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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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Verbot, das offenbar regelmäßig umgangen wurde. Doch das waren vergleichsweise geringfügige Einschränkungen. Man begreift, warum an Rekruten kein Mangel war.
    Anwerbung und Ausbildung
    Bei der Musterung durch den Werbeoffizier wurden die persönlichen Daten des Rekruten aufgenommen. Das waren Vor- und Familienname, Vorname des Vaters, Beiname
(cognomen),
wenn er einen solchen hatte, Stimmbezirk, Ort der Geburt oder Herkunft und Datum der Anwerbung. Bemerkenswert ist, dass das Geburtsdatum nicht festgehalten wurde. Entscheidend war der Zeitpunkt der Aufnahme ins Militär als Grundlage für die Berechnung der Dienstjahre, die vor der Entlassung zu leisten waren. Dieses Datum muss Teil der Personalakte gewesen sein, denn auf den Gräbern verstorbener Militärangehöriger ist häufiger die Zahl der Dienstjahre
(stipendia)
angegeben als das Alter.
    An jungen Männern, die durch und durch unwissend
(imperitia)
und frei von Phantastereien waren
(simplicitas),
herrschte kein Mangel. Anders stand es um Rekruten mit nützlichen Fertigkeiten. Schmiede, Zimmerleute, Metzger und Jäger gehörten laut Vegetius (1,7) zu den Experten, die der Armee von Nutzen waren. Männer, die mit beruflicher Ausbildung in die Armee kamen, wurden hoch geschätzt.
    Nach einer Probezeit, in der die Werbeoffiziere klärten, ob der Rekrut in der geeigneten körperlichen und geistigen Verfassung war, um ein guter Soldat zu werden, wurde der künftige Soldat offiziell einberufen. Er bekam das »Militärabzeichen« – ein unzerstörbares Brandmal odereine Tätowierung auf der Hand – und wurde dann in eine Legion abkommandiert, wo eine vier- oder fünfmonatige Grundausbildung einsetzte. In der Legion begann für den Rekruten ein neues Leben.
    Wenn er, wie die meisten, als Analphabet eingerückt war, stellte er fest, dass das Leben der Armee in erstaunlichem Maß als »Papierkrieg« verlief. Im Tages- und Jahresrhythmus wurden die unterschiedlichsten Register geführt, dafür waren Soldaten mit Schreib- und Lesekenntnissen gefordert. Diese elementaren Fähigkeiten waren vor allem unerlässlich, wenn man aufsteigen wollte. Vegetius berichtet, dass in der Armee lese- und schreibkundige Rekruten gesucht wurden:
     
    Bei den Rekruten muss man außer auf Körperkraft auch auf die Fähigkeit zu schreiben oder zu rechnen achten. Aber da es in den Legionen mehrere Beschäftigungszweige gibt, die gebildetere Soldaten verlangen, ist tunlichst von denen, die die Rekruten prüfen, bei allen zwar große Gestalt, Körperkraft und geistige Beweglichkeit zu erproben, aber bei etlichen wird auch Schriftkunde und Fähigkeit im Kalkulieren und Rechnen ausgesucht. (
Abriss des Militärwesens
2,19)
     
    In Vindolanda, in der Nähe des Hadrianswalls, wurden Schreibtafeln gefunden, die ungewöhnlich gut erhalten und noch lesbar waren. Sie zeigen, dass nicht nur Truppenführer wie Zenturionen und Dekurionen, die Führer von Zehntschaften, lesen und schreiben konnten, sondern auch einfache Soldaten. Ein Wissenschaftler behauptet sogar, dass deren Grundkenntnisse besser gewesen seien als die der Zivilbevölkerung. Wer als Analphabet in die Armee kam, konnte im Dienst Kenntnisse erwerben, gelangte dann aber über diese provisorische »militärische« Alphabetisierung wahrscheinlich nicht hinaus. Die gebildete, kultivierte Welt der geschulten Offiziere blieb ihm verschlossen.
    Das tägliche Brot war gesichert. In den Heerlagern gab es keine Zivilisten, vielleicht mit Ausnahme der Familien von Offizieren und weniger Soldaten (vgl. dazu unten). Der Schwarm kleiner Diebe und Raufbolde, die Plage der Städte, fehlte vollständig. Die wenigen Straftaten, die vorkamen, wurden unter Soldaten verübt. Doch den größten Gewinn zogen die Soldaten vermutlich aus den sanitären Verhältnissen, der medizinischen Versorgung, der körperlichen Ertüchtigung und dem allgemeinen Augenmerk auf die Gesundheit. In der Armee hatte jedes Lager seineBadeanlage, einen Ort, der die Möglichkeit zu einfachem Körpertraining und eine gewisse Sauberkeit bot. Fließendes Wasser durchspülte die Latrinen und beseitigte die Exkremente; dabei achtete man darauf, dass dieses Wasser sich in einen Fluss oder See ergoss, der in einiger Entfernung von den Gewässern lag, die man als Wasserstellen für die Legion benutzte. Vegetius schreibt:
     
    Nunmehr will ich, worauf am allermeisten zu achten ist, erinnerlich machen, wie man das Heer gesund erhalten kann … Auch soll der Soldat kein schädliches oder

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