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Roemisches Roulette

Roemisches Roulette

Titel: Roemisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Caldwell
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Türschwelle, ging dann aber ganz hinein und ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen.
    Auf einmal verspürte ich den Drang, meine Handtasche aufs Bett zu werfen und von den Erlebnissen der vergangenen Nacht zu erzählen – so, wie ich es früher stets getan hatte. Ich wollte ihr erzählen, wie Roberto mich auf dem Tagesbett genommen hatte, wie wir uns auf dem Fußboden, dem Sofa und schließlich in seinem Bett gewälzt hatten. Ich wollte lachen und sagen: “Ich habe nur zwei Stunden geschlafen!”
    Doch ich zögerte. Ich konnte nicht munter über meine Untreue plaudern, darüber, wie schnell ich mich auf Nicks Niveau herabgelassen hatte, wo ich von
seinem
Verhalten doch so schockiert gewesen war. Außerdem fühlte es sich irgendwie falsch an, sexuelle Details breitzutreten. Der Eheschwur hatte meine Lippen versiegelt. Zumindest, wenn es um dieses Thema ging. Nicht zuletzt musste ich mir eingestehen, dass durch die Jahre der räumlichen Entfernung zwischen Kit und mir auch eine emotionale Distanz entstanden war.
    “Wie war’s?”, fragte Kit.
    Ich ging weiter in den Raum hinein. “Wie war was?” Ich wandte ihr den Rücken zu und stellte meine Handtasche ordentlich auf der Frisierkommode ab.
    “Rachel, ich bin’s.”
    Ich drehte mich zu ihr um. Ihre blauvioletten Augen sahen mich forschend an, und ich nahm Fältchen um diese Augen wahr, die vor vier Jahren noch nicht da gewesen waren. Auch ich hatte solche Linien, und auf einmal ließ die Tatsache, dass wir beide älter wurden, mein Verhalten irgendwie peinlich, ja: ungehörig wirken.
    “Was meinst du?” Meine Stimme klang irgendwie falsch.
    Sie schob ihre Espressotasse zur Seite. “Wo hast du ihn getroffen? War es jemand von deinem Meeting?” Ihre Stimme war voller Wärme, voller Güte. Die Stimme einer Freundin. Ich war erleichtert.
    Ich schüttelte den Kopf.
    “Hast du ihn beim Abendessen kennen gelernt?”
    Wieder zögerte ich. Wie eine Welle brach das überwältigende Verlangen nach Schlaf über mich herein. Ich war zu müde, um mir eine Lüge auszudenken.
    Und so nickte ich. Ich forschte nach Enttäuschung in ihrer Miene, doch da war nichts.
    “Also: Wie war’s?”, wiederholte sie ihre Frage.
    “Unglaublich. Fantastisch.” Noch bevor ich darüber nachdenken konnte, waren mir die Worte über die Lippen gekommen.
    “Tja, also hast du es Nick heimgezahlt”, murmelte sie.
    “Nein, so war es nicht.”
    “Entschuldige, ich wollte nicht grob sein. Ich finde nur, dass er es verdient hat.”
    Stille senkte sich in den Raum. Von der Spanischen Treppe drang das Lachen einer Frau zu uns herein.
    “Entschuldige”, sagte Kit noch einmal.
    “Nein, ist schon gut.” Irgendwie gefiel es mir, dass Kit mich beschützen wollte. “Es hatte aber wirklich nichts mit Rache zu tun.”
    Doch die Wahrheit sah anders aus. Ich verdächtigte ihn sogar, mich schon wieder zu betrügen. Möglicherweise genau in diesem Augenblick. Fast hätte ich Kit von meiner dunklen Ahnung erzählt, doch die Scham hielt mich zurück. Vor meiner Rom-Reise war ich es Leid gewesen, diejenige in unserer Beziehung zu sein, die auf einem hohen moralischen Ross saß. Doch als die Reue nun durchzusickern begann, wünschte ich mir diese erhabene Position zurück.
    Kit sah mich durchdringend an. Ich saß auf dem Bett und spürte die samtweichen Baumwolllaken an den Beinen. Ich dachte an Robertos Hände. Wie sie diese Beine gestreichelt hatten, die Oberschenkel; wie er sie sanft auseinandergeschoben hatte.
    “Und wie war deine Nacht?”, fragte ich.
    Kit lächelte. “Wunderbar. Tut mir leid, dass ich nicht hier war, als du zurückgekommen bist.”
    “Ist schon okay. Ich war ja den ganzen Tag unterwegs.”
    “Warte, bis du diesen Typen kennen lernst.”
    “Wie ist er denn so?”
    “Umwerfend. Süß. Perfekt.” Sie kicherte. “Aber du musst dir selbst ein Bild machen.”
    “Wirst du ihn wiedersehen?”
    Sie sah mich flehentlich an. “Wenn du einverstanden bist? Ich meine, ich habe zwar nein gesagt, aber er hat schon dreimal angerufen.”
    “Wow. Spitze.”
    “Ja. Er ist toll. Ich habe das Gefühl, er könnte etwas Besonderes sein.” Ihre Augen leuchteten hoffnungsvoll.
    “Na, dann solltest du ihn unbedingt wiedersehen.” Kit war immer auf der Suche nach dem Mann, der sie glücklich machen konnte. Etwas, das ihre Familie nie geschafft hatte.
    “Komm doch mit”, schlug sie vor. “Wir wollen uns den Palast irgendeines Kaisers ansehen. Nero, glaube ich. Das wird bestimmt

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