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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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Cerdo tat, was sein Vater wünschte. (
CIL
VI 29   460 =
ILS
8466, Rom)
     
    In diesen Bekundungen liebenden Gedenkens spiegeln sich die gleichen Erklärungen der Treue, Hingabe und ähnlicher Gefühle, wie man sie auf den Grabsteinen Freigeborener findet. In den
Satyrica
lesen wir von einem stolzen Vater, der bestrebt ist, seinen Söhnen eine erfolgreiche Zukunft zu sichern, wie es der Vater des Horaz für seinen Sohn wünschte: Echion, ein Lumpenhändler, hat zwei Söhne. Der eine ist intellektuell begabt und hat ein Studium des Griechischen und der Literatur aufgenommen. Der andere hat sein Studium abgeschlossen, besitzt einige Rechtskenntnisse und wird weiter ausgebildet, um das väterliche Geschäft zuübernehmen oder um eine andere Tätigkeit auszuüben, als Jurist vielleicht oder als Barbier oder Auktionator. Auch aus der folgenden Inschrift spricht elterliche Hingabe. Hier trauert eine Mutter um ihre Tochter:
     
    Posilla Senenia, Tochter des Quartus, liegt hier. Ebenso Quarta Senenia, Freigelassene des Gaius. Vorübergehender, halt an, lies, was geschrieben ist. Einer Mutter war nicht erlaubt, sich ihrer einzigen Tochter zu freuen. Ein Gott – ich weiß nicht welcher – beneidete sie und ließ es nicht zu. Da es nicht möglich war, dass sie von ihrer Mutter als Lebende angekleidet wurde, hat ihre Mutter das geziemend getan, als ihre Zeit auf der Erde beendet war. Sie hat sie mit diesem Grab fein gekleidet, sie, die sie während ihres ganzen Lebens geliebt hat. (
CIL
IX 4933, Monteleone Sabino, Italien)
     
    Hier wird beklagt, dass der Sohn sich nie der schwer errungenen Freiheit der Eltern wird freuen können:
     
    Den Göttern der Unterwelt. Ich nenne seinen Namen nicht und sage nicht, wie viele Jahre er lebte, damit der Schmerz in unseren Herzen nicht lebendig werde, wenn wir dies lesen. Du warst ein süßes kleines Baby, aber der Tod nahm dir bald das Leben. Du hast dich nie an der Freiheit gefreut. O weh, o weh! Ist es nicht schmerzlich, dass der, den du liebst, zugrunde geht? Nun gab der ewigwährende Tod die einzige Freiheit, die er kennen wird. (
CIL
VIII 25   006, Karthago)
     
    Über die Zahl der Kinder von Freigelassenen kann man keine Angaben machen. Man könnte vermuten, dass viele Kinder, die in der Sklaverei zur Welt kamen, losgekauft wurden und dass die freigelassenen Sklaven zu alt waren, um Kinder zu haben. Doch Gewissheit gibt es hier nicht. Ebenso wenig lässt sich sagen, was in der folgenden Generation geschah, denn das Kennzeichen des Status der Freigelassenen, das »Patronymikon«, in dem der Name des Patrons den des leiblichen Vaters ersetzt, geht bei der Namengebung von Nachkommen eines Freigelassenen natürlich verloren. Die folgende Inschrift zeigt, dass Atticus und Salviola, ein Ehepaar, sich mit der Formel »Freigelassener/Freigelassene des Eros« als ehemalige Sklaven zu erkennen geben, während ihr Sohn, das Kind jetzt freier Eltern, die traditionelle
filiatio
eines Freigeborenen, »Sohn des Atticus«, erhält:

Abb. 15. Familie eines Freigelassenen: Mann und Frau geben sich die Hand – das Symbol der rechtmäßigen Ehe. Im Hintergrund ihre zwei Kinder.
    Gaius Julius Atticus, Freigelassener des Eros, errichtete, als er noch lebte, dieses Grabmal. Julia Salviola, Freigelassene des Eros, verstorben, und Gaius Julius Victor, Sohn des Atticus, mit 18 Jahren gestorben, liegen hier begraben. (
CIL
XIII 275, St-Bertrand-de-Comminges, Frankreich)
     
    Wie bereits erwähnt, fanden Freigelassene ihre Identität nicht nur in Freiheit und Familie, sondern auch in ihrer Arbeit. Zwar war die Gruppe der Freigelassenen natürlich hierarchisch strukturiert, entsprechend dem ökonomischen Gewicht der Tätigkeit – eines Ladenbesitzers zum Beispiel im Unterschied zu der eines Betreibers internationaler Handelsgeschäfte –, doch ist bemerkenswert, in welchem Maß die Arbeit und Männer, die ihren Lebensunterhalt durch Arbeit verdienten, Beachtung finden. Etwa die Hälfte aller Inschriften von Freigelassenen erwähnt ein Gewerbe, ein weit höherer Prozentsatz als auf den Epitaphen Freigeborener und ein erheblicher Unterschied zu den Angehörigen der Oberschicht, die ein Leben inMuße erstreben, die Erwähnung von Arbeit möglichst vermeiden und miteinander um öffentliche Ämter und Anerkennung konkurrieren. Den Spitzenrang unter den Freigelassenen nahmen die
Augustales
ein, ursprünglich Priester des Kaiserkults, deren Amt jedoch den Weg zur aktiven Teilnahme an einigen lokalen Diensten

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