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ROD - Die Autobiografie

ROD - Die Autobiografie

Titel: ROD - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Stewart
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mit improvisierten Separees.
    Wenn es dann losging und wir im Dunkeln hinter der Wand zu fummeln begannen, dauerte es nicht lange, bis wieder einer Unsinn anstellte: Woody gab ein völlig absurdes Geräusch von sich, was ich mit einem noch absurderen Laut zu übertreffen versuchte, und dann schraubte es sich hoch bis zum Duell der absurden Geräusche, das oft genug darin gipfelte, dass einer von uns die Wand einriss und dabei das nebenan liegende Pärchen unter Koffern und Stuhlbeinen begrub. Ob unsere nächtlichen Begleiterinnen das genauso amüsant fanden wie wir, möchte ich mal dahingestellt sein lassen. Im Nachhinein muss ich ehrlich sagen: Die Groupies, die damals etwas mit mir oder Woody hatten, mussten schon eine Engelsgeduld aufbringen. Meistens hatten wir miteinander mehr Spaß als mit den Mädels.
    Ein weiteres Spiel, das wir ins Leben riefen, nannten wir »Praxis Wood & Stewart«. Unser gemeinsames Zimmer wurde dabei zum Operationssaal deklariert und wir zu Ärzten, komplett ausgestattet mit Spielzeugstethoskopen und weißen Kitteln. Wir boten den Mädels an, sie zu untersuchen und wenn nötig auch zu operieren. Viele ergriffen bei diesem Vorschlag die Flucht. Viele allerdings auch nicht.
    Trotz der ausgiebigen Verfügbarkeit von willigen Begleiterinnen in den USA sehnten wir uns nach unseren Freundinnen zu Hause, der eben erwähnten Sarah Troupe und nach Krissy Findlay, die später Woodys erste Frau werden sollte. Sarah und Krissy wohnten sogar zusammen in einer Mietwohnung in der Nähe der Fulham Road. Woody und ich teilten uns die transatlantischen Telefongespräche nach London genau auf, für die uns der Telefonist nur drei Minuten zugestand: Einer von uns beschwor seine Liebe und sein Heimweh, während der andere danebensaß, die eineinhalb Minuten abzählte und sich dann selbst den Hörer schnappte. Unser raffiniertester Trick war es allerdings, ein Mädel aufzureißen, das uns mit zu sich oder zu ihren Eltern nach Hause nahm, und sich dann dort in einem stillen Moment des Telefons zu bemächtigen, um kostenlos die Freundin in England anrufen zu können. Perfide? Womöglich. Man muss eben in Kontakt bleiben.
    In Kalifornien trafen Woody und ich auf die sagenumwobenen Plaster Casters – das gehörte seinerzeit schon fast zum guten Ton. Cynthia Albritton und ihre Assistentinnen waren Freundinnen von Frank Zappa, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, mit dem Mund zur Erektion gebrachte Penisse der Rockstars in Gips zu verewigen. Wie ich mich erinnere, gingen sie ziemlich sachlich an die Angelegenheit heran. Sie kamen zu uns ins Hotel und brachten in einer Tasche mit Autogrammen versehene Ansichtsexemplare vergangener Arbeit mit, die sie mit ernster Miene auf dem Tisch platzierten: Zu Jimi Hendrix und Eric Burdon gehörten zwei der Gipsphalli, die uns zur Begutachtung vorgeführt wurden, glaube ich. Und dann boten die Girls an, uns für die Gipsabdrücke in Form zu bringen, sollten wir der Verewigung zustimmen. Selbstverständlich wäre es uns ein Vergnügen und eine Ehre gewesen. Doch Woody und ich schauten uns diese ziemlich prachtvoll gebauten Exemplare an, dachten kurz an unsere eigenen, etwas bescheidener angelegten Organe und sagten: »Hmm. Nö, ich glaube nicht. Aber danke auch.«
    Woody und mich schweißten solche Abenteuer immer enger zusammen. So wie unsere Freundschaft und unser Repertoire an gemeinsamen Streichen wuchs, ist es durchaus nachvollziehbar, dass Jeff sich irgendwie von uns entfremdet oder aus unserer Mini-Gang ausgestoßen, vielleicht sogar bedroht gefühlt haben musste. Die Lagerbildung konnte man bei unseren Auftritten erkennen: Auf der einen Seite der Bühne stand Jeff, der in Jeans und unauffälligem Hemd seinem ernsthaften Gitarrenspiel nachging, und auf der anderen Seite gab es Woody und mich, ein Knäuel aus Samt und Schlaghosen, riesige Kreuze um den Hals und immer am Herumkaspern.
    Jeff hingegen war ein Perfektionist. Wenn er das Gefühl hatte, du seist bei einem Gig nicht voll bei der Sache, zögerte er nicht, dich hinterher damit zu konfrontieren, eine Nachbesprechung anzuberaumen und dich auf deine Schwächen hinzuweisen. Natürlich hatten diese oberlehrerhaften Abstrafungen nur eins zur Folge: Sie weckten den Schalk in Woody und mir und verstärkten unsere anarchische Verbundenheit.
    Jeff war kein Geldmensch, er machte sich so gut wie gar nichts aus dem schnöden Mammon. Ihm ging es immer nur um die Musik. Seine ganze Energie verwandte er darauf, die Musik, die er

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