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ROD - Die Autobiografie

ROD - Die Autobiografie

Titel: ROD - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Stewart
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John Baldry so viel. Er hat mich entdeckt – auf einer Bank im Bahnhof, wie man sich vollkommen korrekt erzählt – und machte aus mir einen Sänger und Entertainer und noch viel mehr. Ich liebte ihn, solange er lebte, und war am Boden zerstört, als er starb. In meiner Brieftasche trage ich sein Foto mit mir herum, und ich sage euch, es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an den Kerl denke.
    Der fragliche Bahnhof war Twickenham in Westlondon, wohin es mich 1962 und 1963 häufig verschlug. Dort ging ich in Clubs, schaute mir Bands an und fragte mich, ob ich dazupassen würde – dessen war ich mir ziemlich sicher –, und wenn ja, wo genau. Das musste ich noch herausfinden.
    Noch hinter Twickenham, in Richmond, befand sich praktischerweise gegenüber dem Bahnhof der Crawdaddy Club – eigentlich bloß das Hinterzimmer eines Pubs; ein sagenhafter Ort, wenn er vollgestopft war mit Menschen, die herumsprangen und völlig ausflippten. Dort sah und bewunderte ich zum Beispiel die Yardbirds; die hatten einen gar nicht so üblen Gitarristen namens Eric Clapton. Das Crawdaddy musste irgendwann dichtmachen, weil es ein bisschen zu wild zuging, daraufhin wechselten alle einfach hinüber in den Richmond Athletic Club, wo es keine Bühne gab und das Publikum direkt an die Band rankam. Eine unglaubliche Atmosphäre.
    Am liebsten hing ich jedoch im legendären Eel Pie Island Hotel ab, einem sehr alten, feuchten Ballsaal auf einer Themse-Insel, auf die man zu Fuß über eine wacklige Holzbrücke gelangte. Hier hatten in den Zwanzigern und Dreißigern Tanzveranstaltungen stattgefunden. Bis Anfang der Sechziger wurde dort Jazz gespielt, bis ihn die neu gegründeten Rhythm-and-Blues-Bands für sich entdeckten. Am Ende der Brücke warteten zwei alte Damen in Pelzmänteln darauf, einem die drei Penny Gebühr abzunehmen.
    Die Bar erstreckte sich über eine ganze Wand des Clubs. Niemals gingen dort die Gläser aus – seltsamerweise, denn ein beliebtes Spielchen am Ende des Abends war, sein Bierglas im Fluss zu versenken. Noch heute wird heftig darüber debattiert, ob die Tanzfläche gefedert war oder einfach der Boden auf einer Seite vergammelt. Wie auch immer, wenn die Leute links tanzten, hüpften die auf der rechten Seite auf und ab, ob sie wollten oder nicht.
    Die Band-Garderobe war ein merkwürdiger Kasten, eine Art Puppenhaus, das über der Bühne schwebte. Durch die kleinen Fenster mit Vorhängen konnten die Musiker hinunter auf das Publikum schauen. Die Bühne betrat man über eine schmale Treppe in der Ecke. Unzählige Sänger versuchten sich an einem dramatischen Auftritt die Treppe hinunter und landeten mitten im Publikum auf ihren Hintern.
    Der Herrscher über dieses einzigartige Königreich war ein verschrobener Kerl namens Arthur Chisnall. Als ich anfing, selbst dort aufzutreten, fand ich heraus, dass Arthur die Bands in abgegriffenen Ein- und Fünf-Pfund-Noten bezahlte – nie in größeren Scheinen. Am Ende des Abends zählte er die Gage ab, und man ging mit einem dicken Bündel nach Hause, zu groß für die Hosentasche.
    Doch zunächst besuchte ich Eel Pie Island als zahlender Gast. Mit der U-Bahn fuhr ich nach Waterloo und stieg dort um in den Zug nach Twickenham. Das war eine ziemlich lange Reise von Archway, wo ich wohnte. Und die Rückfahrt konnte noch länger dauern, wenn ich, was häufig vorkam, müde und mitgenommen einschlief, Archway verpasste und mit einem Ruck an der Endstation in High Barnet aufwachte. Trotzdem war es den Aufwand wert. Wenn man sich in Schale warf, sorgfältig die Frisur in Schuss brachte und nach Eel Pie Island fuhr, hatte man jedes Mal schweißnasse Hände – schließlich war man zu einem wirklich exotischen Ort unterwegs. Die Mitgliedskarten für den Club sahen aus wie Pässe, um klarzustellen, dass das hier ein souveräner Staat war: »Eelpiland«, wie die Pseudo-Ausweise als offiziellen Landesnamen angaben. Ein Land, das zum Bersten mit Musikfans, Kunststudenten und hübschen Mädchen in knappen Kleidern bevölkert war. George Melly hat einmal gesagt: »Man konnte den Sex von Eel Pie Island aufsteigen sehen wie Dampf aus einem Teekessel.« Es war einfach großartig dort. Hier begriff ich zum ersten Mal, welche Macht gut gespielter Rhythm and Blues haben konnte.
    Ich war achtzehn und noch mit Sue Boffey zusammen. Sue hatte eine Freundin, Chrissie, die uns eines Abends zu einem Konzert der Band ihres Freundes in Richmond einlud. Dieser Freund war wohl der Sänger. Wir sagten

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