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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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Kriegsgefangenen, die soeben in die Sklaverei verkauft wurden. Dieselbe Einstellung spricht aus einer Sentenz des Publilius Syrus (616): »Wer ungern front, trägt schwer, doch muss er fronen.« Eine Form der Anpassung war demnach, aus einer schlimmen Lage den größtmöglichen Nutzen zu ziehen: »Wer klug zu dienen weiß, ist halb Gebieter« (
Sentenz
596). Was leichter wurde, wenn der Herr eine Spur Vernunft besaß und auf den Rat der Agrarschriftsteller hörte, zu den Sklaven, wenn möglich, eine positive, auf Gegenseitigkeit beruhende Beziehung zu unterhalten.
    Einfacher wurde es vielleicht, wenn der Herr an seinem menschlichen Eigentum Gefallen fand und die Beziehung sich nicht in sexuellem Missbrauch erschöpfte. Es konnte vorkommen, dass illegitime Kinder der Sklavenhalter nicht nur geliebt wurden, sondern auch Geld erbten: Steia Fortuna, eine Sklavin des Publius Steius Felix, erbte ein Sechstel seines Eigentums – sie war vermutlich seine illegitime Tochter (
CIL
XIV 1641, Ostia Antica). Zahlreich sind literarische Beispiele von Sklaven, die in einem Haushalt vom sexuellen Günstling zu wichtigeren Rollen aufstiegen und schließlich ein erfolgreiches Leben als Freigelassene führten – bekannte Vertreter dieses Typs sind die Figuren Hermeros und Trimalchio in Petrons
Satyrica
. Nicht wenige Herren hatten ihre Lieblinge unter den Sklaven. Einer adoptierte seinen Sklaven und verhalf ihm zu einem erfolgreichen Geschäftsbetrieb:
     
    Vitalis, des Gaius Lavius Faustus Sklave und zugleich Sohn, als Sklave im Haus geboren, liegt hier. Er lebte 16 Jahre, als Verkäufer im Laden des Aprius bei den Leuten beliebt und von den Göttern dem Leben entrissen. Ich bitte euch, Wanderer, verzeiht mir, wenn ich etwas zu wenig an Gewicht gegeben habe, um es meinem Vater zuzuwenden. Ich bitte bei den Oberirdischen und Unterirdischen, laßt meinen Vater und meine Mutter euch empfohlen sein! Und nun ade! (
CIL
III 14   206.21 =
ILS
7479, Amphipolis, Griechenland/Geist, Grabinschriften, Nr. 151)
     
    Ein anderer erinnerte sich liebevoll eines kleinen Sklavenmädchens:
     
    Celerinus der Herr errichtete dieses Grabmal der zutiefst unglücklichen Valentina, sein Pflegekind und liebstes Entzücken, Tochter des Sklaven Valentino, die nur 4 Jahre lebte. (
CIL
III 2130, Salona, Kroatien)
     
    Von Plinius dem Älteren ist das Beispiel eines Sklaven überliefert, der durch die Gunst seiner Herrin zu Reichtümern gelangte:
     
    [Korinthische Bronze war berühmt und teuer] Als Dreingabe für einen solchen Leuchter wurde auf Befehl des Ausrufers Theon der bucklige und außerdem noch hässlich aussehende Walker Klesippos angeboten; Gegania kaufte den Leuchter für 50   000 Sesterzen. Sie zeigte ihren Kauf bei einem Gastmahle, und da der Walker sich des Gespöttes wegen entblößen musste, wurde sie von schamloser Lust ergriffen, nahm ihn zu sich ins Bett und setzte ihn bald ins Testament ein; dieser aber, sehr reich geworden, verehrte jenen Leuchter wie eine Gottheit … dennoch wurde die Moral durch das prächtige Grabmal bewahrt, mit dem die Erinnerung an die Schande der Gegania ewig über die Länder dauern sollte. (
Naturalis historia – Naturkunde
34,6,11 f.)
     
    Plinius’ Geschichte ist insofern etwas ungewöhnlich, als sich darin eine Herrin eine männliche Konkubine hält. Dass die Herren unter den Sklavinnen ihre Beischläferinnen hatten, ist weit häufiger bezeugt. Frauen mochten in einer solchen Beziehung vielleicht eine gewisse Sicherheit finden, obwohl mit der Quälerei durch den Herrn oder seine Frau auch dann noch zu rechnen war. Offenkundig erwies sich eine ganze Reihe solcher Liebschaften als dauerhaft, denn sie sind wiederkehrend in Grabinschriften erwähnt:
     
    Grab, bestimmt für Septimius Fortunatus, den Sohn des Gaius, und seine Nebenfrau Septimia, sei sie noch Sklavin oder Freigelassene. (
CIL
V 5170 =
ILS
8553, Bergamo/Geist, Grabinschriften, Nr. 117)
     
    In der Regel waren die Sexualbeziehungen zwischen Herren und Sklaven natürlich von kürzerer Dauer. Das Verhalten, das dem Sklaven die Gunst seines Herrn sicherte, variierte innerhalb des Spektrums der Ansprüche des Herrn an den Sklaven: effiziente Arbeit, Profit, Gehorsam und Treue. Gehorsam bedeutet Kontrolle, also schien ein gewisses Maß an Gehorsam, ob echt oder geheuchelt, das beste Mittel, sich der Situation anzupassen und Strafen zu entgehen. Paulus ermahnt die christlichen Sklaven zu aufrichtigem Gehorsam, »nicht mit Dienst allein vor Augen, als

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