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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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Volksleben oder aus der Mythologie. In der Taverne auf der Merkurstraße in Pompeji sind einige hocherotische Szenen aus solchen Stücken als Wandmalereien zu bewundern, deren genüssliche Betrachtung zweifellos auch Bilder dieser Theaterspiele wachrief. Es erstaunt darum nicht, dass die Possenspieler nicht nur die Nachfrage nach Prostituierten erhöhten, sondern auch selbst entsprechende Dienste anboten.
    In ähnlicher Funktion waren die Possenspieler auch an den römischen Floralia beteiligt, einem Frühlingsfest, an dem Sexualität und Fruchtbarkeitausgelassen gefeiert wurden, wie es der Name – nach einer Dirne aus Vorzeiten – kaum anders erwarten lässt. Im Zentrum der Feiern standen die Parade von Prostituierten und Possenspiele. Tertullian schildert sie mit Abscheu:
     
    Selbst auch die Dirnen läßt man als Opfer öffentlicher Wollust auf der Bühne auftreten – noch elendere Geschöpfe in Gegenwart der (ehrbaren) Frauen, denen allein sie unbekannt waren –, und sie werden vor den Augen von Zuschauern jeden Alters und Standes vorgeführt; ihre Adresse, ihre Preise und ihre besonderen Eigenschaften werden auch für diejenigen, die es nicht zu hören bräuchten, laut vorgetragen; sogar Angaben – über diese übrigen Einzelheiten schweige ich –, die in der Dunkelheit und in ihren Lasterhöhlen verborgen bleiben sollten, damit sie das Licht des Tages nicht besudeln. Der Senat sollte vor Scham erröten, alle Stände sollten vor Scham erröten! Selbst jene Mörderinnen ihres eigenen Schamgefühls schrecken – man sieht es an ihren Gesten – vor dem Tageslicht und der Öffentlichkeit zurück und erröten einmal im Jahr! (
De spectaculis

Über die Spiele
17,3 – 4)
     
    Auf der Bühne zeigten die Possenszenen, dargestellt von Dirnen, das Leben von einfachen Leuten, Schneidern, Fischern oder Webern, in kompromittierenden Situationen. Ein beliebtes Thema war der Ehebruch. Zu diesen Vorführungen gehörten, wie in Possen üblich, obszöne Dialoge, Gesang, Tanz, Gebärdenspiel und eine anzügliche Körpersprache. Im letzten Akt standen die Darstellerinnen oft vollständig nackt auf der Bühne, wenn das Publikum rief: »Zieht alles aus!« und die Schauspieler diesem Wunsch entsprachen. Entgeistert schildert ein frühchristlicher Autor die Vorgänge:
     
    Bei der Darbietung dieser Spiele ist jede moralische Dezenz preisgegeben, wie es für das Gedächtnis einer Hure angemessen ist. Denn außer der unbeherrschten, schmutzigen Sprache und dem Erguss jeder Art von Obszönitäten werden den Huren zum rhythmisch fordernden Geschrei der Menge sogar die Kleider abgestreift, und dann spielen sie die Rolle von Mimen und werden vor dem zustimmenden Publikum so lange auf der Bühne zurückgehalten, bis selbst schamlose Augen sich an ihren schändlichen Bewegungen gesättigt haben. (Laktanz,
[Göttliche Unterweisungen]
1,20,10)
     
    Dass Mimen und Dirnen an den Floralia gemeinsam ihren Auftritt hatten, zeigt ihre Popularität bei den gewöhnlichen Menschen ebenso wie ihre Identität als Teil der Sexindustrie: Wie Prostituierte traten die Schauspieler an Straßenecken, in Bordellen und bei privaten Festen auf. Mit ihren eindeutig vulgären Bewegungen und von Sexualität triefenden Themen waren sie von Stripteaseshows vermutlich oft kaum zu unterscheiden. Und wie bei diesen war es nur ein kleiner Schritt in die Prostitution.
    Beliebte Treffpunkte von Dirnen waren Tempel und Theater. In Plautus’
Curculio
liegt das besuchte Bordell direkt neben dem Aeskulaptempel, vor dem Haus steht ein Altar der Venus. Ebenfalls von Plautus stammt eine Beschreibung der Prostituierten, die sich beim Venustempel versammeln:
     
    Möchtst du dich gesellen denn / Zu den Huren, Müllermetzen und der Dinkelmühlenspreu, / Zu den armen Sklavenliebchen, schmutzig, binsenparfümiert, / Die nach Stall und Sattel riechen und nach Kutsch- und Tragestuhl, / Die kein freier Mann je mitgenommen hat, / Dirnen sudeliger Lumpensklaven, für zwei Groschen feil? (
Poenulus

Der Punier
265 – 270)
     
    Dazu ein reizvolles Detail aus dem wirklichen Leben: Im Süden Roms am 80. Meilenstein der Via Latina neben einem alten Heiligtum der Venus eröffnen vier Frauen eine Garküche:
     
    Flacceia Lais, Freigelassene des Aulus; Orbia Lais, Freigelassene der Orbia; Cominia Philocaris, Freigelassene des Marcus und Venturia Thais, Freigelassene des Quintus, bauten eine Küche am Schrein der Venus an einem gemieteten Platz. (
AE
1980, 2016)
     
    Die Frauen, alle

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