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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Knapp
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den Menschen zu gefallen, sondern als die Knechte Christi« (Epheser 6,6), und anerkennt damit die Realität eines vorgetäuschten Gehorsams wie auch die Erwünschtheit des echten. Eng verbunden mit dem Gehorsam war die Treue. Auch hier war echte oder simulierte Bekundung von Vertrauenswürdigkeit der geeignete Weg, den Herrn für sich einzunehmen. Schmeichelei war immer angebracht, ob an die Adresse des Herrn oder eines aufsichtführenden Sklavengenossen. Es mochte sogar Sklaven geben, die den Herrn, dem sie schmeichelten und gehorchten und für den sie gewissenhaft ihre Arbeit verrichteten, wirklich liebten. All das war natürlich leichter bei einem freundlichen Herrn. In einer solchen Lage konnte es sogar vorteilhafter erscheinen, Sklave zu bleiben als freigelassen zu werden. Der Philosoph Epiktet, selbst ein ehemaliger Sklave, hat sich über die Gefahren der Freiheit im Vergleich zum Sklavendasein bei einem aufgeklärten Herrn seine eigenen Gedanken gemacht:
     
    Ein Sklave wünscht, aufs eheste freigelassen zu werden. Warum? Meint ihr, er habe ein großes Verlangen, den Pächtern der Sklaven Steuergeld zu geben? Nein, sondern er stellt sich vor, bis jetzt stände er, weil er diese Freilassung noch nicht erreicht habe, vor lauter Hindernissen und Schwierigkeiten. »Bin ich erst einmal freigelassen«, sagt er, »so geht mir von Stunde an alles nach Wunsch, da frage ich nach niemandem, da rede ich mit jedermann als meinesgleichen und meines Ranges; ich gehe, wohin ich will, es darf mich niemand fragen, woher ich komme und wohin ich will.« Er wird frei gelassen, und nun, da er nichts zu essen hat, sieht er sich sogleich um, wem er schmeicheln, bei wem er schmarotzen könne. Dann treibt er entweder Gewinnmit seinem Leibe und läßt sich die schändlichsten Dinge gefallen, und wenn er durch dieses infame Mittel sich eines Unterhalts versichert hat, so ist er in eine Sklaverei verfallen, die viel schlimmer als die vorige ist; oder wenn der Tropf, der so wenig von Ehre und Tugend weiß, wohlhabend geworden ist, so verliebt er sich in ein Mädchen, und wenn sie ihn nicht erhört, so beklagt er sein hartes Schicksal und sehnt sich nach der vorigen Sklaverei zurück. »Denn was fehlte mir damals? Da hatte ich meinen Herrn, der schaffte mir Kleider, schaffte mir Schuhe an, gab mir zu essen, versorgte mich in kranken Tagen, und dafür tat ich ihm einige wenige Dienste. Jetzt hingegen, was habe ich Armer nicht auszustehen, da ich statt einem Herrn nun vielen dienen muß!« (
Epiktets Gespräche
4,1,34 – 37)
     
    Im
Leben Äsops
heißt es kurz und bündig:
     
    Wenn du mit Sklaven gut umgehst, wird keiner das Gute mit dem Schlechten vertauschen und ein Landstreicherleben führen, wo ihn Hunger und Schrecken erwarten. (
Das Leben Äsops
26)
     
    Ein kluger Herr wusste die harte und fleißige Arbeit »guter«, das heißt treuer und gehorsamer Sklaven zu schätzen und belohnte sie. Dieser Lohn war teils gering – Geschenke zu den Saturnalien, gelegentlich ein freier Tag –, teils aber auch hoch, zum Beispiel als Gelegenheit, Gelder zu erwerben, mit denen man den Herrn auszahlen und sich freikaufen konnte. Die Geldbörse des Sklaven, sein
peculium
, war formal immer im Besitz seines Herrn wie alles, was er »besaß« bis hin zur eigenen Person. In Wirklichkeit sammelten die Sklaven kleinere und größere Summen an, die sie für dieselben Zwecke ausgeben konnten wie freie Personen. So konnten sie Weihgeschenke stiften, wie diese Inschrift aus dem italienischen Pesaro zeigt:
     
    Faustus, Sklave des Publius Versennius, bezahlte für eine Statue und einen Schrein, dem Gott Priapus geweiht, aus seinem
peculium
. (
CIL
XI 6314 =
ILS
3581)
     
    Andere Sklaven gaben ihr Geld vielleicht für eine materielle Verbesserung ihres Lebens aus oder sparten für einen späteren Freikauf oder den Freikauf eines oder einer Geliebten – oder sie verschwendeten es. Ein
peculium
besaßen alle Sklaven, sogar, wenn wir Plautus glauben können,die Schäfer: »Auch der Schäfer, Mutter, der die fremden Schafe weidet, hat / Ein ganz eigenes [
peculium
], auf das er Hoffnung setzt« (
Asinaria

Die Eselskomödie
539). Die Sklaven nutzten jede Gelegenheit, das Ersparte zu vermehren. Für einen städtischen Sklaven waren die Gelegenheiten günstig. Sie reichten vom Verkauf der eigenen Nahrung über Diebstahl und Verkauf von Besitzstücken seines Herrn bis zur Entgegennahme von Bestechungsgeldern für den Abschluss von Verträgen oder für den Zugang

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