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Römischer Lorbeer

Römischer Lorbeer

Titel: Römischer Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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seiner
juristischen Verteidigung angeheuert hat.) Kannst du dir das
vorstellen - Cicero und Asicius, die über den anstehenden
Mordprozeß diskutieren, während sie, sich in
ägyptischem Luxus suhlend, in einer Sänfte die Küste
entlanggetragen werden, gefolgt von einhundert
Schwertkämpfern?
    Ich habe den
Prozeß verpaßt; der Husten, der mich schon in Illyrien
geplagt hat, verhinderte meine Anwesenheit.
    Bethesda hat sich
den Prozeß angesehen, doch du kannst dir ja sicher die Art
Bericht vorstellen, mit der sie zurückkam - ich erfuhr,
daß Asicius recht attraktiv ist, auch wenn er ein wenig
verlebt und blaß wirkt (Bethesda hat gehört, daß
er exzessiv trinkt); daß Asicius’ Freund,
unser gutaussehender junger Nachbar
M. C. nirgends zu sehen und daß Cicero so langatmig und
langweilig wie immer war.
    Ach ja, und
daß Asicius von dem Vorwurf, Dio ermordet zu haben,
freigesprochen wurde.
    Jetzt bedaure ich
es doch, den Prozeß verpaßt zu haben, weil ich die
vorgelegten Beweise gern mit eigenen Augen und Ohren gesehen und
gehört hätte. Obwohl ich es überhaupt nicht bedaure,
die Tricks verpaßt zu haben, mit denen Cicero die Richter
diesmal abgelenkt, verwirrt und am Ende überzeugt hat. So was
brauche ich nun wirklich nicht.
    Also, die Sache hat
ein Ende gefunden, ob nun zum Guten oder zum Schlechten. Der arme
Dio bleibt ungerächt, aber sein Vermächtnis wird
vielleicht doch noch obsiegen - 
    Von einem Klopfen
abgelenkt, hob ich den Stylus vom Pergament. Ich drehte mich um und
sah Belbo in der Tür stehen.
    »Der Bote ist
zurückgekommen, Herr. Er sagt, er muß deinen Brief jetzt
haben, wenn er ihn mitnehmen soll.«
    »Führe ihn
herein. Er braucht nicht im Flur zu warten«, murrte ich und
wandte mich wieder dem Brief zu.
     
    Ich muß
abrupt enden. Caesars Bote ist zurückgekehrt. Ich habe diese
Stunde törichterweise damit verbracht, dir Forum-Klatsch zu
berichten und mir keine Zeit aufgespart, um über die Familie
zu sprechen. Wisse, daß alles gut geht. Bethesda ist wie
immer, und Diana wird ihrer Mutter mit jedem Tag ähnlicher
(schöner und rätselhafter). Ecos Geschäft floriert
weiter, obwohl ich oft wünschte, ich hätte ihn ein
weniger gefährliches Gewerbe lehren können als das seines
Vaters; seine geliebte Menenia hat sich als eine Frau von nicht zu
überbietender Geduld erwiesen, vor allem bei der Erziehung der
Zwillinge. Stell dir vor: zwei sich balgende Vierjährige, die
sich die Zehen stoßen und sich erkälten

    Ich muß
schließen. Der Bote steht bereits vor mir im Zimmer, blickt
auf die Minerva-Statue im sonnendurchfluteten Atrium und wippt
ungeduldig mit dem Fuß.
    Gib auf dich acht,
Meto!
     
    Ich bestäubte das
Pergament mit feinem Sand, den ich nach einer Weile wieder
wegblies, bevor ich den Bogen zusammenrollte und in einen ledernen
Behälter steckte, dessen Deckel ich versiegelte. Als ich,
über Ungesagtes nachgrübelnd, dem Boten zögernd den
Brief übergab, sah ich mir den Mann genauer an. Er trug die
Montur eines Soldaten: überall Lederriemen, martialischer
Brustpanzer und blutrote Wolle. Er hatte das Kinn gereckt, und
seine Miene war streng.
    »Wie alt bist
du, Soldat?«
    »Zweiundzwanzig.«
    Genauso alt wie Meto;
kein Wunder, daß der Bursche für mich aussah wie ein
Kind, das Soldat spielt. Ich betrachtete sein Gesicht und suchte
nach Spuren für das Grauen, das er mit seinen jungen Jahren
bereits gesehen haben mußte, doch ich sah nur ausdruckslose
Unschuld der Jugend, gerahmt vom Helm eines
Legionärs.
    Plötzlich geriet
seine strenge Miene in Bewegung. Er wirkte regelrecht verwirrt. Da
erst begriff ich, daß er an mir vorbei zur Tür
starrte.
    Als ich herumfuhr,
hörte ich Belbo poltern. »Herr, ein weiterer Besucher -
ich habe ihm gesagt, er soll in der Halle warten, doch er ist mir
einfach gefolgt -«
    Zunächst sah ich
meinen neuen Gast kaum, weil er durch Belbos massigen Körper
verdeckt war. Dann schlüpfte er in mein Blickfeld und machte,
was ihm an Körpergröße fehlen mochte, durch den
schrillen Glanz seiner Aufmachung wieder wett. Er war vom Hals
abwärts in ein Gewand aus leuchtendem Rot und Gelb
gehüllt. Silberne Armbänder klimperten an seinen
Handgelenken, um seinen Hals hing ein silbernes Kreuz mit
Glasperlen, und an seinen Ohren und Fingern blinkten silberne
Ringe. Seine Wangen waren weiß geschminkt. Auf dem Kopf trug
er einen vielfarbigen Turban, unter dem sein gebleichtes Gesicht in
wallenden Locken hervorquoll. Als ich ihn zum letzten Mal

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