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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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Sumpfwasser trinken. Denn ein Trunk schlechten Wassers, gleichsam ein Gift, infiziert die Trinkenden mit Seuchen. Dass dann aber die durch solches Malheur erkrankten Kameraden mit geeigneter Nahrung wiederhergestellt und von der Kunst der Ärzte kuriert werden, dafür braucht es der beständigen Sorgfalt der Anführer und Tribunen und selbst des Legionsführers … Denn mit solchen kann man schlecht etwas erreichen, die zugleich von der Not des Krieges und der Krankheit bedrückt sind. Aber die im Kriegswesen Erfahrenen meinten, dass tägliche Waffenübungen für die Gesundheit der Soldaten zuträglicher seien als Ärzte. (
Abriss des Militärwesens
3,2)
     
    Diesen Zielen wurde vielleicht nicht immer entsprochen, doch waren die Soldaten besser ernährt und lebten in einer reinlicheren Umgebung mit besserer Luft und besseren sanitären Einrichtungen als die Bevölkerung im Allgemeinen.
    Das Leben im Heerlager
    Das Leben in der Armee ist zum größten Teil Routine: Schlafen, Essen, einfache Lagerdienste und Drill. Entscheidend war, dass die Legion effizient als Einheit operierte und Befehlen bedingungslos gehorchte, ein Ziel, dem laufende Waffenübungen dienten. Rekruten mussten zweimal täglich zum Exerzieren antreten, erprobte Soldaten einmal. Auf Märschen und bei Manövern lernten die Soldaten, sich als Truppenkörper zu bewegen, sie lernten ihre Waffen – Schild, Schwert und Speer – zu gebrauchen und bauten Kondition auf, um täglich lange Märsche mit schwerem Tornister zu bewältigen. Besondere Detachments für die Latrinenund ähnliches kümmerten sich offenbar auch um die Hygiene und andere Bedürfnisse.
    Die Soldaten waren in Baracken untergebracht (Abb. 17 und 18). Sie lebten als Einheit zusammen: Jede Baracke hatte einen größeren Raum mit eigenem Vorzimmer für den Zenturio sowie acht bis zehn Räume für ein
contubernium,
eine Gemeinschaft von acht Männern. Jeder dieser Räume war in Vor- und Schlafraum unterteilt. Ein Zenturio konnte im Lager mit seiner Gefährtin und vermutlich auch mit Kindern zusammenleben. Es gibt zwar Belege dafür, dass dies in einzelnen Lagern auch für einige Soldaten galt, doch in der Regel lebten im Lager selbst nur die Männer. »Ehefrauen« wohnten mit der Familie außerhalb des Truppengeländes und wurden von ihrem Partner, der im Lager selbst leben musste, regelmäßig besucht.
    Abb. 17. Dieser Plan der Befestigung in Housesteads am Hadrianswall in Nordengland weist die typische Anlage des Kastells auf: rechts und links die Baracken der Soldaten, unten in der Mitte das Haus des Kommandanten.

Abb. 18. Leben im Kastell Housesteads: So sahen die Baracken der Soldaten aus.

    Derartige Lebensverhältnisse mögen beengt erscheinen, ließen aber wahrscheinlich nicht weniger Privatsphäre zu als die Wohnsituation der Normalbevölkerung. Die Kameradschaftlichkeit, von der das Leben im Lager geprägt war, wurde dadurch vertieft, dass jede Einheit ihre Mahlzeiten selbst kochte und man gemeinsam aß – es gab keine Messe und keine zentrale Küche, außer vielleicht für die Öfen zum Brotbacken.
    Medizinische Versorgung war für die Bevölkerung als Ganze weithin Glückssache. Beschwerden versuchte man zunächst im häuslichen Kontext zu kurieren, ob mithilfe von Familienangehörigen oder von »Experten« aus der Gemeinschaft. Ärzte waren Fachleute, die bezahlt werden mussten. Während die Elite deren Dienste ausgiebig in Anspruch nahm, hatten große Teile der Bevölkerung nur begrenzten Zugang zu ärztlicher Hilfe. In der Armee dagegen stellte der Verlust von Kampfkraft durch Krankheit oder Verletzung ein ernstes Problem dar. Wie in allen Armeen bis in die heutige Zeit wurden Verluste häufiger durch körperliche Behinderungen verursacht als durch die Kämpfe selbst. Ärzte mussten nicht nur bereitstehen, um Verwundungen zu behandeln, sondern auch, und dies häufiger, bei Krankheiten und Verletzungen, die bei der Erfüllung dienstlicher Aufgaben außerhalb der Kampfhandlungen entstanden. Erscheint die medizinische Praxis auch als seltsame Mixtur aus invasiven Verfahren (Chirurgie etc.), gesundheitsschädlichen Methoden, Heimkuren (Diäten, körperliche Übungen, Schlafkuren etc.), Medikamenten und Gebeten, so kann sie doch als die beste gelten, die in der römischen Welt zu finden war. Bei einem gut geschulten Arzt bestand immerhin die Aussicht auf eine zutreffende Diagnose, so dass sich auch die Aussichten auf eine wirksame Heilung erhöhten. Beweisbar ist hier nichts, doch

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