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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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(
Satyrica
7)
     
    Hier nahmen also zwei verschiedene Personen die Gelegenheit wahr, einen Fremden ohne sein Wissen in ein Freudenhaus zu führen – vermutlich gegen ein gutes Trinkgeld. In den Bordellen konnten die Prostituierten sich einquartieren; für Kunden wie den Intimus des Askyltos, die ihre eigene Lustquelle mit sich führten, gab es aber auch stundenweise Zimmer zu mieten. Interessant ist, dass Enkolpius, sobald er erkannte, dass er in einem Bordell war, seinen Kopf bedeckte, die traditionelle Bewegung beim Betreten eines solchen Ortes.

Abb. 28. Eine Prostituierte mit ihrem Kunden: Die Frau in der für die Darstellung der Venus typischen Pose, die ihre Reize hervorheben soll, unterhält den Besucher; eine Dienerin schaut zu, zum allenfalls nötigen Beistand bereit. Fresko aus Pompeji.
    Einige Prostituierte waren nicht in einem Bordell tätig, sondern im eigenen Haus (Abb. 28), wie die Edelhure in Plautus’
Eselskomödie.
Hier konnten sie den Männern nach Gusto Zutritt gewähren. Auf einem Plakat konnten sie mitteilen, dass sie »besetzt« seien. Erotische Bilder versetzten ihre Besucher in angenehme Erregung (Taf. 25). Sie hatten Möglichkeiten zur Bewirtung und konnten spontan Partys arrangieren, wenn sie mehr als einen einzigen Kunden anziehen wollten. So großzügige Verhältnisse waren zweifellos nicht die Regel, aber es ist sinnvoll, sich auch die »Spitzenprodukte« des Gewerbes in Erinnerung zu rufen. Eine normale Prostituierte könnte im Haus der Vettier in Pompeji ihrer Arbeit nachgegangen sein, auch wenn die Forschung darüber geteilter Meinung ist. Abseits der Küche gibt es einen hinteren Raum mit lasziv-erotischer Kunst in einem Stil, der an die Bilder im Lupanar derselben Stadt erinnert. Im Hauseingang befindet sich ein Graffito: »Eutychis, Griechin: für 2 Asse. Mit gutem Charakter« (
CIL
IV 4592 / Hunink, Nr. 452).
    Tavernen und Esslokale waren für die Freudenmädchen das üblicheBetätigungsfeld – ein Zimmer oder zwei auf der Rückseite oder im oberen Stockwerk des Hauses dienten dem Zweck. Allgemein wurde unterschieden zwischen dem Gastwirt, der eine achtbare Persönlichkeit sein konnte, und der Barkellnerin, die nichts als eine Dirne war, die Speisen und Getränke servierte. In der Literatur werden Bardamen in der Regel mit Freudenmädchen gleichgesetzt, eine Einschätzung, der die römischen Rechtstexte zustimmen:
     
    »Nicht nur von einer solchen, welche in einem Hurenhaus sich Preis gibt, sondern auch, wenn Eine, wie es zu geschehen pflegt, in einem Wirtshause, oder sonst wo ihre Schamhaftigkeit nicht bewahrt, werden wir sagen, dass sie öffentlich mit ihrem Körper Gewinn treibe. Ö f f e n t l i c h verstehen wir aber so: gemeinhin, das heisst, ohne Auswahl; nicht wenn Eine sich Ehebrechern oder Hurern hingibt, sondern wenn sie sich in dem Zustand einer Preisgegebenen befindet. Desgleichen scheint [eine Frauensperson], wenn sie sich mit dem Einen oder Anderen, nachdem sie dafür Geld erhalten hat, vermischt hat, nicht öffentlich mit ihrem Körper Gewinn zu treiben. Octavenus sagt jedoch ganz richtig, dass auch eine solche, welche sich ohne Gewinn öffentlich Preis gegeben hat, hierher hätte gerechnet werden müssen. … Hurenwirthinnen nennen wir aber die, welche Weibspersonen um des Gewinns willen Preis geben. Als eine Hurenwirthin werden wir auch die ansehen, welche im Namen eines Andern diese Lebensart treibt. Wenn Eine Gastwirthschaft treibt und in derselben Weibspersonen
(corpora)
hält, …, so muss man sagen, dass auch eine solche unter der Benennung einer Hurenwirthin begriffen sei. (Ulpian,
Über das Edikt
=
Digesten
23,2,43 pr. 1 – 3 und 7 – 9)
     
    So ließen sich also wie zu allen Zeiten Männer von Barmädchen betören:
     
    – Successus der Weber liebt die Sklavin der Wirtin, mit Namen Iris. Sie aber macht sich nichts aus ihm, sondern hat Mitleid mit ihm. (So) schreibt ein Konkurrent. Tschüss! – Neidischer Kerl! Nur weil du platzt, sollst du es nicht einem Schöneren missgönnen, einem, der mal richtig über die Stränge schlagen will und hübsch aussieht! (
CIL
IV 8259/Hunink, Nr. 68)
     
    Ein anderes Graffito illustriert, dass die Unterscheidung zwischen Gastwirtin und Kellnerin nicht immer eingehalten wurde: »Ich hab die Wirtin gevögelt« steht auf einer Wand (
CIL
IV 8442/Hunink, Nr. 154,
Futui coponam
).Vermutlich gab es jedoch auch einige Etablissements mit gutem Ruf. Der Barbesitzer Haynchis zum Beispiel führt einen Bierladen mit

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