ROD - Die Autobiografie
überhaupt nicht schmecken, ganz egal wie erklecklich die Entlohnung ausfiel. Die Tournee sollte siebzig Konzerte umfassen und vier Monate dauern. Hinter den Kulissen wurde schon gemunkelt: »Das ist doch zum Scheitern verurteilt, der macht nicht mal zwei Shows mit.« Sie haben sich allesamt geirrt: Er hat drei Shows mitgemacht. Dann stieg er aus und sagte irgendwas in der Richtung, dass das Publikum nur aus Hausfrauen bestehen würde – das war schon ziemlich unhöflich von dem alten Strolch.
Fünfzehn Jahre später, in denen wir zwischenzeitlich kaum oder gar keinen Kontakt gehabt hatten, bekam ich 2009 einen Anruf, dass Jeff ein Konzert im El Rey Theater in Los Angeles geben würde und dass er es liebend gern sähe, wenn ich dabei wäre und vielleicht etwas singen würde. Ich kam zum Soundcheck vorbei, und wir gingen »People Get Ready« durch. Und dann stimmte er abends beim Konzert diesen Song an, ich kam auf die Bühne und sang dazu. Es war wirklich verdammt großartig, am Ende hatte der gute Jeff Tränen in den Augen, und wir fielen uns in die Arme.
Weil wir beide beim Konzert ein so gutes Gefühl gehabt hatten, kamen wir hinterher auf die Idee, zusammen ein Bluesalbum aufzunehmen, mit zeitgemäßem Blues. Wir fassten ein paar Songs ins Auge und probierten sogar schon diverse Tonarten durch, in der wir sie einspielen wollten. Und dann machte sich Jeff daran, ein paar Demos aufzunehmen – von denen mir keines gefiel. Also nahm ich ein paar Demos auf – von denen Jeff keines gefiel. All dies geschah zu der Zeit, als ich in Verhandlungen mit Universal wegen eines neuen Plattenvertrags stand, und die waren denkbar wenig begeistert über ein zeitgenössisches Bluesalbum, weil sie von mir eher eine Countryplatte, eine Weihnachtsplatte und eine Platte mit neuen Songs haben wollten. Jeff hatte das Gefühl, ich hätte seine Zeit verschwendet. Seitdem haben wir kein Wort mehr miteinander geredet. Ich habe ihm einmal eine E-Mail geschickt: »Lass uns noch mal von vorne anfangen. Du musst nur daran glauben.« Ich bekam keine Antwort. 2011 schickte ich ihm eine weitere Mail, in der ich ihm und seiner Familie zu Weihnachten alles Gute wünschte. Wieder erhielt ich keine Antwort. Wenn Jeff beleidigt ist, dann ist er richtig beleidigt. Vielleicht sind wir beide mittlerweile zu dickköpfig, um noch einmal miteinander zu arbeiten. Das ist schon schade, denn so etwas wie Becks Gitarre in Kombination mit meiner Stimme gibt es nicht noch einmal.
Trotzdem bin ich sogar froh, dass wir nicht in Woodstock aufgetreten sind. Zwar hat Woodstock eine Menge Leute berühmt gemacht, gleichzeitig legte es sie unglaublich fest. Es war ziemlich schwer, aus der »Hat-bei-Woodstock-gespielt«-Schublade wieder rauszukommen.
Und für mich wäre das der denkbar schlechteste Moment gewesen, diesen Stempel aufgedrückt zu bekommen, weil sich gerade ein paar interessante Dinge für mich ergaben. Nach einem Konzert der Jeff Beck Group in Los Angeles hatte mich Lou Reizner, der Vorsitzende von Mercury Records, in der Lobby des Hyatt International Hotels angesprochen. Reizner sagte nicht: »Hey, Jeff, verdammt großartige Show, Mann.«
Nein, das tat er nicht. Er fragte vielmehr, ob ich interessiert sei, einen Vertrag über ein Soloalbum zu unterzeichnen. Ich sagte, ich sei interessiert. Was ich dafür wollte? 1300 Pfund – so viel wie ein brandneuer gelber Zweisitzer der Sportwagenmarke Marcos mich kosten würde.
INTERMEZZO
In dem unser Held von seiner Liebe zum Automobil erzählt, sich an seine Abenteuer hinter dem Steuer erinnert und an die Zeit denkt, als er einmal jemandem half, seinen eigenen Porsche zu klauen.
D ie Wahrheit über mich und die Autos ist: Was die Technik angeht, habe ich überhaupt keine Ahnung. Ich werde andauernd gefragt, ob ich in die Fernsehshow Top Gear kommen will, aber ich habe Angst, dass sie anfangen, mit mir über Nockenwellen und Getriebe zu sprechen, und dann Begriffe wie »Drehmoment« fallen – und ich nur noch Bahnhof verstehe.
Ich habe Autos immer geliebt – sie zu fahren, wie sie aussehen, welchen Eindruck sie machen, das Glücksgefühl, das sie mir verschaffen. Es gab nur wenige Momente in der Anfangsphase meiner Karriere, in denen der Wunsch, einen bestimmten Wagen zu besitzen, nicht eine meiner Hauptmotivationen war, wenn nicht sogar die Hauptmotivation. Mit diesem Ethos bin ich groß geworden: Man arbeitet hart, man legt Geld zur Seite, und dann kauft man sich den Wagen, den man will. Also habe ich
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