter nach Los Angeles, und sie kam mit nach Carolwood, damit wir zusammenleben konnten.
Doch kaum eingezogen, hatte sie einen Vertrag zu erfüllen – noch ein Fotoshooting für Sports Illustrated mit Elle Macpherson in Puerto Rico. Der Job brachte mit sich, dass sie drei Wochen weg war, während ich in L.A. Studioaufnahmen machte. Das waren quälende Aussichten, die sich für uns beide auftaten. Aber Arbeit war Arbeit, und es gab ja immer noch das Telefon. In diesen Wochen telefonierten wir praktisch ununterbrochen. Ich glaube, das war wohl die Phase, in der wir am meisten über den anderen erfahren haben. Wir redeten stundenlang über unser Leben und unsere Familien, dummes Zeug und ernstes Zeug, dieses und jenes. Am Ende der dreiwöchigen Reise bekam Rachel eine Telefonrechnung über zehntausend Dollar.
Als Rachels Job beendet war, flog ich per Learjet runter nach Puerto Rico, um sie abzuholen. Und dann ging es mit der Maschine gleich weiter nach Nassau auf den Bahamas, wo ich fürs Wochenende ein Boot gechartert hatte. Das Flugzeug geriet unterwegs in Turbulenzen, aber wir waren beide so glücklich, dass es uns egal gewesen wäre, wenn wir auf der Stelle vom Himmel gefallen und gestorben wären.
In dieser Nacht auf dem Boot besiegelten wir unsere Beziehung. Als Gentleman muss ich auf meinem Recht bestehen, einen zarten Schleier über diese Vorkommnisse auszubreiten. Ich kann euch nur sagen, dass wir, als die ersten Strahlen des jungen Morgens nach unserer Liebeslaube griffen, eines beunruhigenden Anblicks gewahr wurden: eines langen braunen Fleckens mitten auf dem Laken.
Beide sahen wir uns einem Moment erschütterter Selbstbetrachtung ausgesetzt: »Ich hab doch wohl nicht … Wir haben doch wohl nicht …«
Die nähere Betrachtung ergab, dass der Fleck eine Tafel Schokolade war, die auf dem Kopfkissen gelegen und die wir in der Hitze unserer Leidenschaft übersehen hatten.
Zurück in Los Angeles hielt ich bei einem Picknick im Park um Rachels Hand an. Am 15. Dezember 1990, etwas über drei Monate nach meiner Darbietung der Problemzonen-Übung im Roxbury, heirateten wir. Der Gottesdienst fand in der presbyterianischen Kirche in Beverly Hills statt. Mein Bruder Don war Trauzeuge. Die Platzanweiser waren größtenteils meine Fußballkumpel von den Exiles, und ich brachte sie dazu, Sonnenbrillen aufzusetzen und weiße Stöcke zu tragen, sodass sie, wenn sie die Gäste zu ihren Plätzen geleiteten, den Eindruck vermittelten, als führe ein Blinder den anderen. Vor dem Altar ließ sich Rachel die wunderbar romantische Geste nicht entgehen, mir fest in den Hintern zu kneifen, und draußen vor der Kapelle spielten Dudelsackbläser in Kilts »Scotland the Brave«.
Nach der Zeremonie waren die Gäste zum nächsten Programmpunkt eingeladen, der auf der geprägten Einladungskarte als »gepflegtes Besäufnis« im Four Seasons Hotel angekündigt wurde. Auf dem Sitzplan für den Empfang waren die Tische nach Fußballteams benannt. Als Hochzeitsessen gab es neuseeländischen Lammbraten mit Minzsauce, Ofenkartoffeln und Rosenkohl. Der Kuchen hatte die Form der Houses of Parliament mit einem meterhohen Big Ben, auf dem Dach befand sich eine Kiwi. Long John Baldry war zugegen, ebenso Ian McLagan. Ronnie Wood konnte leider nicht, weil er sich noch von seinem letzten Autounfall erholte. (Woodys
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