Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ROD - Die Autobiografie

ROD - Die Autobiografie

Titel: ROD - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Stewart
Vom Netzwerk:
schrieb erstaunlicherweise »Schottland« – das waren wahrscheinlich die Nachwirkungen des Schottenkaro-Erlebnisses mit Long John), und mit meinen Abneigungen (»Idioten« – dabei bleibe ich).
    Bemerkenswert war allerdings mein »Ziel«: »Mit dem Count Basie Orchestra singen«. Schon damals blickte ich offenbar über den Tellerrand.
    Dieses Paket genügte vielleicht nicht, um in der überregionalen Presse Aufsehen zu erregen, veranlasste jedoch meine Lokalzeitung, den stets loyalen Hampstead & Highgate Express , ein Interview mit mir zu bringen. Auf dem dazugehörigen Foto bin ich im Wellington Inn in der Archway Road mit einem Glas Bitter in der Hand zu sehen und trage einen karierten Schal, eine bezaubernde, blau-weiß gestreifte Hose sowie Stiefel mit hohen Absätzen. Ich sagte den Lesern: »Ich mache das, solange ich damit Erfolg habe.« Und fügte hinzu: »Klar bin ich wegen des Geldes dabei.«
    Diese Prahlerei war das Stichwort für den raschen, grausamen Tod der Single. Zuvor war es allerdings entweder der Decca-Promotion-Abteilung oder Rowlands und Wright gelungen, mir Sendezeit bei Ready Steady Go! , der angesagten Popmusik-Show von ITV am Freitagabend, zu ergattern.
    Das war – zumindest potenziell – der mögliche Durchbruch. In Großbritannien, wo es gerade erst den dritten Fernsehsender gab, besaß Ready Steady Go! enorme Durchschlagskraft. Man konnte sicher sein, dass praktisch das gesamte plattenkaufende Publikum einschaltete. »Hier beginnt das Wochenende« – mit diesen Worten fing die Sendung an. Wenn man es richtig anstellte, heizte das die Plattenverkäufe ordentlich an.
    Also machte ich mich auf den Weg in die Rediffusion-Studios in Kingsway. Nervös? Schon, auch wenn ich versucht hatte, meine Nerven unterwegs in einem Pub mit Scotch und Orangensaft zu beruhigen. Die Produzenten entschieden, dass ich allein auftreten sollte, auf einem einfachen Gerüst und mit einer E-Gitarre um den Hals – obwohl die Gitarre auf der Aufnahme eine akustische ist und auch nicht von mir gespielt wird. So läuft das eben im Showbusiness.
    Ich habe eine Tasche mit einem leicht nach Beatnik aussehenden schwarzen Rundhalspullover, insgesamt etwas modebewussteren grauen Hüfthosen und einem Stoffgürtel dabei – der Look ist gut, finde ich, als ich die Wirkung dieses Outfits im Garderobenspiegel überprüfe. Als es so weit ist, werde ich von dort zu meiner Position am Set geführt, wo ich kurz voller Qualen warte, bis der Aufnahmeleiter das Zeichen bekommt und mich herauswinkt. In diesem Augenblick stolpere ich über meine Füße und hinaus vor die Augen der ganzen Nation.
    Furchtbar. Die folgenden drei Minuten verbringe ich wie benebelt vor Scham und kann mich einzig und allein damit trösten, dass ich nicht flach aufs Gesicht gefallen bin, was noch schlimmer gewesen wäre.
    Am Ende verbeuge ich mich wie üblich vor dem großzügig applaudierenden Studiopublikum und halte, als ich mich wieder aufrichte, mit der Hand die Haare in Position, in die ich eine ganze Dose Haarlack gesprüht hatte und die immer Gefahr liefen, beim Aufrichten nach der Verbeugung Schaden zu erleiden.
    An diesem Abend wurde das Studiopublikum übrigens von Paul Raven in Stimmung gebracht, den Sie – und die zuständigen Behörden – wohl eher unter dem Namen Paul Gadd alias Gary Glitter kennen. Wir liefen uns in den frühen Siebzigern ziemlich oft über den Weg. Zu jener Zeit trug er glänzende Anzüge und hatte riesige Hits, und weder ich noch sonst irgendjemand hätte ihm damals eine Zukunft in einem vietnamesischen Gefängnis prophezeit. Er schien ein absolut netter Typ zu sein. Insbesondere erinnere ich mich an eine Party in Windsor, bei der er in den Pool fiel, seine Perücke sich löste und wie eine tote Ente mit dem Bauch nach oben wegschwamm. Aber ich greife vor.
    Nach der Aufnahme in den Rediffusion-Studios gehe ich in einen Pub in Soho, um was zu trinken und mich im Gefühl zu aalen, jemand zu sein, der gerade im Fernsehen war – ein schöner, wenn auch etwas größenwahnsinniger Zustand, weil es einem undenkbar erscheint, dass irgendjemand im Raum oder vielmehr in ganz Großbritannien es nicht wissen könne. Ein Typ, den ich dort oft gesehen, mit dem ich jedoch nie gesprochen habe, kommt auf mich zu. Seine Haare sind zurückgekämmt – ähnlich wie meine –, er hat eine große Nase – so ähnlich wie meine –, und da ist sofort ein Gefühl von Verbundenheit.
    Er: »Na, du Arschgesicht!«
    Ich: »Gleichfalls

Weitere Kostenlose Bücher