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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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tatkräftiger Unterstützung seiner Tochter, von der man gern annehmen würde, dass sie während dieser Tätigkeit ihre Ehre bewahrte (Rowlandson, Nr. 209).
    Eine wunderbare Schilderung von bezahltem Sex in einer Kneipe enthält die frühchristliche Erzählung »Die hl. Maria, die Hure«. Maria, die behütet aufgewachsen war, wurde von einem hinterhältigen Mönch verführt. Voller Scham floh sie aus ihrer Heimatstadt und wurde Prostituierte in einer Bar. Ihr Onkel, ein heiliger Mann namens Abraham, machte sich auf, um sie zu suchen, und endlich, nach zwei Jahren, fand er sie. Er verkleidete sich und ging in die Stadt:
     
    In der Stadt angekommen, ging er also in ein Gasthaus, saß dort und sah sich mit bangen Blicken um, schaute mal hier und mal dort, in der Hoffnung, sie zu sehen. Die Stunden vergingen, und immer noch wartete er vergeblich; schließlich wandte er sich in scherzendem Ton an den Gastwirt: »Man hat mir berichtet, Freund, du habest hier ein bezauberndes Mädchen; wenn es dir genehm ist, würde ich sie mir sehr gerne anschauen.« Der Gastwirt … gab zur Antwort, es sei tatsächlich so, wie er gehört habe – sie sei ein ausnehmend hübsches Mädchen. Und Maria war wirklich von schöner Gestalt, schöner fast, als die Natur es bedurfte. Abraham fragte nach ihrem Namen, und erfuhr, er sei Maria. Darauf sagte Abraham vergnügt: »Na, dann bring sie herein und zeige sie mir und bring uns heute ein gutes Nachtessen für sie, denn ich habe sie von allen Seiten loben hören.« Also rief man sie. Sie kam herein, und als der gute alte Mann sie in ihrem Hurengewand erblickte, schien sein ganzer Körper vor Leid zu vergehen. Doch er verbarg die Bitterkeit seiner Seele … und so setzten sie sich zu Tisch und tranken ihren Wein. Der alte Mann begann mit ihr zu scherzen. Das Mädchen erhob sich, legte den Arm um seinen Nacken und und betörte ihn mit Küssen. … Der alte Mann sprach freundlich zu ihr. »Na, na!«, sagte er. »Ich bin gekommen, um dich zu erfreuen …« Der alte Mann nahm also ein Goldstück hervor, das er mitgebracht hatte, und gab es dem Wirt. »Nun also, mein Freund«, sagte er, »mach uns ein gutes Nachtessen, damit ich mich mit dem Mädchen vergnügen kann; denn ich habe aus Liebe zu ihr eine lange Reise gemacht.« Als sie sich an den Speisen gelabt hatten, drängte ihn das Mädchen,mit ihr auf ihr Zimmer zu kommen, um ihr beizuwohnen. »Gehen wir«, sagte er. Beim Hereinkommen sah er ein hohes Bett vorbereitet und nahm alsbald fröhlich darauf Platz … So sagte das Mädchen also zu ihm, als er auf den Bett saß: »Herr, lasst mich eure Schuhe abstreifen.« »Verschließe sorgfältig die Tür«, sagte er, »dann zieh sie mir ab.« … »Komm zu mir, Maria«, sagte der alte Mann. Und als sie neben ihm auf dem Bett saß, griff er fest nach ihrer Hand, als wolle er sie küssen. Er nahm seinen Hut ab und sagte mit gebrochener Stimme unter Tränen: »Maria, meine Tochter, kennst du mich nicht?« … Den Kopf auf seinen Füßen, weinte sie bis zum Morgen … Als es dämmerte, sagte Abraham zu ihr: »Steh auf, Tochter, und lass uns heimgehen.« Und sie gab zur Antwort: »Ich habe ein wenig Gold hier und ein paar Kleider, sag mir, was ich damit mache.« Und Abraham erwiderte: »Lass all das hier …« (Ephraim der Syrer, Diakon in Edessa)
     
    Natürlich wird Maria von ihrem Leben in Sünde erlöst, aber ihre Erlebnisse vermitteln das beste Bild der Taverne als Schauplatz von Sexualität, über das wir verfügen.
    Ein Lieblingsplatz von Prostituierten waren auch öffentliche Bäder, wie die folgende Bemerkung von Ammian zeigt:
     
    Erfahren sie [die Badenden], daß plötzliche eine unbekannte Dirne oder eine Hure aus der städtischen Plebs oder eine alte Vettel mit ihrem vermietbaren Körper aufgetaucht ist, so laufen sie um die Wette, streicheln die Angekommene und überhäufen sie mit widerwärtigen Schmeicheleien wie die Parther eine Semiramis, die Ägypter eine Kleopatra, … (
Römische Geschichte
28,4,9)
     
    Die Nacktheit, zumal wenn Männer und Frauen, wie es vorkam, gemeinsam badeten, war wie das Trinken in der Kneipe ein Stimulans, das willigen Sexualpartnerinnen die Kunden in die Arme trieb. Auch Speisen und verschiedene andere Angebote wie Massagen standen zur Verfügung. So wie eine Masseuse leicht zu sexuellen Dienstleistungen für ihre Kunden übergehen konnte, konnte auch das Badepersonal Routineaufgaben wie die Beaufsichtigung der Garderobe während des Bades mit dem Angebot von

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