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Römischer Lorbeer

Römischer Lorbeer

Titel: Römischer Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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daß Meto, der sich gegen meinen Willen für die
Karriere als Soldat entschieden hat, kein sonnenverbrannter und
wettergegerbter Legionär geworden ist, sondern litarischer
Adjutant, der sein Zelt nur selten verläßt. Ich denke,
für einen Menschen von seiner bescheidenen Herkunft wäre
es schwierig, noch höher aufzusteigen, wo doch die Söhne
so vieler reicher Patrizier nach Ruhm und Ehre in den oberen
Rängen streben.
    Man kann aber nicht
sagen, daß sich Meto keinen gefährlichen Situationen mehr
stellen müßte. Caesar selbst nimmt
außergewöhnliche Risiken auf sich - was angeblich der
Schlüssel für die Macht ist, die er über seine
Männer hat, indem er dem Feind Seite an Seite mit ihnen
entgegenritt -, und egal, wie seine täglichen Pflichten
aussehen mögen, hat Meto schon eine Menge Schlachten erlebt.
Seine Position als Caesars Sekretär bedeutet nur, daß
Meto in ruhigen Zeiten keine Katapulte bauen, Gräben ausheben
oder Straßen bauen, sondern an den Rohentwürfen seines
Kommandanten feilen muß. Gut für Meto, denn er war nie
ein besonders ausdauernder Arbeiter oder geschickt mit den
Händen. Doch wenn es notwendig wird, sich dem Feind zu
stellen, legt er den Stylus beiseite und nimmt das Schwert zur
Hand.
    Meto hat jede Menge
abenteuerliche Geschichten zu erzählen, die sein Bruder
aufregend findet, während seinem grübelnden Vater die
Haare zu Berge stehen. Hinterhalte bei Nacht, nächtliche
Raubzüge, Schlachten gegen Barbaren mit unaussprechlichen
Namen - ich lauschte den Einzelheiten und wünschte, ich
könnte mir die Ohren zuhalten, während mir Bilder von
Meto durch den Kopf schossen, wie er gegen einen riesigen,
behaarten Gallier kämpfte, sich unter einem Pfeilregen duckte
oder von einem Katapult sprang, das in Flammen aufging. Dabei sah
ich ihn mit großen Augen an, gleichermaßen
verblüfft, entsetzt, stolz und melancholisch darüber,
daß aus dem kleinen Jungen von einst endgültig ein
erwachsener Mann geworden war. Obwohl erst zweiundzwanzig Jahre
alt, entdeckte ich zwischen seinen widerspenstigen schwarzen Locken
ein paar graue Strähnen, und sein Kinn war mit Stoppeln
übersät. Seine Sprache war, vor allem wenn er aufgeregt
den Hergang einer Schlacht erzählte, vom derben Jargon der
Soldaten durchsetzt. Konnte das wirklich derselbe Junge sein,
dessen Prosa Caesar so bewundernswert fand? Wenn er sich in seinem
Quartier entspannte, trug Meto fast immer dasselbe
Kleidungsstück, eine dunkelblaue, oft gewaschene Tunika. Ich
bedachte seinen nachlässigen Aufzug mit einer hochgezogenen
Braue, sagte jedoch nichts, selbst als ich die zahlreichen
großen und kleinen, dunklen Flecken sah, die den Stoff an
diversen Stellen verunzierten. Dann fiel mir auf, daß die
Flecken sich dort ballten, wo seine Rüstung ihre Gelenke hatte
und sein lederner Mantel endete. Es waren Blutflecken - Blut von
anderen Männern, das durch seine Kampfmontur gesickert
war.
    Meto berichtete uns
von Bergen, die er überquert, und Flüssen, die er
durchwatet hatte, von gallischen Dörfern mit ihrer
Fremdartigkeit und ihren eigentümlichen Gerüchen, von
Caesars Genialität beim Überlisten der kriegerischen
Stämme und der Niederschlagung ihrer Aufstände. (Viele
Unternehmungen des großen Feldherrn klangen für mich wie
grundlose Grausamkeiten und gemeine Bestechung, doch ich
hütete mich, dergleichen laut zu äußern.) Meto
bestätigte, daß die Gallier ungewöhnlich groß
waren, viele von ihnen richtige Riesen. »Sie halten uns
für eine Zwergenrasse und lachen uns ins Gesicht«, sagte
er. »Aber sie lachen meist nicht sehr lange.«
    Er war begierig auf
Neuigkeiten aus Rom. Eco und ich berichteten ihm allen Klatsch, der
uns einfiel, einschließlich der jüngsten taktischen
Winkelzüge im Zusammenhang mit der ägyptischen Situation.
»Pompeius und dein geliebter Führer scheinen sich in der
letzten Runde zusammengetan zu haben«, meinte Eco, »um
gemeinsam so viel Silber aus König Ptolemaios herauszupressen
wie nur möglich. Als Gegenleistung haben sie den Senat dazu
gebracht, sich wohlwollend gegenüber seinem Anspruch auf den
ägyptischen Thron zu äußern. Jetzt steht Crassus
außen vor.«   
    »Was sollte
Crassus von Ägypten wollen?« sagte Meto, der neben seiner
Loyalität gegenüber Caesar seine eigenen Gründe
hatte, Crassus nicht zu mögen. »Er ist doch schon reich
genug.«
    »Für seine
eigene Vorstellung kann Crassus nie reich genug sein«, sagte
ich.
    »Wenn er im Spiel
bleiben will«, sagte Meto

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