Römischer Lorbeer
aus.
»›Richter‹«, parodierte er,
»›ich erhebe nicht anklagend den Finger - ich weise
auf den schuldigen Finger!!«
»Dann kennst du
die Geschichte also auch?«
»Natürlich,
Papa, jeder weiß, daß Caelius Bestia beschuldigt hat,
seine Ehefrauen vergiftet zu haben. Ich bedaure nur, daß wir
beide gerade bei Meto waren, als der Prozeß stattfand. Ich
habe alles aus zweiter Hand von Menenia erfahren.«
»Und ich von
Bethesda. Nun, es sieht ganz so aus, als würde Bestia bald
seine Rache an Caelius bekommen.«
»Steht der
Termin für den Prozeß schon fest?«
»Ja. Die Anklage
wurde vor fünf Tagen eingereicht. Bei den üblichen zehn
Tagen, die beiden Seiten zur Prozeßvorbereitung
eingeräumt werden, müßte der Prozeß heute in
fünf Tagen beginnen.«
»Schon so bald!
Da bleibt dir nicht mehr viel Zeit.«
»Ist das nicht
immer so? Sie kommen zu uns und glauben, wir könnten die
Beweise aus der Luft zaubern.«
Eco legte den Kopf zur
Seite. »Warte, du sagtest, der Prozeß beginnt zwei Tage
nach den Nonen des Aprilis. Wenn er länger als einen Tag
dauert, würde er sich mit der Eröffnung der Feiern zu
Ehren der Großen Mutter überschneiden.«
Ich nickte. »Der
Prozeß wird trotz des Feiertages fortgesetzt. Niedere Kammern
treten für die Dauer der Feierlichkeiten nicht zusammen, aber
Verfahren wegen politischem Terrorismus werden nicht
ausgesetzt.«
»Politischer
Terrorismus? Dann ist es also kein normaler
Mordprozeß?«
»Wohl kaum.
Caelius ist in vier Punkten angeklagt worden. Die ersten drei
betreffen die Planung der Angriffe auf die alexandrinische
Gesandtschaft - die mitternächtlichen Überfälle in
Neapolis, die Steinigung in Puteoli und der Brand auf Pallas
Anwesen. Mit der Untersuchung dieser Angelegenheiten habe ich
nichts zu tun. Mein Augenmerk gilt lediglich dem vierten
Anklagepunkt, der sich direkt auf Dio bezieht.
Caelius wird
beschuldigt, versucht zu haben, Dio im Haus von Lucceius zu
vergiften.«
»Was ist mit dem
eigentlichen Mord, Dios Erdolchung im Haus von
Coponius?«
»Theoretisch ist
auch das Teil der Anklage. Aber in diesem Punkt ist schon Publius
Asicius freigesprochen worden, und die Anklage scheut sich davor,
denselben Tatvorwurf nun gegen Caelius zu richten. Statt dessen
will man sich jetzt auf den gescheiterten Giftanschlag
konzentrieren. Natürlich werde ich zur Erhärtung der
Anklage versuchen, auch so viel wie möglich über die Tat
in Coponius’ Haus in Erfahrung zu bringen.«
»Und um deine
eigene Neugier zu befriedigen.«
»Natürlich.«
Eco preßte seine
Fingerspitzen gegeneinander. »Ein politisch aufgeladenes
Verfahren, das über die Feiertage hinweg abgehalten wird, an
denen Rom voller fremder Besucher ist, mit Ciceros ehemaligem
Günstling als Angeklagten und einer skandalumwitterten Frau im
Hintergrund - das wird ein Spektakel werden!«
Ich stöhnte.
»Um so mehr haben wir Grund zur Besorgnis. Jetzt fehlen nur
noch ein paar von König Ptolemaios oder Pompeius gedungene
Schläger, die an meine Tür pochen und mich davor warnen,
meine Ermittlungen fortzusetzen.«
Eco zog eine Braue
hoch. »Meinst du, daß so etwas passieren
könnte?«
»Ich hoffe
nicht. Aber mir war von Anfang an nicht wohl bei der Sache. Wie du
schon sagtest: Sie ist irgendwie anrüchig, und das
gefällt mir nicht.«
»Warum machst du
nicht einfach einen Rückzieher? Du schuldest Clodia doch
keinen Gefallen - oder? Hast du mir wirklich alles erzählt,
was heute in ihrem Zelt vorgefallen ist?« fragte er und
grinste vielsagend.
»Sei nicht
albern. Ich schulde der Frau nichts als den Vorschuß, den sie
mir gegeben hat. Aber ich fühle mich trotzdem
verpflichtet.«
Er nickte. »Dio
gegenüber, meinst du.«
»Ja. Als er mich
um Hilfe gebeten hat, habe ich ihn einfach zurückgewiesen.
Dann habe ich mich davor gedrückt, dem Prozeß gegen
Asicius beizuwohnen -«
»Du warst krank,
Papa.«
»Ja, aber war
ich so krank? Und als Asicius dann freigesprochen wurde, sagte ich
mir, daß die Sache damit erledigt sei. Aber wie konnte sie
erledigt sein, wenn niemand des Verbrechens verurteilt worden war?
Wie konnte Dio zur Ruhe kommen? Trotzdem gelang es mir, mich vor
meiner Pflicht zu drücken und meine Schuldgefühle zu
verdrängen - bis heute, als der Galloi kam und mich direkt mit
meiner Verantwortung konfrontierte. Es war Clodia, die mich gerufen
hat, aber sie war es nicht allein.«
»Du meinst, ihr
Bruder Clodius steckt dahinter?«
»Nein, ich will
sagen, daß die beiden nur Agenten
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