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ROD - Die Autobiografie

ROD - Die Autobiografie

Titel: ROD - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Stewart
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zu.
    Chrissies Nachname war Shrimpton, ihr Freund war ein gewisser Mick Jagger, und seine Band nannte sich The Rolling Stones. Was aus denen wohl geworden ist? An jenem Abend saßen sie auf Stühlen, trugen Strickjacken, spielten Blues-Covers und ein, zwei eigene Nummern. Der Sänger hatte das Publikum im Griff. Long John beschrieb Jagger später als »mittelalterliche Darstellung eines Kobolds«, das bringt es ganz gut auf den Punkt. Mick lernte ich damals noch nicht kennen. Ich weiß aber noch, dass ich die Band toll fand, gleichzeitig das nagende Gefühl hatte: Das kann ich auch. Vielleicht war ich auch so töricht zu glauben, dass meine Stimme sogar noch besser war. Wenn ich am Strand Gitarre spielte, zog ich immer ein kleines Publikum an. Warum sollte ich es also nicht eine Stufe höher versuchen und mich gleich auf die Bühne stellen?
    Bloß mit wem? Ich hatte eine Zeit lang mit einer Band aus der Nachbarschaft, den Raiders, herumgehangen. Sie wussten, dass ich singen konnte, doch irgendwie klappte es einfach nicht. Einmal sollte die Band bei dem Plattenproduzenten Joe Meek vorspielen und nahm mich als Sänger mit. Meek war ein einschüchternder Kerl in Anzug und Krawatte, der trank wie ein echter Rock’n’Roller. Sein Studio befand sich in einer Wohnung im dritten Stock über einem Lederwarengeschäft in der Holloway Road. Wir gingen die Treppe hoch, bauten alles auf und spielten ein paar Minuten lang – an die Songs kann ich mich nicht mehr erinnern. Gut im Gedächtnis blieb mir hingegen, dass Meek irgendwann in den Raum kam, mir direkt in die Augen sah und verächtlich lachte. Ich nahm meinen Mantel und ging. Das war wohl die erste offizielle Kritik, die ich erhielt, und die Band spielte danach nur noch Instrumentalstücke. Kein besonders vielversprechender Anfang.
    Einen ersten kleinen Durchbruch hatte ich schließlich mit einer Band namens Jimmy Powell and the Five Dimensions. Powell war ein Bluessänger aus Birmingham, ein zäher alter Hund, der wie ein Boxer gebaut war und einen gewissen Status in Musikerkreisen erlangt hatte, weil er eine perfekte Ray-Charles-Imitation draufhatte. Wie ich zu Powell kam? Alles hing davon ab, wen man kannte. Die bereits erwähnten Raiders hatten sich in Moontrekkers umbenannt, der Gitarrist war jedoch zu den Five Dimensions gewechselt und hatte mich Jimmy Powell empfohlen. Bingo – schon war ich drin.
    Na ja, mehr oder weniger. Wenn ich lange genug sehnsüchtig herumstand, durfte ich für ein paar Nummern zum Mundharmonikaspielen in Ken Colyers Jazzclub im Keller eines Hauses in der Great Newport Street, Nähe Charing Cross Road im Herzen Londons, auf die Bühne. Colyer war ein vierunddreißigjähriger Jazztrompeter, der während seiner Zeit bei der Handelsmarine allerhand Erfahrung mit amerikanischem, insbesondere New-Orleans-typischem Jazz gemacht hatte. Er war ein Pionier, der versuchte, den Jazz auch in London durchzusetzen. Lonnie Donegan, der mit den Skiffle-Platten, die ich während meiner Schulzeit so gerne gehört hatte, spielte eine Zeit lang bei den Ken Colyer’s Jazzmen Gitarre. Obwohl Colyer seinen Club ursprünglich als Jazzkneipe geplant hatte, bot er der zunehmend größer werdenden Zahl von Rhythm-and-Blues-Bands eine Bühne, und so traten dort auch Jimmy Powell and the Five Dimensions auf. Ich stand am Bühnenrand, schnaufte und prustete in G-Dur, während das Publikum zusah und zustimmend nickte. Vielleicht fragte es sich aber eben auch: Warum hat niemand diesem Jungen beigebracht, dass man die Mundharmonika nicht nur blasen, sondern auch ziehen kann?
    Meine andere Hauptaufgabe bestand darin, während eines Verkehrsstaus die Band dadurch zu unterhalten, dass ich die Hintertür des Wohnmobils aufriss, mit dem wir durch die Gegend kurvten, und mich auf die Straße rollen ließ. Jedes Mal ein Brüller.
    Wie dem auch sei, nach kurzer Zeit erhielt ich eine etwas größere Rolle: Jimmy fragte mich, ob ich den Background-Gesang bei Ray Charles’ »What’d I Say« übernehmen könnte, der Vorzeigenummer der Band. In diese offensichtlich bedeutende Beförderung willigte ich natürlich gerne ein – nur um fast unmittelbar darauf gefeuert zu werden.
    Nun, was glauben Sie, warum? War mein Background-Gesang so grauenhaft, dass ein zweiter Auftritt um jeden Preis verhindert werden musste? Hmmmm. Oder wurde Powell plötzlich klar, dass ich singen konnte, und er hatte keine Lust auf Konkurrenz von einem jungen Kerl aus der eigenen Band, der mit eleganten

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