Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Römischer Lorbeer

Römischer Lorbeer

Titel: Römischer Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
Vom Netzwerk:
du würdest ihr doch nicht ernsthaft ein Leid
antun, oder? Nicht ihr. Aus welchem Grund auch immer. Und
gewiß nicht durch -«
    »Halt’s
Maul, Catull«, sagte ich mit zusammengebissenen
Zähnen.
    »Moment mal,
jetzt erkenne ich ihn auch!« Asicius kam näher und
starrte mich an. »Das war der Mann, der sich gegenüber
deiner alten Wohnung auf dem Palatin im Schatten versteckt hat, als
wir den alten -«
    »Halt die
Klappe, Asicius!« rief Caelius laut genug, um die Spieler am
Nebentisch aufzuschrecken. Einer von ihnen zog seinen Wurf
zurück, so daß die Würfel auf dem Boden landeten -
ein schlechtes Omen, das einige Spieler umgehend vom Tisch
vertrieb, während die übrigen die Aufbrechenden als
abergläubisch verhöhnten.
    Catull erhob sich, ein
wenig unsicher auf den Beinen. »Suchst du einen Sitzplatz,
Caelius? Hier, nimm Platz. Die geile Kneipenwirtschaft ist selbst
für meinen Geschmack ein wenig zu geil geworden. Kommst du,
Graddianus?«
    »Gordianus«, sagte ich
leise und stand auf. Asicius und Licinius drängten sich an mir
vorbei auf die Bank. Als ich an Caelius vorbeikam, packte er meinen
Arm und flüsterte mir ins Ohr: »Du irrst dich. Ich
schwöre, ich habe Dio nicht getötet.«
    »Das ist nur
einer der Anklagepunkte gegen dich, Marcus
Caelius.«
    Er hielt meinen Arm
weiter fest umklammert und sagte mit gesenkter Stimme: »Aber
dir geht es doch nur um Dio, oder nicht? Du willst seiner armen
Seele Frieden verschaffen, weil du ihn gut kanntest.« Sein
attraktives Gesicht hatte jede Lässigkeit verloren. Einen
skrupellosen, verzweifelten Mann hatte Clodius ihn genannt. Ich
blickte in seine Augen und sah Angst. 
    »Woher
weißt du diese Dinge, Caelius? Woher weißt du das von
Dio und mir und daß Clodia mich engagiert
hat?«
    »Das tut nichts
zur Sache. Wichtig ist, daß du dich irrst. Ich war es nicht.
Ich habe den alten Ägypter nicht getötet. Ich
schwöre es dir beim Schatten meiner
Vorfahren!«
    »Und dein Freund
Asicius?«
    »Er hat Dio auch
nicht getötet.«
    »Wer
dann?«
    »Ich weiß
es nicht. Ich war es jedenfalls nicht.«
    »Und wo bist du
am Abend des Mordes mit Asicius gewesen, als ich euch gesehen habe?
Was hattet ihr beide vor? Sage mir das und dann schwöre bei
deinen Ahnen.«
    »Das ist mehr,
als ich offenbaren kann.«
    »Aber noch immer
nicht genug.«
    Caelius drückte
meinen Arm. »Gordianus -«
    »Gratidianus!« rief
Catull und packte meinen anderen Arm. Caelius ließ mich los,
und ich wurde in Richtung Tür gezerrt, während sich in
meinem Kopf vom Gestank des Ölqualms und dem billigen Wein
alles drehte.
    In meinem Rücken
hörte ich einen Fremden rufen: »Bei Venus! Ich wette
alles und vertraue der Göttin der Liebe!«
    Dann das Klappern von
Würfeln und dieselbe Stimme, die inmitten von
niedergeschlagenem Stöhnen jubelnd rief: »Der
Venus-Wurf! Der Venus-Wurf! Der schlägt
alles!«
    *
    Auf der Straße
sog ich die frische Luft ein und blickte zum sternenklaren Himmel.
»Warum hattest du es plötzlich so eilig, mich aus dem
Laden zu zerren?«
    »Ich konnte dich
doch nicht mit ihnen zurücklassen, damit du ihnen alles
erzählst, was ich dir gerade gestanden habe… über
sie.«
    »Das hätte
ich ohnehin nicht getan. Und bitte hör auf, mich Gratidianus
zu nennen. Mein Name -«
    »Ich weiß,
wie du dich nennst. Aber für mich wirst du immer einen anderen
Namen haben, den, den ich dir gegeben habe. Genau wie sie auch
einen anderen Namen hat. Für den Fall, daß ich ein
Gedicht über dich schreiben sollte.«
    »Ich kann mir
nicht vorstellen, was für ein Gedicht das sein
sollte.«
    »Nicht?
Gratidianus hält sich für schlau. Natürlich! Da
Lesbia lieber Ihn für sich wünscht als
dich, Catull, und dein ganzes Geschlecht -«
    »Hör auf,
Catull. Du bist zu betrunken, um noch zu wissen, was du das
redest.«
    »Ein Mann ist
nie zu betrunken, um ein Gedicht zu machen.«
    »Nur zu
betrunken, um noch etwas Sinnvolles zustande zu bringen. Ich
glaube, ich sollte mich auf den Heimweg machen.« Ich blickte
die Gasse hinunter. Jenseits des trüben Lichts der phallischen
Lampe verlor sich der Weg in eine wenig vertrauenerweckende
Dunkelheit.
    »Ich bringe dich
nach Hause«, bot Catull an.
    Ein betrunkener
Dichter als Leibwächter! Was würde geschehen, wenn
Caelius und seine Freunde beschlossen, uns nachzugehen? »Dann
schnell. Kennst du noch einen anderen Weg, dem zu folgen niemand in
den Sinn käme?«
    »Ich kenne jeden
Weg, der zur geilen Kneipenwirtschaft führt. Folge
mir.«
    Er führte

Weitere Kostenlose Bücher