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ROD - Die Autobiografie

ROD - Die Autobiografie

Titel: ROD - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Stewart
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nicht sicher, ob wir wirklich dazu beitrugen, der Veranstaltung die nötige Ernsthaftigkeit zu verleihen.
    Aber am meisten Grund, für die Unterstützung dankbar zu sein, die mir MTV zuteilwerden ließ, hatte ich, als mich der Sender 1993 einlud, eine seiner Unplugged -Shows zu spielen. Es war dieses Format, bei dem – sehr ungewöhnlich für die ursprüngliche Heimstatt technisch aufwendiger Videoproduktionen – Künstler eingeladen wurden, akustische Sets vor kleinem Publikum in einem schlichten Studio ohne optische Showeffekte zu spielen. Eric Clapton und Paul McCartney hatten das schon gemacht und Platten ihrer Auftritte veröffentlicht. Jetzt war ich an der Reihe.
    Es war eine nervenaufreibende Aussicht. Ganz abgesehen davon, dass ich in Claptons und McCartneys Fußstapfen treten sollte, war der Druck enorm, alles richtig zu machen, und dieses Format war ausgesprochen entblößend: Mach in der Situation einen Fehler, und alle werden es hören. Außerdem war es üblich, dass die Musiker die Vorstellung im Sitzen absolvierten, womit ich – wie ich dachte – Probleme bekommen würde. Wie? Kein Dauerlauf? Kein Wirbeln mit dem Mikroständer? Kein Kniefall? Normalerweise verlor ich während eines Gigs zwei Kilo. Ein Hocker bedeutete für mich eine ähnliche Einschränkung wie eine Zwangsjacke.
    Also versammelte ich im Januar 1993 in einem Studio in Los Angeles eine Band und setzte drei Wochen Proben an. Es war ein bisschen wie ein Klassentreffen und gleichzeitig eine Zusammenführung der Truppen: Ronnie Wood spielte mit; von meiner frühen Solo-Band waren Kevin Savigar und Jim »der Segovia von Somerset« Cregan dabei, vom späteren Line-up Chuck Kentis, Jeff Golub und Carmine Rojas. Als Erstes fiel auf, wie viele von uns dem unaufhörlichen Fortschreiten der Zeit nicht hatten trotzen können und inzwischen eine Brille brauchten: ich, Woody, Jim, Carmine – die Bühne war voller Brillenträger.
    Woody kam in einem Geländewagen und lud erst mal alle ein, draußen auf dem Parkplatz einen Blick in seinen Kofferraum zu werfen. Er riss die Tür auf, und dahinter befand sich etwas, das einem mobilen Pub sehr nahe kam – gut gekühltes Bier, Spirituosen und Weine aus allen Weltgegenden. Es stünde uns frei, so Woody, jederzeit kurz vor die Tür zu treten und uns zu bedienen. Damit waren die Vorzeichen klar, unter denen die folgenden Proben ablaufen würden.
    Und natürlich war der Weg von der elektrischen zur akustischen Version für einige meiner alten Songs (»Every Picture Tells A Story«, »Mandolin Wind«, »Maggie May«) nicht besonders weit, im Grunde handelte es sich nur um eine Reise zu ihren Ursprüngen. Schon bald wurde klar, dass aus der Verbindung dieser Songs in diesem Format mit diesen Musikern etwas ganz Besonderes entstehen würde.
    Wir zeichneten die Show am 5. Februar in den Universal Music Studios auf. Das Publikum saß ganz nah vor der Bühne – beängstigend nah, wie in einem Pub, und zwar im Kreis, sodass es absolut kein Entrinnen gab. Am Ende warf ich auf dem Hocker meine Beine in die Luft, rotierte herum und neigte mich gelegentlich zur Seite, um Woody aus dem Konzept zu bringen. Aber bei allem Herumalbern und den Sprüchen zwischen den Stücken entwickelte die Show doch eine ganz eigene Dynamik, und ich merkte, wie ich mich in diesen Liedern wiederfand und eine tiefe, emotionale Verbindung herstellte, wie ich sie seit Jahren nicht erlebt hatte.
    Der Auftritt nahm mich schließlich voll und ganz gefangen. Am letzten Tag der Proben, buchstäblich am Tag vor der öffentlichen Aufzeichnung, hatte ich zum Entsetzen der Band beschlossen, »Have I Told You Lately« zu singen, die Van-Morrison-Ballade, die ich 1991 für das Vagabond - Heart -Album aufgenommen hatte. Und als wir zum Ende dieses Songs kamen, am Abend der Sendung, musste ich an Rachel und Renee denken, die damals kaum acht Monate alt war, und machte eine Geste, als würde ich ein Kind im Arm halten. Ich merkte, dass mir die Tränen kamen.
    Als ich mir die Show später ansah, wurde mir bewusst, dass es wahrscheinlich der beste Auftritt meiner ganzen Karriere war. Besonders ermutigend fand ich, dass ohne den ganzen Krach und die Showeinlagen und das Herumalbern deutlich wurde, worum es eigentlich ging – dass ich mit meiner Stimme einen Song zum Leben erwecken konnte. Und wenn ich ehrlich sein soll, war es von Anfang an eigentlich immer nur das gewesen, was ich hatte beweisen wollen.
    Die Aufnahmen wurden als »unplugged … and

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