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ROD - Die Autobiografie

ROD - Die Autobiografie

Titel: ROD - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Stewart
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im Kopf hatte, angemessen umzusetzen. Was natürlich einerseits bewundernswert ist. Andererseits war er dadurch als Bandleader ein hoffnungsloser Fall. Auf Tournee in den USA passierte es zum Beispiel oft, dass uns der Tourmanager die Tagespauschalen nicht auszahlte. Woody und ich waren so hungrig, dass wir uns einmal in einem Deli was zu essen klauten. Ich meine, Jeff hätte niemals zulassen dürfen, dass es so weit kommt, aber er schien zu glauben, dass ihn das nichts anginge. Nie hatte ich das Gefühl, er würde einmal den Arm um einen legen und fragen, ob alles in Ordnung sei. Es konnte passieren, dass er in die für uns bereitgestellte Limousine sprang und mich und Woody stehen ließ – wir konnten uns ja ein Taxi rufen. Jeff lebte in seiner eigenen Welt.
    Da mussten schon andere Leute einschreiten und sich um uns kümmern. Die Freundin von Jimi Hendrix hatte oft Mitleid mit mir und Woody in unserem Elend und führte uns zum Essen aus. Tatsächlich reichte ihr Großmut sogar so weit, dass sie uns beide mit ins Bett nahm, sich zwischen uns legte und eine Weile in unseren Unterhosen rumgrabbelte. Wobei ich denke, dass das Wissen um Jimis üppige Bestückung, das uns die Plaster Casters offenbart hatten, unser Vergnügen doch ein wenig getrübt haben könnte.
    1969 nahmen die Querelen immer mehr zu, es ging abwärts. Jeff schmiss Woody aus der Band, weil er glaubte, er nörgele zu oft herum, was für mich alles viel anstrengender machte und meine Geduld auf eine harte Probe stellte. Ohne Woody machte es keinen Spaß mehr. Apropos: Immerhin wurde ein Typ namens Doug Blake als Nachfolger am Bass verpflichtet, und der hatte rückblickend einen wichtigen Einfluss auf mich. Nicht nur dass Blake, ganz egal wie heiß es war, immer mit einem Gehrock und fingerlosen Handschuhen auf die Bühne ging. Er hatte auch die Angewohnheit, seinen Bass in die Luft zu werfen und ihn wieder aufzufangen – was mich natürlich herausforderte, ihn zu übertrumpfen, indem ich den Trick mit meinem Mikro übernahm (schließlich wollte ich mir nicht ausgerechnet von einem Bassisten die Schau stehlen lassen). Erst mal ein paar vorsichtige Würfe und dann immer höher, je größer mein Selbstvertrauen wurde. Damit begann eine neue Phase meiner Bühnenpräsentation – mir eröffnete sich ein völlig neues Repertoire an Bewegungen.
    Unsere letzte USA-Tour war ein Kurztrip an der Ostküste im Sommer 1969 mit Shows im Fillmore East, wo alles angefangen hatte, in Maryland und auf dem Newport Jazz Festival. Den Abschluss sollte irgendein Open Air in Upstate New York im August bilden. Am Vorabend des letzten Konzerts war die Band in einem Hotel am JFK International Airport untergebracht; geplant war, rasch dieses Festival mitzunehmen, nach dem Auftritt zurückzusausen und noch in der gleichen Nacht nach London zu fliegen. Dann kam der Anruf. Es würde keinen Auftritt geben, Jeff war bereits nachmittags mit der Maschine um halb sechs zurückgeflogen. Anscheinend hatte er ein Gerücht aufgeschnappt (das sich als falsch erwies), wonach seine Frau eine Affäre mit dem Gärtner habe, deshalb hatte er es eilig, nach Hause zu kommen.
    Wie das Festival hieß, auf dem wir nicht aufgetreten sind? Woodstock.
    Ach, na ja, hast du ein Open-Air-Festival gesehen, hast du alle gesehen.

    1983 traf ich Jeff zufällig in Los Angeles, als er ein paar Konzerte mit Eric Clapton und Jimmy Page gab. Ohne größere Hintergedanken, einfach mal um zu sehen, was passieren würde, gingen wir für einen Tag ins Studio. Auf Jeffs Betreiben hin nahmen wir eine Version von Curtis Mayfields »People Get Ready« auf. Der Gesang darauf ist mir ziemlich gut gelungen, das muss ich schon sagen, und die Single bescherte uns einen kleineren Hit.
    Daraufhin bat ich Jeff, das Solo für den Song »Infatuation« auf meinem Album Camouflage einzuspielen, das 1984 erschien. Zusätzlich fragten wir Jeff, ob er mit uns auf Tour gehen wollte. Die Idee war, dass er in der Mitte des Sets auf die Bühne kommen und ein Instrumental spielen sollte, während ich verschwinde, eine Verschnaufpause einlege und meine Frisur richte. Und dann kehre ich zurück, wir spielen »Rock My Plimsoul« und »I Ain’t Superstitious« aus den alten Beck-Group-Zeiten, und Jeff bleibt noch für »Infatuation«, »People Get Ready« und ein paar weitere Songs auf der Bühne. Das Problem bei diesem Vorhaben war, dass Jeff ziemlich offensichtlich von vornherein in eine Nebenrolle gedrängt wurde. Und das würde ihm

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