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Römischer Lorbeer

Römischer Lorbeer

Titel: Römischer Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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ungefähr
so:     
 
Als Clodius noch ein Junge
war,
spielt’ er das leichte Mädchen.
Den ausgewachsenen Mann sich dann
Clodia zum Gespielen nahm.
    Und mehr in der
Richtung, nur noch unverblümter.«
    »Das griechische
Laster kombiniert mit dem ägyptischen«, bemerkte ich.
»Und da beschweren sich die Orientalen, wir Römer
wären in sexuellen Dingen nicht vielseitig. Wie hat Clodius
reagiert?«
    »Er hat versucht,
mit einem Spottvers auf Pompeius dagegenzuhalten, doch als Milos
Männer ihn schließlich übertönten, verschwanden
ziemlich schnell - sein Lachen war ihm vergangen. Die Gesänge
gingen schließlich in ein Gerangel zwischen Milos und
Clodius’ Anhängern über.«
    »Es artete nicht
aus, hoffe ich.«
    »Nicht genug, um
den Prozeß zu gefährden.«
    »Wahrscheinlich
nur ein paar harmlose Blessuren. Wie ist der Prozeß
übrigens ausgegangen? Hat man Milo der Störung der
öffentlichen Ordnung für schuldig
befunden?«
    Bethesda sah mich
leeren Blickes an. »Ich erinnere mich nicht. Ich bin mir nicht
sicher, ob ich überhaupt etwas über den Ausgang des
Prozesses gehört habe.«
    »Wahrscheinlich
hat es ohnehin niemanden interessiert. An was sich jeder erinnern
und worüber jeder tratschen wird, ist das öffentliche
Gerede über den Skandal um den angeblichen Inzest zwischen
Clodius und seiner Schwester. Wie groß ist der
Altersunterschied - fünf Jahre? Nun, die Witwe genießt
den Ruf, einer Vorliebe für jüngere Männer wie zum
Beispiel unseren Nachbarn Marcus Caelius zu haben. Ich frage mich,
was er davon hält, daß der angebliche Inzest seiner
Geliebten vom Pöbel in Spottversen besungen
wird!«
    »Caelius und
Clodia haben sich getrennt, und Caelius steht sich auch nicht mehr
so gut mit Clodius«, sagte Bethesda.
    »Woher willst du
das wissen?« fragte ich, verwundert den Kopf schüttelnd.
»Du bist doch nicht heimlich auf eines dieser wilden
Palatin-Gelage gegangen und hast dich in meiner Abwesenheit mit der
dekadenten Jugend herumgetrieben, oder?«
    »Nein.« Sie
lehnte sich lächelnd auf ihrem Sofa zurück und streckte
sich genußvoll. Es war eine unverhohlen erotische Geste, die
in mir Erinnerungen an die Lustbarkeiten der vergangenen Nacht
wachrief, als wollte sie demonstrieren, daß sie trotz meines
Spotts durchaus gut auf eine Orgie auf dem Palatin gepaßt
hätte, wenn sie sich nicht in jedem Augenblick ihrer hart
erworbenen Würde einer angesehenen römischen Matrone
bewußt gewesen wäre, eines Rufs, den sie unbedingt
schützen wollte.
    »Oder hat dir der
junge Caelius, jedesmal wenn ihr euch zufällig auf der
Straße begegnet seid, die Geheimnisse seines Liebeslebens
offenbart?« fragte ich ironisch.
    »Auch das nicht.
Aber wir haben so unsere Methoden, unser Wissen zu
teilen.«
    »›Wir‹?«
    »Wir
Frauen«, sagte Bethesda schulterzuckend. Was das Netz ihrer
Informanten anging, drückte sie sich stets sehr vage aus. Ich
habe mein Leben damit zugebracht, Geheimnisse zu lüften, doch
bei Bethesda kam ich mir manchmal vor wie ein blutiger
Anfänger.
    »Was hat zu der
Trennung geführt?« fragte ich. »Derart kultivierte
Liebhaber wie Clodia und Caelius verlassen einander doch nicht ob
solcher Nichtigkeit wie Untreue oder einem kleinen
Inzest.«
    »Nein, man sagt,
es war -« Bethesda hielt abrupt inne und zog die Stirn in
Falten.
    Ich dachte, sie wollte
mich wieder necken und ihren Bericht noch spannender machen.
»Was?« fragte ich nachdrücklich. 
    »Es ging um
Politik oder so«, sagte sie hastig. »Ein Zerwürfnis
zwischen Clodius und Caelius, und dann Ärger zwischen Caelius
und Clodia.«
    »Es fehlt nicht
mehr viel, und du machst Spottverse wie der Mob auf dem Forum:
Clodius und Caelius, und Caelius und Clodia. Du mußt nur noch
ein paar obszöne Verben dazwischensetzen. Was für ein
Streit? Worüber?«
    Sie zuckte gelangweilt
die Schultern. »Du weißt doch, daß ich mich für
Politik nicht interessiere«, sagte sie, auf einmal fasziniert
von ihren Fingernägeln.
    »Es sei denn, es
handelt sich um eine gute Geschichte. Komm, Frau, du weißt
mehr, als du sagst. Muß ich dich erst an deine Pflicht, an
deine gesetzliche Verpflichtung erinnern, deinem Mann alles zu
sagen, was du weißt? Ich befehle dir zu sprechen!« sagte
ich spielerisch, bemüht, das Ganze ins Lächerliche zu
ziehen. Doch Bethesda war nicht amüsiert.
    »Also gut«,
sagte sie. »Ich glaube, es ging um etwas im Zusammenhang mit
dem, was du immer die ägyptische Situation nennst. Clodius und
Caelius haben sich

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