Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
Vom Netzwerk:
öffnete und damit zu einem gewissen Grad als Ausgleich für die kommunalen Ämter diente, die Freigelassenen nicht zugänglich waren. Als Entsprechung zur freigeborenen lokalen Elite, deren Ambitionen sie teilten, sind diese Männer im vorliegenden Zusammenhang ohne Bedeutung. Ich erwähne sie nur, um darauf hinzuweisen, dass eine Minderheit der Freigelassenen sich des lokalen Ansehens erfreute, das die Elite im Allgemeinen als Teil ihrer
raison d

être
ersehnte. An der Ausübung öffentlicher Ämter zeigten weder Freigelassene noch Freie Interesse, ebenso wenig wie am öffentlichen Leben überhaupt, sofern es über Nachbarschaftsdienste in beruflichen und sozialen Klubs und Vereinen hinausging; ihre Befriedigung fanden sie in Arbeit, Familie und Freundschaft.
    In sein neues Leben brachte der Freigelassene meist Erfahrungen als Gewerbetreibender oder aus anderen Beschäftigungen mit, die er im Lauf seiner Existenz als Sklave erlernt oder sich angeeignet hatte. Ein gutes Beispiel dafür sind der Sklavenbäcker und -koch in Apuleius’
Goldenem Esel
(10,13 – 16). Ein reicher Herr hatte die Brüder außerhalb des Sklavenhaushalts in einem Geschäftsbetrieb etabliert, wo sie unabhängig tätig waren. Das Ende ihrer Geschichte kennen wir nicht, doch wahrscheinlich kamen auch sie schließlich frei und führten ihr Geschäft als Freigelassene weiter. Ähnlich konnten sich Freigelassene in großer Zahl in diesem oder jenem Geschäftsbereich etablieren. Ihre Arbeit umfasste eine große Bandbreite an Tätigkeiten. Im Mittelpunkt standen Handel und Industrie. Echions Ehrgeiz seine Söhne betreffend richtet sich auf Berufe wie Barbier, Auktionator oder Anwalt; der Vater des Horaz nennt Kaufmann, Auktionator oder Händler. Die Freunde und Gäste Trimalchios gehen folgenden Beschäftigungen nach: Lastträger, Leichenbestatter, Kleinhändler, Kleiderhändler, Straßenhändler (oder wiederum Träger), Anwalt, Gastwirt, Schauspieler, Steinmetz, Parfümhändler, Barbier, Auktionator, Maultiertreiber, Hausierer oder Schauspieler, Schuster, Koch und Bäcker. Andere Quellen nennen Freigelassene in den Berufen Gladiator, Schauspieler, Anwalt, Arzt, Künstler und Architekt. Die von Freigelassenen ausgeübtenBerufe deckten also ein weites Spektrum ab. Ich würde annehmen, dass die höhere Sterblichkeitsrate in Groß- und Provinzstädten, den Orten, an denen die Mehrzahl der Freigelassenen lebte, in Verbindung mit den anfangs kleineren Familien, verhinderte, dass das fortwährende Nachrücken neuer Freigelassener durch die
manumissio
mehr Kaufleute, Künstler und Möchtegern-Experten produzierte, als die Wirtschaft verkraften konnte.
    In ihrer sozialen und ökonomischen Welt unterhalb der Sphäre der Eliten führten die Freigelassenen ein reiches religiöses Leben. Herkömmlicherweise stehen im Mittelpunkt einschlägiger Untersuchungen die
Seviri Augustales,
das Sechs-Männer-Gremium, dem, wie oben kurz erwähnt, der Kult des Kaisers oblag. Aber auch alle übrigen schlossen einfache religiöse Aktivitäten in ihr tägliches Leben ein. Viele von ihnen, Männer wie auch Frauen, gehörten zusammen mit Sklaven und Freien religiösen Vereinen an, vor allem in Familienverbänden, wie das folgende Beispiel zeigt:
     
    Geweiht Scribonia Helice, Freigelassene, von denen, die die Hausgötter und die Glücksgöttin des Lucius Caedius Cordus ehren. (
AE
1992, 334, Castelvecchio Subequo, Italien)
     
    Die aus einem Querschnitt der Unter- und Mittelschicht gebildeten frühchristlichen Gemeinden wurden als ein in der römisch-griechischen Welt wenn nicht einzigartiges, so doch außergewöhnliches Phänomen betrachtet. Doch hatten sich in dieser Welt zahlreiche ähnliche Vereine etabliert, die soziale Bedürfnisse in verschiedenen Kontexten befriedigten – in ethnischen, berufsbezogenen, orts- und haushaltsbezogenen und namentlich in religiösen. Freigelassene waren Vollmitglieder. Sie erschienen sogar in den Priesterschaften traditioneller römischer Gottheiten. Entgegen der üblichen Annahme, dass nur eine, die der Bona Dea, Freigelassenen offenstand, zeigt die Epigraphik diese sogar in führenden Funktionen, die auch zahlreiche andere kultische Aktivitäten umfassten. Priester der Bona Dea werden in der Tat genannt:
     
    Maenalus, Beamter, weiht dies dem Philematio, Freigelassener des Kaisers, Priester der Bona Dea. (
CIL
VI 2240, Rom)
     
    Gaius Avillius December, Lieferant von Marmor, erfüllte richtig sein Gelübde an die Bona Dea zusammen mit

Weitere Kostenlose Bücher