Römer im Schatten der Geschichte
Augustus einen Altar: Quintus Numisius Legio, Freigelassener des Quintus; Lucius Safinius, Freigelassener des Lucius; Hilarus und Sodalis, Sklaven des Gaius Modius Cimber; Aeschinus, Sklave des Octavius Marcus. (
CIL
X 1582 =
ILS
3611, Pozzuoli, Italien)
Ergänzend sei bemerkt, dass die hier genannten Sklaven und Freigelassenen nicht denselben Besitzer hatten, ihre Beziehungen also außerhalb des je eigenen Haushalts anknüpften.
Neben der Freiheit war die Familie die bedeutsamste Errungenschaft der Freigelassenen. Ein allerdings literarisches Beispiel für diese Wertschätzung ist Teil der Erzählung von einem unglaublich ausschweifenden Nachtmahl Freigelassener: In seiner Rede an Enkolpius verteidigt Hermeros die Gefühle der Würde und des Stolzes, die für ihn mit dem Gewinn seiner Freiheit verbunden sind:
»Du bist der einzige, dem wir komisch vorkommen; sieh dir deinen Professor an, einen Mann mit mehr Jahren hinter sich; dem gefallen wir. Du bist ein Grünschnabel, schwätzt nicht Muh und nicht Mäh, ein Blumentopp, was sage ich, ein aufgeweichtes Stück Leder, noch schlapper, nicht besser. Du bist also höher gestellt: iß doch zweimal zu Mittag, iß doch zweimal zu Abend! Mir ist mein Kredit lieber als ein Haufen Geld im Tresor. Kurz und gut, hat sich schon einer zweimal an mich gewandt? Vierzig Jahre bin ich Sklave gewesen; trotzdem, keiner hat gewußt, ob ich Sklave bin oder freier Mann. Na, als Junge mit langen Haaren bin ich in dieses Nest gekommen; das Rathaus war noch nicht gebaut. Trotzdem, ich habe mir Mühe gegeben, meinen Herrn zufriedenzustellen, einen honorigen und würdiglichen Mann, an dem ein Nagel mehr wert war, als du es insgesamt bist. Na, es gab Leute im Haus, die mir ein Bein stellten, mal hier mal da; trotzdem, dem Genius des Mannes seis gedankt, ich kriegte Boden unter die Füße. Das ist richtige Herkulesarbeit; denn als freier Mann geboren werden ist so leicht wie ›Komm mal her‹«. (Petron,
Satyrica
57)
Das erste Unternehmen eines Sklaven nach seiner Befreiung war vermutlich der Versuch, auch für die Freilassung der Frau zu sorgen, mit der er in der Sklaverei zusammengelebt hatte, und mitunter die gemeinsamen Kinder. Hermeros erklärt: »… meine Kumpanin habe ich freigekauft, damit sich niemand an ihren Haaren die Hände trocknet« (
Satyrica
57,5 – 6). Natürlich lebten nicht alle Freigelassenen in Verhältnissen dieser Art; wo sie aber existierten, musste die Freilassung von Frau und Kindern von größter Wichtigkeit sein. Andere Freigelassene gingen nach dem Gewinn der Freiheit vielleicht eine Ehe ein. Für die wohlhabendsten unter den Freigelassenen ergaben sich gewisse rechtliche Einschränkungen, vor allem das Verbot der Einheirat in den Senatorenstand, aber gewöhnliche Freigelassene hatten das Recht zu heiraten, wen sie wünschten, und ihre Kinder besaßen dieselben testamentarischen Rechte wie Freigeborene.Auch wenn ein Mann die Freiheit, was wahrscheinlich ist, mit ungefähr dreißig erhielt und eine Frau sogar in noch höherem Alter, konnten sie noch mit einigen Kindern rechnen. In jedem Fall galt die Familiengründung eines Freigelassenen, verglichen mit der eines Freigeborenen, als weit weniger selbstverständlich. Der sichtbarste Beweis für die hohe Bedeutung der Familie sind Inschriften auf den Grabsteinen von Freigelassenen, vor allem aber Grabreliefs. Diese zeigen nicht die mythologischen Themen und Abbildungen heroisierter Gestalten, wie sie von Grabreliefs der Elite bekannt sind. Stattdessen schauen uns gewöhnliche Menschen an, stolz gekleidet in die Bürgertracht, Toga und Stola, und oft mit einem Kind zwischen den Eltern oder an ihrer Seite.
Innige Bindungen zwischen einem freigelassenen Ehemann und seiner Frau finden ihren Ausdruck auf dem berühmten Grabstein des Aurelius Hermia und seiner Ehefrau Aurelia Philematio, der bereits im 2. Kapitel zitiert wurde (S. 67 f.). Zahlreiche weitere Inschriften drücken, wenn auch kürzer, den Respekt vor einem verlorenen Ehepartner aus:
Aelia Musa errichtete dieses Grabmal für ihren höchst verdienstvollen Ehemann. (
CIL
VI 23 324, Rom)
Eine andere zeigt den Respekt, den ein Sohn dem Wunsch seiner Eltern erweist, im Tod wie im Leben vereinigt zu sein:
Marcus Volcius Euhemerus, Freigelassener des Marcus, bittet darum, dass seine sterblichen Überreste nach seinem Tod zusammen mit denen von Volcia Chreste, seiner Frau, in eine einzige Begräbnisurne gelegt werden. Marcus Volcius
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