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Römischer Lorbeer

Römischer Lorbeer

Titel: Römischer Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
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zum heutigen Tag ins Ohr und fleht dich um Rache an?
Als er noch lebte, hat er dich schon einmal um deine Hilfe gebeten
—«
    »Bei derartigen
Fällen - bei Mordsachen - verweise ich Klienten mittlerweile
meist an meinen Sohn Eco. Er ist jünger, stärker und
schneller als ich. Und darauf kommt es, wenn so viel auf dem Spiel
steht, oft in entscheidender Weise an. Scharfe Augen und Ohren
können den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. Ein
alter Mann wie ich -«
    »Aber dein Sohn
hat Dio gar nicht gekannt, oder?«
    »Trotzdem ist
Eco der Mann, den du brauchst.«
    »Nun, ohne ihn
je gesehen zu haben, fällt es mir schwer zu sagen, ob er
brauchbar ist oder nicht. Sieht er aus wie eine jüngere
Ausgabe von dir?« Sie musterte mich von oben bis unten wie
einen Sklaven auf einer Auktion. Als ich mir Eco an meiner Stelle
allein mit dieser Kreatur vorstellte, biß ich mir auf die
Lippen, daß ich ihn überhaupt erwähnt
hatte.
    »Meine beiden
Söhne sind adoptiert«, sagte ich. »Sie sehen mir
überhaupt nicht ähnlich.«
    »Dann
müssen sie häßlich sein«, sagte sie mit einem
gespielt enttäuschten Stirnrunzeln. »Nun, dann bist du
der Mann, den
ich will, Gordianus, daran führt kein Weg vorbei. Wirst du mir
helfen oder nicht?«
    Ich
zögerte.
    »Um Dios
willen?«
    Ich seufzte, weil ich
keinen Ausweg sah. »Du willst, daß ich herausfinde, wer
Dio ermordet hat?«
    »Nein,
nein!« Sie schüttelte den Kopf. »Habe ich mich
nicht klar genug ausgedrückt? Das wissen wir bereits. Wir
brauchen nur deine Hilfe, um Beweise zu sammeln, mittels derer man
den Mann verurteilen kann.«
    »Du kennst Dios
Mörder?«
    »Natürlich.
Du kennst ihn bestimmt auch. Bis vor ein paar Tagen hat er nur ein
paar Häuser weiter in derselben Straße gewohnt wie du.
Sein Name ist Marcus Caelius.«
    Ich starrte sie leeren
Blickes an. »Woher weißt du das?«
    Sie beugte sich vor
und strich abwesend mit der Hand über ihre Schenkel. Die
Bewegung drückte ihre Brüste zusammen und ließ den
Stoff, der ihre Brustwarzen betonte, schimmern. »Bis vor
kurzem haben Marcus Caelius und ich sehr vertraut miteinander
verkehrt. Auch er und mein Bruder standen sich nahe. Man
könnte sagen, daß Marcus Caelius für uns beide fast
so etwas wie ein Bruder war.«
    So, wie sie das sagte,
klang es ein wenig obszön. »Und
weiter?«
    »Kurz vor dem
Giftanschlag auf Dio in Lucceius’ Haus kam Caelius zu mir und
bat mich, ihm eine beträchtliche Summe zu
leihen.«
    »Und?«
    »Er sagte, er
bräuchte das Geld, um irgendwelche Spiele zu bezahlen, die in
seiner Heimatstadt Interamnia abgehalten würden. Offenbar ist
Caelius dort Ehrenmitglied im Stadtrat oder so. Dafür ist er
verpflichtet, bei lokalen Festivitäten auszuhelfen; so hat
Caelius es mir jedenfalls erklärt. Es war nicht das erste Mal,
das er mich um ein Darlehen gebeten hat.«
    »Und hast du
jedesmal eingewilligt?«
    »Für
gewöhnlich schon. Man könnte sagen, daß ich die
Angewohnheit entwickelt hatte, Marcus Caelius zu verwöhnen. Er
hat seine Schuld immer beglichen, wenn auch selten mit
Geld.«
    »Wie
dann?«
    »Mit
Gefälligkeiten.«
    »Politische
Gefälligkeiten?«
    Clodia lachte.
»Wohl kaum. Sagen wir es so: Ich empfand ein brennendes
Verlangen, und Caelius wußte, wie er es befriedigen konnte.
Aber ich komme vom Thema ab. Die Summe, um die er mich bat, war
sehr hoch - beträchtlich mehr Geld, als er je zuvor von mir
verlangt hat.«
    »Genug, um eine
sehr gründliche und ausgiebige Befriedigung erwarten zu
dürfen«, sagte ich.
    Ihre Augen blitzten.
»Nun, vielleicht habe ich das gedacht, als ich
törichterweise zugestimmt habe, Caelius das Darlehen zu
gewähren. Hinterher beschlichen mich Zweifel, und ich stellte
ein paar Nachforschungen an. Du kannst dir gewiß mein
Mißvergnügen vorstellen, als ich erfuhr, daß die
Spiele in Interamnia im Herbst und nicht im Frühling
stattfinden. Caelius’ Geschichte war nichts als eine
Lüge.«   
    »Er dürfte
wohl kaum der erste junge Mann sein, der eine schöne Frau
belogen hat, um an ihr Geld zu kommen.«
    Darüber
mußte Clodia lächeln, und mir fiel auf, daß ich
sie, ohne nachzudenken, schön genannt hatte; ich hatte
bestimmt sagen wollen ›eine ältere Frau‹. Das
Kompliment war ob seiner Spontanität um so ehrlicher, und ich
glaube, sie spürte das.
    Plötzlich erstarb
ihr Lächeln. »Ich glaube, Marcus Caelius hat mit dem
Geld Gift erworben und einen oder mehrere von Lucceius’
Sklaven bestochen, Dio damit zu ermorden.«
    »Du hast

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