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Roemisches Roulette

Roemisches Roulette

Titel: Roemisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Caldwell
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fielen die schwarzen Satinsandalen ins Auge, die ich in der vergangenen Nacht getragen hatte. Sie lagen noch genau dort, wo ich sie achtlos und übermütig abgestreift hatte.
    Glauben oder nicht glauben?
    “Warum vertraust du mir nicht?”, kam Nicks Stimme durch den Telefonhörer.
    Ich entgegnete etwas von gegenseitigem Vertrauen, das in Napa verloren gegangenen war. Ich sagte, er hätte es wohl in einem Restaurant liegen gelassen.
    Für eine lange Zeit sprach keiner von uns ein Wort. Ich starrte immer noch auf die Sandalen – sie glänzten schwarz auf dem cremefarbenen Teppich. Ich warf sie quer durchs Zimmer, außer Sichtweite.
    Dann hörte ich das gedämpfte Piepsen von Nicks Pager. “Mist”, fluchte er. “Ich muss in den OP. Hör zu, Rachel: Genieß deinen letzten Tag in Rom. Wir sprechen über alles, wenn du zurück bist. Ich zeige sie dir dann.”
    “Du zeigst sie mir?”
    “Meine Überraschung.” Er machte eine Pause. “Und ich werde dir beweisen, wie sehr ich dich liebe.”
    Ich atmete tief durch. Hatte ich überhaupt schon Luft geholt, seit ich den Hörer von der Gabel genommen hatte?
    “Denn ich liebe dich wirklich”, bekräftigte er.
    Ich ließ mir seine Worte kurz durch den Kopf gehen. Sie schienen trotz allem irgendwie glaubhaft. “Ich liebe dich auch”, antwortete ich widerwillig.
    Kaum hatte ich aufgelegt, klopfte es an der Tür. “
Uno momento”
, rief ich und zog mir einen Bademantel über.
    Bettina, die Empfangsdame, stand auf dem Gang. “Für Sie, Rachel.” Sie hielt ein in braunes Papier gehülltes Quadrat von etwa dreißig Zentimetern Kantenlänge hoch. “Eine Lieferung.”
    “
Grazie.”
Ich überlegte kurz, ob das Nicks Überraschung sein könnte. “Haben Sie meine Freundin gesehen? Kit?”
    Bettina grinste. “Ich glaube, sie ist mit dem Franzosen unterwegs.”
    “Okay,
grazie.”
Wenn Kit hier wäre, könnte sie mir bei der Entscheidung helfen. Glauben oder nicht glauben?
    Ich stellte das Päckchen auf dem runden Tisch am Fenster ab. Draußen war ein weiterer römischer Tag in vollem Gange. Die Spanische Treppe war übersät von Rucksack-Touristen mit Fotoapparaten. Die kräftige Brise, die heute durch die Straßen wehte, versuchte den Passanten ihre Hüte zu rauben und wirbelte die Haare der Frauen durcheinander.
    Auf dem Paket standen in schwarzen Lettern mein Name und
Il Palazzetto.
In einer mir unbekannten Handschrift. Ich drehte es um. Es war nur mit Kreppband verklebt und ließ sich leicht öffnen. In dem Paket befand sich das kleine Gemälde aus Robertos Appartement. Die Frau, von der er behauptet hatte, ich sei es.
    Ich konnte mich nicht von dem Anblick losreißen. Warum hatte er es mir geschickt? Als ich die Leinwand umdrehte, fand ich auf der Rückseite eine kleine Notiz. Ein rechteckiges Stück Büttenpapier, das in der Mitte gefaltet war.
    Mia Rachele
,
    du bist nur noch wenige Stunden in Rom. Und ich würde diese Zeit gerne mit dir verbringen. Wenn du jedoch nicht kannst, möchte ich, dass du wenigstens das hier besitzt. Bitte nimm es mit nach Chicago und vergiss mich nicht. Denn ich werde dich niemals vergessen.
    Roberto
    Wollte ich beschließen, meinem Ehemann nicht zu glauben, müsste ich nun den Hörer abnehmen und Roberto anrufen. Und zwar nicht nur, um mich für das Bild zu bedanken, sondern um mich mit ihm zu treffen.
    Ich legte das Gemälde zurück auf den Tisch. Dann öffnete ich die Fenster, lehnte mich hinaus und hoffte, dass die Sonnenstrahlen auch meine Entscheidung über Nick erhellen würden. Wieder einmal. Hatte ich nicht genügend moralische und mentale Hürden überwunden, um an diesen Punkt zu gelangen? Den Entschluss zu fassen, ihm zu vergeben, ihm wieder zu vertrauen? Nun verlangte er es. Aber ich war nicht länger die Unschuldige.
    Ich kniff die Augen zusammen und rief mir die Galerie in Bucktown ins Gedächtnis, in der ich Nick damals während eines Kunstfestivals im Frühling getroffen hatte. In derselben Galerie gaben wir drei Jahre später unseren Hochzeitsempfang und Nicks Bruder sowie unsere Eltern und Freunde fanden sich in dem hohen Raum zusammen, der damals von Jazz, Champagner, Sonne und Kunst erfüllt gewesen war.
    Ich dachte an die Art, wie Nick mich immer ansah, besonders wenn ich ein Zimmer betrat oder in eine Unterhaltung einstieg. Nick hatte die Angewohnheit, beim Zuhören die Augenbrauen zusammenzuziehen. Ich hatte stets gesagt, er sei einer der besten Zuhörer, die ich je kennen gelernt hätte. Es interessierte ihn

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