ROD - Die Autobiografie
heraus: dass sie unglücklich war, und zwar schon eine ganze Weile – wohl fast ein ganzes Jahr. Dass sie trotzdem immer wieder versucht hatte, diese unglücklichen Gefühle zu verbergen, dass sie jetzt aber nicht mehr konnte und mich verlassen würde.
Es war, als hätte mir jemand einen Cricketschläger über den Schädel gezogen. Ich hatte ja keine Ahnung gehabt. Nicht den leisesten Schimmer. Wenn ich an die vergangenen Wochen dachte, fiel mir ein, dass ich in Los Angeles gewesen war, um mit der Band zu proben, und dass mich Rachel nicht ganz so oft angerufen hatte wie sonst. Aber das war nur ein winziges Detail, und ich war davon ausgegangen, dass die Kinder sie auf Trab hielten. Ansonsten wollte mir partout nichts einfallen, was mir entgangen sein könnte.
Ob sie einen anderen habe, wollte ich wissen. Hatte sie nicht. Sie sagte, es komme alles aus ihr selbst, sie sei unglücklich mit ihrem Leben. Und fügte hinzu, sie habe nicht mehr das Gefühl, dass es ihr Leben sei. Vielmehr sei sie als unreife Einundzwanzigjährige in mein Leben eingestiegen und davon derart vereinnahmt worden, dass sie sich inzwischen nur noch in meinem Fahrwasser bewege. Inzwischen war sie neunundzwanzig, und sie fürchtete sich davor, in absehbarer Zeit dreißig zu werden und keine eigene Identität zu besitzen. Sie musste gehen.
Ich brauchte ein paar Tage, um dieses Gespräch zu verdauen. Ich konnte es einfach nicht fassen. Die Erkenntnis, dass ich selig vorangestürmt war, ahnungslos Zukunftspläne geschmiedet hatte, ohne die Gefühle des Menschen wahrzunehmen, der mir am nächsten stand, war niederschmetternd. Wie ein Narr kam ich mir vor und wechselte dauernd hin und her zwischen dem Rückzug in meine Scham und flehentlichen Versuchen, Rachel dazu zu bewegen, es sich noch einmal anders zu überlegen.
Als ich merkte, dass ich nichts an ihrem Entschluss ändern konnte, gab ich die Pläne für den Hauskauf auf. Mein Angebot für Stargroves zog ich zurück. Die Möbelbestellungen stornierte ich, ebenso sagte ich den Designern ab. Die Leute zeigten sich äußerst verständnisvoll, aber für mich war es schmerzhaft und demütigend.
Rachels Entschluss, mich zu verlassen, stand Ende 1998 fest, aber Weihnachten getrennter Wege zu gehen wäre vor allem für die Kinder schlimm gewesen, also beschlossen wir, die Feiertage gemeinsam zu verbringen. In der Zwischenzeit spielte ich ein paar Shows in England, darunter fünf Abende im Earls Court, und das waren die schwierigsten Auftritte meines Lebens. Ich hatte das Gefühl, mit einem Amboss auf meiner Brust zu singen. Vor allem in London stellte ich mir lebhaft vor, Rachel würde zum Gig kommen und alles wäre wieder gut. Dauernd spähte ich hinter die Bühne: »Heute Abend kommt sie.« Als das nicht passierte, war ich am Boden zerstört.
Zum Weihnachtsfest flogen wir in unser Haus in Palm Beach. Inzwischen war die Nachricht von unserer Trennung durch die Presse gegangen. Im Flugzeug saß ich neben Jeffrey Archer, dem Schriftsteller und konservativen Politiker. »Rod«, sagte er, »das ist der Moment, in dem Sie Ihr Buch schreiben sollten.« Und das tat ich. Ich fing an, ein paar Sachen festzuhalten, legte den Entwurf aber bald wieder beiseite; ich konnte mich einfach nicht konzentrieren.
Wir nahmen Abschied, still und traurig. Rachel flog mit den Kindern nach Neuseeland, um ihre Familie zu besuchen. Erst als ich wieder nach Los Angeles kam, allein in unserem gemeinsamen Haus saß und mir bewusst wurde, dass unsere Beziehung tatsächlich zu Ende war, schwappte das Elend so richtig über mich hinweg. Es war ein romantisches Fieber, wie man es aus dem 19. Jahrhundert kennt. Vier Monate lang war ich völlig neben der Spur. Ich nahm sechs Kilo ab. Ich fror ununterbrochen. Tagsüber lag ich auf dem Sofa, unter einer Decke mit einer Wärmflasche auf der Brust. Da wusste ich, warum man von einem gebrochenen Herzen spricht – genau dort spürt man es.
Ich war wie von Sinnen, verlor fast den Verstand. Eine Woche hatte ich Renee und Liam bei mir und auch Ruby, und ich beschloss spontan, mit ihnen irgendwohin zu fahren. Ein Familienausflug – eine Woche unterwegs. Ich dachte, das würde mich wieder ins Leben zurückholen. Ich kam ins Zimmer spaziert, klatschte in die Hände und sagte: »Okay. Wir fliegen nach Hawaii.« Ich schickte sie los, damit sie ihre Taschen packten. Es war verrückt. Als wir ankamen, hatten Renee und Ruby Muscheln und Barbie-Puppen eingepackt. Keiner hatte Schlafsachen dabei.
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