Römischer Lorbeer
ziemlich dürftig«, sagte
Eco. »Andererseits hast du bei Ermittlungen auch schon mit
weniger angefangen und es trotzdem geschafft, die Wahrheit
herauszufinden.«
»Ja, aber wohl
ist mir bei der ganzen Sache nicht, um ehrlich zu
sein.«
»Das will ich
doch schwer annehmen!«
»Wie meinst du
das?«
»Nun, Papa,
jeder weiß, daß Caelius Clodias Liebhaber war. Und
Caelius und Clodius sind politische Verbündete und
Trinkgesellen oder waren es zumindest. Es ist auch durchaus
vorstellbar, daß die beiden mehr als Freunde waren. Oder die
drei, sollte ich wohl besser sagen.«
»Du meinst, die
drei haben ein Bett geteilt?«
Eco zuckte die
Schultern. »Guck mich nicht so entsetzt an. Eine Frau wie
Clodia - nun, du hast selbst gesagt, daß es außer ihrem
Sofa kein anderes Möbelstück
gab.«
»Und?«
»Papa! Du hast
angenommen, daß du stehenbleiben solltest. Nach allem, was
ich gehört habe, ist die Frau sehr viel gastfreundlicher. Wenn
es keinen Stuhl und kein einzelnes Sofa gab, hieß das
vielleicht, daß du eingeladen warst, ihr Lager zu
teilen.«
»Eco!«
»Also dem Kleid
nach zu urteilen, das sie trug -«
»Ich hätte
es vielleicht nicht so ausführlich beschreiben
sollen.«
»Du hättest
mich mitnehmen sollen. Dann hätte ich es mit eigenen Augen
gesehen.«
»Du hast die
Dreißig jetzt schon ein paar Jahre überschritten, mein
Sohn. Du solltest inzwischen in der Lage sein, auch mal an etwas
anderes zu denken als an Sex.«
»Menenia hat
sich noch nie beschwert«, erwiderte er grinsend.
Ich versuchte
mißbilligend zu grunzen, doch es hörte sich eher an wie
ein neugieriges Summen. Eco hatte eine schwarzhaarige
Schönheit zur Frau gewählt, die Bethesda nicht
unähnlich war. Ich hatte mich manchmal gefragt, in welcher
Hinsicht sie vielleicht noch wie Bethesda war, so wie ein Mann
meines Alters sich Gedanken über das Treiben der jüngeren
Generation macht. Eco und Menenia… der nackte Clodius und
seine Schwester in ihrem durchsichtigen Gewand…
Genau in diesem Moment
stieß irgendwo im Haus einer der Zwillinge einen Schrei aus,
der mich aus meiner Träumerei riß und mich unsanft daran
erinnerte, daß körperliche Lust zu ganz und gar
unerotischen Konsequenzen führen konnte.
»Wir kommen vom
Thema ab«, sagte ich. »Ich meinte, mir wäre bei
Clodias Auftrag nicht ganz wohl, und du sagtest: ›Das will
ich doch schwer annehmen!‹«
»Nun, das Ganze
hat einen unappetitlichen Beigeschmack, findest du nicht?
Vielleicht sogar einen verdächtigen. Ich meine, es ist
irgendwie anrüchig. Sieh mal, Papa, alles, was du in dem Gespräch
mit Clodia erfahren hat, ist, daß er sich -
zugegebenermaßen unter falschem Vorwand Geld von einer
älteren, reichen Frau geliehen und es ihr nicht
zurückgezahlt hat. Ach ja, und daß er ein Messer am Leib
trug, was innerhalb der Stadtmauern theoretisch zwar verboten ist,
heutzutage jedoch von den meisten vernünftigen Menschen
trotzdem getan wird. Bis vor kurzem waren die beiden Liebhaber, und
jetzt ist sie auf Beweise aus, um ihn des Mordes zu
überführen. Was soll man davon halten? Caelius war der
Vertraute ihres Bruders, und jetzt beschuldigen ihn beide Clodii,
ein von König Ptolemaios oder Pompeius gedungener Mörder
zu sein, was aufs gleiche hinausläuft. Und zu allem
Überfluß ist Clodius auch noch Caelius’ Vermieter
- Caelius wohnt in derselben Straße wie du.«
Ich schüttelte
den Kopf. »Nicht mehr. Clodius hat ihn
rausgeworfen.«
»Wann?«
»Vor ein paar
Tagen. Ich habe es auch erst heute von ihm selbst erfahren - er hat
in Clodias Zelt, tropfnaß und splitternackt, beiläufig
über Immobilien geplaudert. Komisch, auf dem Weg zu Clodias
Haus sind der Galloi und ich an dem Gebäude vorbeigekommen,
und als ich sah, daß alle Läden geschlossen waren,
dachte ich, daß Caelius drinnen seinen Kater ausschlafen
würde. Statt dessen stellt sich nun heraus, daß die
Wohnung leer steht. Caelius ist wieder ins Haus seines Vaters auf
dem Quirinal gezogen - wo er zweifellos auch bis zum Ende des
Prozesses bleiben
wird.«
»Das
heißt, sie werden ihn definitiv anklagen?«
»O ja, die
Anklage ist bereits eingereicht worden. Allerdings nicht von
Clodius.«
»Von wem
dann?«
»Kannst du es
nicht erraten?«
Eco schüttelte
den Kopf. »Marcus Caelius hat zu viele Feinde, als daß
es Sinn machen würde, blind zu tippen.«
»Die Anklage
wurde vom siebzehnjährigen Sohn von Lucius Calpurnius Bestia
erhoben.«
Eco lachte und
streckte den rechten Arm
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