ROD - Die Autobiografie
viele Jahre später ein Sheriff aus einem abgeschiedenen Bayou in Louisiana bei Arnold meldete und ihm mit ernster Stimme verkündete: »Sir, es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass wir Ihren Klienten hier bei uns in der Zelle haben. Er wurde nach einer Schlägerei unter Alkoholeinfluss in einer Bar festgenommen.« Voller Betroffenheit antwortete Arnold: »Das ist ja entsetzlich. Aber auch schwer vorstellbar. Er sitzt mir nämlich gerade in meinem Büro gegenüber.«
Und dann gab es noch jenen Rod Stewart, der im Raum Manhattan dermaßen überzeugend auftrat, dass er sogar Jann Wenner narrte, den geschätzten Erfinder und Herausgeber des Rolling Stone , jemand, der mich mit Sicherheit gut kennt. 1985 rief Jann bei Arnold an und beschwerte sich: »Ich bin ganz schön beleidigt. Meine Frau und ich kamen gerade aus dem Plaza Hotel, und direkt vor uns steht Rod Stewart. Ich sage: ›Hallo Rod‹, aber er ignoriert mich völlig und geht einfach weiter. Ich verstehe das nicht. Habe ich ihm irgendwas getan?«
Arnolds Erklärung, dass ich mich zum Zeitpunkt dieser kaltherzigen Abfuhr in Kalifornien aufhielt, konnte Jann nicht beruhigen.
»Arnold, komm erzähl mir nichts. Ich erkenne Rod Stewart doch, wenn ich ihn sehe.«
Um ihn schließlich doch noch zu überzeugen, dass ich mich sehr weit entfernt vom Plaza Hotel aufhielt, brachte Arnold Jann dazu, im Studio in Burbank anzurufen, wo ich Aufnahmen machte und ihn beruhigen konnte.
Der gleiche Typ scheint es gewesen zu sein, der sich beinahe mal einen Ferrari unter den Nagel gerissen hätte, weil er behauptete, er sei ich. Er hatte den Wagen schon aus dem Autosalon gefahren, bevor jemand darauf kam, seine Personalien zu überprüfen. Die Polizei konnte den Hochstapler schließlich nach einem Verkehrsdelikt festnehmen. Angeblich war sein englischer Akzent perfekt. Und Hut ab für diese Kaltblütigkeit. Seine Ähnlichkeit mit einem bekannten Sänger auszunutzen, um einen teuren Boliden mitgehen zu lassen, verleiht dem Begriff »Tribute Act« eine völlig neue Bedeutung.
Und dann wollen wir nicht die Nachtclubsängerin und Performancekünstlerin vergessen, die Arnold anrief und fragte, ob er zu ihrem Liederabend kommen würde, für den geprägte Einladungskarten unter meinem Namen verschickt worden waren. Verständlicherweise war Arnold sehr erpicht darauf, etwas mehr darüber zu erfahren. Die Sängerin/Künstlerin senkte ihre Stimme bedeutungsvoll und sagte Arnold, er müsse doch wohl wissen, dass sie im Laufe der letzten fünf Monate einige verschwiegene und leidenschaftliche Zusammenkünfte mit seinem Klienten in ihrem Apartment in New York gehabt habe, für die ich heimlich und unerkannt eingeflogen sei.
»Wie sieht er denn aus?«, fragte Arnold.
»Na, wie Rod Stewart natürlich«, antwortete die Sängerin/Künstlerin leicht ungehalten.
»Wie groß ist Rod Stewart denn?«, wollte Arnold wissen.
»Ungefähr einen Meter siebzig«, sagte sie.
Worauf Arnold meinte: »Dann muss er wohl auf dem Flug jedes Mal zehn Zentimeter verlieren, denn als ich das letzte Mal nachgeschaut habe, war er eins achtzig groß.«
Die Sängerin/Künstlerin ließ sich nicht abbringen: »Aber er singt mir vor. Er bringt mir Ständchen im Bett.«
»Was singt er denn?«, fragte Arnold.
Ihre Antwort: »Er summt die Titelmelodie aus dem Film Romeo und Julia .«
Und mit diesem winzigen Detail war die Täuschung aufgeflogen. Für die zärtlichen Momente im Schlafgemach bevorzuge ich nämlich Beethovens Fünfte.
Merk dir das fürs nächste Mal.
KAPITEL 16
In welchem unser Held die Liebe findet und verliert und sein Herz bricht. Mit beiläufigen Bemerkungen zu Halsschmerzen, edlen Tropfen aus den Untiefen von Ronnie Woods Kofferraum und dem Vergnügen, ein Publikum von der Größe der Schweiz am Strand von Brasilien zu unterhalten.
Z um ersten Mal sah ich Rachel Hunter in einem Werbeclip für ein Fitness-Video: Sports Illustrated’s Super Shape-Up . Die Werbung lief im Sommer 1990 ständig im amerikanischen Fernsehen, und wenn es möglich ist, nach einem zweiminütigen Infomercial mit Synthesizer-Untermalung süchtig zu werden, dann war ich süchtig. Meine Welt blieb stehen, sobald der Spot lief. Darin traten auch Elle Macpherson und Cheryl Tiegs auf, aber meine Aufmerksamkeit galt dem Mädchen mit den hübschen Locken im metallisch glitzernden Lycra-Body, das die Vorteile des »Body-Sculpting« pries. Die Stimme aus dem Off erklärte, mithilfe dieser Übungen ließen sich »die
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