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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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Bestechungsgeld. Bestechung war an der Tagesordnung, wie ein Brief von Claudius Terentianus zeigt:
     
    Ich bitte dich, Vater, mir sofort über deine Gesundheit zu schreiben, dass es dir gutgeht. Ich bin besorgt über die Umstände zuhause, wenn du mir nicht schreibst. So Gott will, hoffe ich sparsam zu leben und in eine Kohorte versetzt zu werden. Doch hier geht nichts ohne Geld, und Empfehlungsbriefe nützen nichts, wenn man sich nicht selbst hilft. (
P. Mich.
VIII 468 = Campbell, Nr. 43)
     
    Trotz der Hürden und Risiken trug die Beförderung also wesentlich zur Anziehungskraft des militärischen Lebens bei.
    Der Soldat gewann aber auch ein erhöhtes Ansehen in den Augen der zivilen Bevölkerung, das ihn gegenüber Männern auszeichnete, die nicht der Armee beitraten. Das bezeugt Artemidor, wenn er sagt, dass derTraum, Soldat zu sein, für den Träumenden »Ehren« bedeutet (
Traumbuch
2,31). Es schlug sich auch in der Gesetzgebung nieder, denn Soldaten waren von den zunehmend beschwerlichen kommunalen Verpflichtungen befreit, die den Zivilisten im Lauf der Kaiserzeit aufgebürdet wurden. Mehr noch beruhte ihr Ansehen darauf, dass sie vor Ort die kaiserliche Macht repräsentierten und als Einzige professionell mit Waffen bester Qualität ausgerüstet und in ihrem Gebrauch geübt waren. Das Zeichen ihres Ranges war der Schwertgürtel; Uniform und Ausrüstung eines Soldaten waren der Ausweis seines besonderen Status und seiner Funktion (Abb. 20 – 23).
    Die privilegierte Machtposition, die dem Legionär Achtung oder gar Neid einbrachte, konnte auch Feindseligkeit auslösen. Mochten die Zivilisten ihn hassen, solange sie ihn nur fürchteten; das Resultat blieb am Ende dasselbe. Sowohl die Elite als auch gewöhnliche Römer sprechen in ihren literarischen Schriften wiederholt vom anmaßenden Auftreten der Soldaten und von den Reaktionen zwischen Angst und Abwehr, die es in der Bevölkerung hervorrief. Viele Soldaten dürften die Macht, nach Lust und Laune einzuschüchtern, zu erpressen und ganz allgemein Terror auszuüben, genossen haben. Das Urteil des Kaisers Alexander Severus, wie in der
Historia Augusta
überliefert, war vielleicht allzu optimistisch:
     
    Man braucht sich vor dem Soldaten nicht zu fürchten, wenn er mit Kleidung, Waffen und Schuhzeug versehen ist und einen vollen Magen und keinen leeren Beutel hat. (
Historia Augusta, Alexander Severus
52,3)
     
    Der Jurist Ulpian zum Beispiel nimmt an, dass Soldaten die zivile Bevölkerung gewohnheitsmäßig bestehlen. Unzulässige Requisitionen waren gang und gäbe. Die jämmerlichen Versuche, ihnen Einhalt zu gebieten, waren gut gemeint, doch wirkungslos. Hier ein Beispiel aus Ägypten:
     
    Marcus Petronius Mamertinus, Statthalter von Ägypten, erklärt: Ich bin informiert worden, dass viele Soldaten bei ihren Reisen durchs Land ohne Bescheinigung Boote, Tiere und Personen über das angebrachte Maß hinaus requirieren, sie manchmal mit Gewalt in Besitz nehmen, sie andere Male durch Anwendung von Gefälligkeit oder Ehrerbietung vom Kommandanten erhalten. Dadurch sind Privatpersonen der Arroganz und dem Missbrauch ausgesetzt, und die Armee ist auf Besitzgier und Ungerechtigkeit überprüftworden. Ich befehle darum dem Kommandanten und den königlichen Sekretären, absolut niemandem ohne Bescheinigung irgendwelche Reiseerleichterungen zu ermöglichen, ob er zu Wasser reist oder zu Land, wobei gilt, dass ich jeden hart bestrafen werde, der nach diesem Erlass dabei ertappt wird, dass er eines der oben erwähnten Dinge gibt oder nimmt … (
PSI
446 = Campbell, Nr. 293)

Abb. 20 – 23. Gemeine Soldaten: Diese Männer, die an der Nordgrenze des Reiches dienten, lassen sich auf ihren Grabsteinen in der typischen Ausrüstung abbilden: dem
pilum
(Wurfspeer), dem
gladius
(Kurzschwert), dem
scutum
(Schild) und dem
sagum
(Überrock). Schwert und Schwertgürtel waren das stärkste Symbol des Status und der Autorität eines Soldaten.
     
    Erzwungene Einquartierung (erwähnt zum Beispiel in Plinius’ Brief an Trajan,
Briefe
10,77 f.) war ein verbreiteter Missbrauch, ebenso wie Erpressung, Wucher und andere Methoden, um für den eigenen Bedarf Geld aus der Zivilbevölkerung herauszuholen. Als Soldaten Johannes den Täufer fragen, was sie tun sollten, um gut zu sein, sagt er zu ihnen: »Tut niemand Gewalt noch Unrecht und lasset euch genügen an eurem Solde« (Lukas 3,14). In Ägypten notierte ein Mann üppige Bestechungsgelder in seinen Kontobüchern als

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