Römischer Lorbeer
abwesend, während er nach einem
Schwert griff und daran herumspielte, »muß er dem Staat
einen weiteren militärischen Oberbefehl abringen und ein paar
Siege davontragen, um das Volk zu beeindrucken. Mit Silber kann man
Wählerstimmen kaufen, aber nur durch Ruhm erwirbt man wahre
Größe.« Ich fragte mich, ob diese Worte von Meto
selbst oder von Caesar stammten, dessen finanzielle Situation sich
immer prekärer gestaltete, während gleichzeitig die Liste
seiner Eroberungen immer länger wurde.
»Aber Pompeius
hat den Osten befriedet, und jetzt befriedet Caesar Gallien«,
sagte Eco. »Was bleibt da für Crassus noch
übrig?«
»Er muß sich
eben nach etwas Entfernterem umsehen«, meinte
Meto.
»Weiter als
Ägypten mag ich gar nicht denken«, sagte ich und
berichtete, was ich am Abend vor unserer Abreise aus Rom von Dio
erfahren hatte. Durch seine Nähe zu Caesar und seinem Stab
wußte Meto bereits einiges über die Morde an den
ägyptischen Gesandten, ohne das Ausmaß des Skandals zu
begreifen. Er schien ehrlich schockiert, und ich fragte mich, wie
jemand, der so an das Blutvergießen in der Schlacht
gewöhnt war, sich derart über einen bloßen Mord
entsetzen konnte. Der Gedanke war mir unbehaglich, weil er die
wachsende Distanz zwischen Meto und mir verdeutlichte. Doch als ich
fortfuhr, von den seltsamen Umständen von Dios Besuch und der
grotesken Verkleidung meiner Gäste zu erzählen, brach
Meto in lautes Lachen aus. Sein Gelächter ermunterte mich,
noch ein paar Einzelheiten hinzuzufügen, woraufhin er noch
heftiger lachte. Plötzlich verblaßten die Blutflecken auf
seinem Gewand und die Stoppeln auf seinem Kinn. Die quälenden
Berichte und die derbe Soldatensprache waren vergessen. Ich sah das
Gesicht des lachenden kleinen Jungen, den ich vor vielen Jahren
adoptiert hatte, und fand, wonach ich gesucht hatte und weshalb ich
gekommen war.
*
Eco und ich waren fast
einen Monat unterwegs - viel länger als erwartet - und kehrten
erst nach den Iden des Februarius nach Rom zurück.
Zunächst hielt ein Schneesturm uns auf, dann erkrankte ich an
der Lunge. Und als ich gerade wieder so weit genesen war, daß
wir reisen konnten, ereilte Belbo dasselbe Schicksal. Es mag
Menschen geben, die über die Vorstellung spotten, eine Reise
nur deshalb zu verschieben, weil ein Sklave erkrankt ist, doch mir
erschien es wenig sinnvoll, mit einem kranken Leibwächter
über gefährliche Nebenstraßen zu reiten.
Außerdem war es mir ein willkommener Vorwand, noch mehr Zeit
mit Meto zu verbringen.
Auf dem Rückweg
überquerten wir das Adriatische Meer zufällig wieder mit
demselben furchtlosen Bootsmann wie auf dem Hinweg. Diesmal hatte
ich keine Probleme, Eco zu bewegen, kurz den Tempel der Fortuna
aufzusuchen, bevor wir die Segel setzten. Doch zu unserem
Glück war der Himmel blau und das Meer ruhig.
Nach meiner
Rückkehr nach Rom war Bethesda merklich besserer Stimmung als
bei meiner Abreise. Ihre Aufmerksamkeiten in der Nacht nach meiner
Heimkehr hätten das Herz eines schwächeren Mannes
wahrscheinlich zum Stillstand gebracht. Es hatte einmal eine Zeit
gegeben, in der eine einmonatige Trennung vollkommen ausreichte,
unseren Appetit aufeinander zu einem wahren Heißhunger zu
steigern; ich hatte geglaubt, diese Tage wären längst
vorüber, doch in jener Nacht fühlte ich mich dank
Bethesda eher wie ein Vierundzwanzigjähriger denn wie ein
bärtiger Großvater von vierundfünfzig Jahren. Trotz
der Schmerzen und Beschwerden des langen Ritts vom Vortag wachte
ich am nächsten Morgen mit bester Laune auf.
Bei einem
Frühstück aus ägyptischem Fladenbrot und Hirsebrei
mit Rosinen brachte mich Bethesda auf den jüngsten Stand des
städtischen Klatsches. Ich trank meinen Becher warmen und mit
Honig gesüßten Wein und hörte nur mit halbem Ohr zu,
während sie mir erklärte, daß der geizige Senator
von gegenüber das Dach seines Hauses neu decken ließ und
daß offenbar eine Gruppe von äthiopischen Prostituierten
bei einem reichen Witwer eingezogen war, der am Ende der
Straße wohnte. Als sie zu den Forum-Angelegenheiten kam,
hörte ich aufmerksamer zu.
Bethesda hatte eine
Schwäche für unseren gutaussehenden Nachbarn Marcus
Caelius, den ich in der Nacht vor meiner Abreise getroffen hatte.
Laut Bethesda war Caelius der Ankläger in einem Prozeß
gewesen, der die Stadt in Atem gehalten hatte.
»Ich bin
hingegangen, um ihn mir anzusehen«, sagte sie.
»Wirklich? Was,
den Prozeß oder den
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