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Roemisches Roulette

Roemisches Roulette

Titel: Roemisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Caldwell
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wirklich, was sein Gegenüber zu sagen hatte. Er wollte dazulernen, verstehen. Und wenn ich etwas sagte, verzog sich sein Mund zu einem leisen Lächeln. Sein Blick wurde weich und füllte sich mit Stolz.
    Dann dachte ich an Nicks Augen, an seinen Blick an jenem Abend, als er mir in unserer Küche gebeichtet hatte. Nach dem Geständnis hatte er mich leicht an den Schultern festgehalten, als wäre ich ein Luftballon, der wegzufliegen drohte. Er hatte sich zu mir heruntergebeugt, bis wir auf gleicher Augenhöhe waren.
Ich habe einen Fehler gemacht
, sagte er.
Den schrecklichsten, grausamsten Fehler überhaupt. Aber ich werde dir das nie wieder antun. Das verspreche ich.
Ich konnte den Schmerz in seinen Augen sehen. Seine Haut war so blass, dass die Sommersprossen hervorstachen.
Das verspreche ich dir, Rachel. Ich verspreche es.
    Glauben oder nicht glauben?
    Ich durchquerte das Zimmer und nahm Robertos Nachricht in die Hand. Ich spürte seine Hände auf meinem Körper. Ich dachte an Nicks Worte:
Ich habe eine Überraschung für dich vorbereitet … Für meine Frau.
    Ich dachte an unseren Bungalow in der Bloomingdale Avenue. An die Familie, die wir haben wollten.
    Dann nahm ich die Nachricht mit ans Fenster. Draußen zerrte der Wind noch immer an den Menschen auf der Treppe. Ich hielt meine Hand hinaus, öffnete sie und sah dem weißen Zettel nach, wie er in der römischen Luft auf und davon flog.

5. KAPITEL
    N ick erwartete uns am O’Hare-Flughafen. Also hatte er in der Praxis früher Schluss gemacht. Ich fragte mich, ob er da war, weil er mich liebte, wie er es in den vergangenen Monaten unzählige Male beteuerte – auch bei unserem letzten Telefonat –, oder wegen seiner Schuldgefühle, weil er es vielleicht wieder getan hatte.
    “Mein Goldmädchen”, begrüßte mich Nick, als Kit und ich am Auto ankamen.
    Ich lächelte ihn an. Egal, wie es um uns stand, ich liebte es, wenn er mich so nannte. Er trug einen Anzug mit silberfarbener Krawatte und die Manschettenknöpfe, die ich ihm zu unserem ersten Hochzeitstag geschenkt hatte. Ganz der elegante Chirurg. Ich war stolz auf ihn.
    Er umarmte und küsste mich und begrüßte dann Kit. “Wie war die Reise?”
    “Toll”, erwiderte sie.
    An Kits Ohrläppchen baumelten die Creolen, die ihr Alain, der Franzose, geschenkt hatte. Sie waren aus kleinen grünen Glassteinen gefertigt und sahen aus wie winzige Kronleuchter aus Smaragden. Diese Farbe brachte ihr rostbraunes Haar noch mehr zum Leuchten.
    Beim Anblick der Ohrringe fiel mir wieder ein, wie ich mich gefühlt hatte, als Nick mir meinen mit einem einzigen Saphir besetzten Verlobungsring angesteckt hatte. Ich hatte ihn Kit gezeigt, die sich zwar freute, ihren Frust jedoch nicht ganz verbergen konnte. Zweifelsohne fragte sie sich, warum
sie
an diesem Tag nicht die zukünftige Braut sein konnte, mit einem stattlichen Bräutigam an ihrer Seite.
    Jetzt hatten sich die Vorzeichen umgekehrt. Alain hatte ihr erzählt, er werde zurück nach Paris versetzt, und versprochen, sie einfliegen zu lassen, sobald er eine Wohnung habe. Kit sah sich bereits durch die Stadt der Liebe flanieren, und ich beneidete sie um diesen fliegenden Start.
    “Hattet ihr euren Spaß?”, wandte sich Nick an Kit.
    Sie senkte den Blick und nickte. Sie sah schuldbewusst aus.
    Ich fragte mich, ob Nick es bemerkte. Denn wenn ich ihre Mimik richtig deutete, fühlte Kit sich meinetwegen schuldig. Sie wusste von Roberto. Ich hasste mich dafür, dass ich sie in eine Situation brachte, in der sie schweigen musste. Aber andererseits: Basierte die Freundschaft unter Frauen nicht gerade darauf? Auf der Fähigkeit, sich die schmutzigen kleinen Geheimnisse der anderen anzuhören, mit ihr zu fühlen und ihr die ehrlichen Worte zu sagen, die sie nötig waren. Sie dann wieder aufzubauen, dafür zu sorgen, dass die Freundin sich nicht länger für ihr Verhalten schämte und nach vollbrachter Arbeit alle Geheimnisse für immer zu vergessen?
    “Eure Kutsche”, meinte Nick und wies auf den marineblauen BMW, den er im letzten Jahr gekauft hatte. “Ich nehme euch die Taschen ab. Und was ist das da?” Er deutete mit dem Kopf auf Robertos Leinwand, die ich wieder in das braune Papier gewickelt hatte.
    “Ein Gemälde.” Meine Stimme klang schrill. “Ein Souvenir.”
    Nick streckte die Hand danach aus. “Ich lege es in den Kofferraum.”
    “Nein, nein. Ich nehme es mit nach vorne.”
    Kit wandte den Blick von uns ab.
    Die Heimfahrt war von meinem Geplapper erfüllt.

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