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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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würde ich vermuten, dass sehr viele Männer nur dank ärztlicher Behandlung überlebten.

Abb. 19. Lazarett im Kastell Housesteads: Gute medizinische Betreuung der Soldaten war ein wichtiger Teil ihrer Versorgung, denn Krankheiten und Unfälle führten häufiger zum Tod als die gelegentlichen Scharmützel oder Schlachten.
    Wie die Passage aus Vegetius’ Werk belegt, waren die ersten Vorbeugungsmaßnahmen gegen Krankheiten gute Ernährung, Körpertraining, Hygiene und sanitäre Anlagen. Die militärische Kost war einfach, doch so gesund, wie es die vorhandenen Mittel erlaubten. Die Ernährung der Soldaten war abwechslungsreicher und nahrhafter als die allgemein übliche: Eine Menge Kalorien enthielten die täglichen 880 Gramm ungemahlener Weizen, die durch 620 Gramm Gemüse sowie Hülsenfrüchte, Obst, Käse und Fisch ergänzt wurden. Getreide war gesund und ließ sichleicht über lange Zeit lagern. Das bevorzugte Getreide war Weizen, obwohl zur Not – und zur Strafe – auch Gerste verwendet werden konnte. Das Korn wurde gemahlen und aus dem Mehl wurde Suppe gekocht, oder es wurden, sofern man im Lager war, Brotlaibe gebacken und auf den Feldzügen kleine Brötchen. Fleisch stand zwar nie im Zentrum des römischen Speisezettels, doch zeigen archäologische Funde in den Lagern, dass es gar nicht so selten verzehrt wurde, wahrscheinlich als Teil opulenterer Kost. Besonders wenn an Festen und Feiertagen Opfer stattfanden, gehörte Fleisch zu den Mahlzeiten. Belegt ist auch, dass Haustiere getötet und verzehrt wurden, Fisch und Meeresfrüchte gefangen wurden und Wild gejagt wurde. Hinzu kamen Gemüse und Hülsenfrüchte, wenn vorhanden. Dem Essen wurde Salz beigegeben. Und natürlich floss Wein.
    Wie andere Römer aus dem Volk trafen sich auch Legionärssoldaten gern zum geselligen Beisammensein. Die organisatorische Einheit, die Hundertschaft, bildete eine geschlossene Gemeinschaft, sowohl auf der untersten Ebene der Acht-Mann-Einheiten in der Baracke als auch in der größeren Gruppe der Hundertschaft selbst. In Armeen, die mit einiger Regelmäßigkeit in Bewegung waren oder nur vorübergehend Quartier bezogen, brachte es schon die ständige Veränderung mit sich, dass größere soziale Netzwerke langsamer entstanden. Doch mit dem späteren 1. Jahrhundert, der Zeit der flavischen Herrscher, wurde die Armee zunehmend sesshaft. Mehr und mehr Legionen waren in festen Heerlagern stationiert. Auf diesem Hintergrund entstanden unter Soldaten und Offizieren spontan Vereine der unterschiedlichsten Art. Das überrascht nicht, denn schon bei der Beschreibung des Soziallebens der mittelständischen Zivilgesellschaft (vgl. Kap. 1) hat sich gezeigt, dass man sich mit anderen gern unter gleichem Vorzeichen, sei es religiöser, geographischer oder geschäftlicher Art, zu Vereinen zusammenfand. Die Militärbehörden standen diesen Vereinen ambivalent gegenüber, wie die zivilen Behörden den organisierten städtischen Gruppen. Es bestand immer der Verdacht, dass bei den Treffen Bedenkliches, ja Ruchloses vor sich ging oder ausgebrütet wurde. Marcian, ein Rechtsexperte des frühen 3. Jahrhunderts n. Chr., hält fest, dass einfache Soldaten sich nicht in Vereinen zusammenschließen durften:
     
    Es ist durch kaiserliche Mandate den Provinzialpräsidenten aufgegeben, keine Genossenschaften und Vereine zu dulden, noch dass die Soldaten in den Lagern Genossenschaften bilden … (
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47,22,1 pr.)
     
    Gestützt auf den gewohnheitsmäßigen Verdacht der Behörden gegenüber organisierten Gruppen darf man schließen, dass Marcian hier ein seit langem bestehendes Verbot und keine jüngere Initiative wiedergibt. Vermutlich weist die Bekräftigung des Verbots darauf hin, dass die Vereine trotz des Dekrets in der Mannschaft schon weit verbreitet waren. Die naheliegendste Folgerung daraus wäre, dass die allmähliche Entstehung von Soldatenvereinen mit der zunehmenden Sesshaftigkeit der Armee nach den Flaviern einherging, dass sie den kommandierenden Offizieren zwar missfiel, sich aber nicht verhindern ließ, ungeachtet wiederholter Versuche, sie einzuschränken, wie in dem zitierten Vermerk aus den
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festgehalten wird.
    Der »Verein« der einfachen Soldaten war in gewissem Sinn die Armee selbst. Ein Ort der Muße und Entspannung jenseits der Baracken waren die Bäder. Jedes Legionärslager hatte seine Bäder, manchmal im Lager selbst, meist direkt außerhalb. Das Baden brachte nicht nur hygienischen Nutzen (der wahrscheinlich

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