Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ROD - Die Autobiografie

ROD - Die Autobiografie

Titel: ROD - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Stewart
Vom Netzwerk:
nahm ich zu. Auch das stand in Zusammenhang mit den Anabolika, und nicht nur, weil man dauernd solchen Heißhunger hat: Man speichert Flüssigkeit und kriegt Hamsterbacken. Irgendwann kommt dann der beunruhigende Moment, in dem du in den Spiegel schaust und deinen Unterkieferknochen nicht mehr siehst. Unweigerlich folgten Kommentare in der Presse, dass ich zugelegt hätte. Einige besonders sachkundige Beobachter führten diesen Aspekt auf mein fortgeschrittenes Alter zurück, andere auf die Zufriedenheit des jungen Ehelebens. Beides stimmte nicht, aber ich konnte ja schlecht öffentlich erklären, was tatsächlich Sache war. Meine Karriere wäre zu Ende gewesen. »Keine Sorge, Leute – kauft weiter Tickets. Wahrscheinlich singe ich, denn diese Anabolika wirken super!«
    Und dann kam Sheffield und der Abend mit den Halluzinationen. Fünf Stunden vor der Show tat mir der Hals weh, und ich hatte fast keine Stimme mehr. Ich spritzte mir meinen Cocktail. Drei Stunden vor dem Auftritt wurde es immer noch nicht besser. Ich war verzweifelt: Nicht mal der Cocktail schien zu helfen. Zusätzlich nahm ich Kortison-Tabletten. Kortison sollte man wirklich nur mit vollem Magen nehmen. Meiner aber war leer. Während ich auf der Bühne stand, riss meine Magenschleimhaut, und ich blutete während der Show innerlich vor mich hin.
    Ich schloss die Augen beim Singen, und als ich sie wieder aufmachte, war ich nicht mehr in Sheffield, sondern stand in der alten Küche meines Elternhauses an der Archway Road; meine Mum war drüben an der Spüle zugange. Ich schloss noch einmal die Augen, und plötzlich war das Publikum in Sheffield wieder da. Aber ich sah es wie durch ein Goldfischglas. Der ganze Raum schien auf mich zuzukommen. Um zu verhindern, dass meine Beine unter mir nachgaben, hielt ich mich am Mikrofonständer fest. Ich hielt mich fest und sang.
    Wie ich von der Bühne kam, weiß ich nicht mehr genau. Ich weiß nur noch, dass man mich in eine Limo setzte und vor den Augen des verwirrten Publikums aus der Arena schaffte und dass mich dieser Arzt von der Versicherungsgesellschaft behandelte. Eigentlich war er Proktologe, was die zunehmend besorgte Rachel, als sie sein Spezialgebiet erfuhr, noch zusätzlich beunruhigte. »Wieso zum Teufel starrt ein Arschdoktor meinem Mann in den Hals?« Während wir durch die Nacht zurück nach Essex fuhren, führte der »Arschdoktor« im Fonds des Wagens eine Bluttransfusion durch.
    Am nächsten Morgen fühlte ich mich schon viel besser, aber man sagte mir, ich bräuchte noch eine Transfusion. In der Klinik riet man mir, zwölf Stunden das Bett zu hüten, während die Flüssigkeit sich in meinem Blutkreislauf ausbreitete, aber ich fand, mit einem Schlauch im Arm herumliegen konnte ich genauso gut zu Hause, also fuhr man mich unter Aufsicht des »Arschdoktors« mit dem nötigen Plasma zurück nach Epping.
    Daheim stellte ich zu meinem unbändigen Vergnügen fest, dass ich den Blutbeutel auf der Spitze eines Billardqueues balancieren konnte. So spazierte ich eine Weile im Haus herum, bis der Witz sich abnutzte. Im Grunde kam er von Anfang an gar nicht so gut an, vor allem nicht bei Rachel. Aber ich fand es lustig.
    Mittags saß ich in der Küche, während Rachel Steaks briet (höchst empfehlenswerte Nahrung, wenn man zu Hause eine Bluttransfusion durchführt). Zu Rachels Entsetzen verkündete der »Arschdoktor«, dass er mal eben für eine Stunde verschwinden würde, um im Pub was zu essen.
    »Aber was mache ich, wenn da eine Luftblase ist?«, fragte sie und deutete auf den Schlauch in meinem Arm.
    Als er ging, lächelte der Arzt: »Vertrauen Sie mir. Da ist keine Luftblase.«
    Rachel widmete sich wieder ihren Steaks, wenn auch inzwischen etwas abgelenkt, denn sie war überzeugt davon, dass ich jeden Augenblick unter ihrer Aufsicht zu Tode kommen würde. Und siehe da, es kam genauso, wie sie befürchtet hatte. Kaum war das Auto des Arztes losgefahren, sah sich Rachel ihrem schlimmsten Albtraum ausgeliefert: dem Anblick einer Luftblase, die sich aus dem Plastikbeutel löste und durch den Schlauch auf den Arm ihres Mannes zusteuerte.
    Ich bin mir zwar so gut wie hundertprozentig sicher, dass da keine Luftblase war. Aber Rachel hatte etwas anderes gesehen. Und nachdem sie einmal die Gewissheit hatte, blieb ihr nichts anderes übrig, als die nötigen, drastischen Maßnahmen zu ergreifen. Aus diesem Grunde habe ich das seltene Privileg, darüber berichten zu können, dass es höllisch wehtut, wenn jemand

Weitere Kostenlose Bücher