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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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durch ungesundes Wasser beeinträchtigt war), es erfüllte wie die Bäder im gesellschaftlichen Leben der Zivilbevölkerung auch eine soziale Funktion. Einfache Soldaten konnten hier mit Freunden plaudern oder einfach herumhängen. Die Bäder waren ein wichtiger Treffpunkt zur Erholung von der Lagerroutine, und die Soldaten genossen die Zeit, die sie dort verbringen konnten.
    Die Soldaten waren in zweierlei Form sozial abgesichert. In erster Linie wurden ihnen vom Sold sowie von besonderen Schenkungen Zwangsersparnisse abgezogen, die ihnen bei der Entlassung zur Verfügung gestellt wurden, im Fall des Todes im Feld dem Vater oder Erben. Zusätzlich hatten Soldaten eine Summe in unbekannter Höhe an einen privaten Bestattungsfonds zu leisten, der von der Legion verwaltet wurde (Vegetius 2,20).
    Neben den Ressourcen des Lagers und den Vereinen standen den Soldaten auch die Siedlungen offen, die in der Nähe jedes Forts und Lagers einer Legion entstanden. Diese
canabae
hatten zahlreiche wichtige Funktionen, aber im nicht eben abwechslungsreichen Soldatenalltag warendie Hauptanziehungspunkte die – oft miteinander verbundenen – Kneipen und Bordelle. Auch nahm sich hier der Soldat, dem die Heirat verboten war, eine Frau als »Ehefrau« oder auch nur als »Hausgehilfin«
(focaria),
hatte seine Familie und vielleicht sogar einen oder auch zwei Sklaven, ein Thema, das im Weiteren ausführlicher behandelt wird. Wie regelmäßig die Kontakte stattfinden konnten, ist unklar. Vermutlich war den Soldaten erlaubt, an den recht häufigen Festtagen das Lager zu verlassen; regelmäßig dienstfrei gab es hingegen nicht und fraglos keine formelle Erlaubnis, außerhalb des Stützpunktes zu leben. Doch wie immer es bewerkstelligt wurde – die Ausdehnung der
canabae
zeigt, dass sie oft aufgesucht wurden. Diese Besuche waren für den Soldaten, unabhängig davon, ob er eine »Familie« hatte, eine wichtige Dimension seines Lebens und erleichterten damit, was man sich als sehr isoliertes Lagerdasein vorstellt.
    Die Routine wurde auch dann unterbrochen, wenn ein Detachement ausrückte, um in einer Provinzstadt oder ländlichen Region polizeiliche Aufgaben zu übernehmen, um Vorräte für das Lager einzukaufen oder auf andere Art zu erwerben sowie für besondere Aufgaben, etwa als Geleitschutz eines Würdenträgers durch gefährliche Gegenden. Solche Dienste waren begehrt, denn sie boten Abwechslung und manche Gelegenheit, mit der Zivilbevölkerung in Kontakt zu kommen und sie auszubeuten.
    Weitere Aspekte des Soldatenlebens
    Einmal in der Armee, hatte der Soldat die Möglichkeit, sich Fachkenntnisse anzueignen, denn der Fluch aller Armeen ist der Müßiggang. Die römische Armee war keine Ausnahme und hielt ihre Soldaten beschäftigt. Lucius Marius Vitalis trat mit siebzehn den Prätorianergarden bei; er konnte bereits lesen und schreiben, doch war seine Absicht, einen Beruf zu lernen:
     
    Ich, Lucius Marius Vitalis, Sohn des Lucius, lebte siebzehn Jahre, fünfundfünfzig Tage. Ich lernte gut und überzeugte meine Eltern, dass ich einen Beruf erlernen wollte. Ich hatte Rom in der Prätorianergarde des KaisersHadrian verlassen, als mich, während ich hart arbeitete, die Schicksalsgötter beneideten, mich ergriffen und von meiner neuen Tätigkeit an diesen Ort brachten. Maria Marchis, meine Mutter, errichtete dieses Grabmal ihrem wunderbaren, glücklosen Sohn. (
CIL
VI 8991 =
ILS
7741, Rom)
     
    Die Armee war auch darum attraktiv, weil ein junger Soldat nach dem Erwerb neuer Fachkenntnisse darauf hoffen konnte, einen höheren Dienstgrad und damit höhere Verantwortung und höheren Sold zu erlangen und von der ermüdenden täglichen Routine entbunden zu werden. Es gibt zahlreiche Inschriften, auf denen Karrieren aufgezeichnet sind, zum Teil kurz, zum Teil ausführlich, mit der Aufzählung vieler Beförderungen und Versetzungen kreuz und quer durch das Kaiserreich. Einige der frisch Rekrutierten wurden sofort einem höheren Dienstgrad und dem Zenturiat zugeteilt; in anderen Fällen erreichten einfache Soldaten solche Ränge im Verlauf ihres militärischen Werdegangs. Manchmal allerdings kam der Tod der begehrten Beförderung zuvor:
     
    … ein Adjutant der Hundertschaft des Lucilius Ingenuus, der die Beförderung zum Centurio erwartete, starb bei einem Schiffbruch und liegt hier begraben. (
ILS
2441, Chester, England)
     
    Eine Beförderung hing nicht nur von der Leistung ab. Der Soldat musste für zweierlei sorgen: Empfehlungsbriefe und

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