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Roemisches Roulette

Roemisches Roulette

Titel: Roemisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Caldwell
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interessant und lustig.”
    “Lass nur. Ich bin todmüde.”
    “Ach bitte. Komm doch mit!”
    Wir diskutierten noch ein Weilchen, während die Erschöpfung immer größeren Besitz von mir ergriff. Dann gab Kit schließlich nach.
    Für einige Augenblicke saßen wir schweigend da. Die Sonnenstrahlen strömten durch die Fenster und erfüllten den Raum mit hellem Licht.
    “Geht es dir gut, Rachel?”, fragte Kit dann.
    Ich spürte ein innerliches Zittern. “Die Ironie des Schicksals.”
    “Was meinst du?”
    “Na, du weißt schon. Nick und diese Frau, und jetzt …” Ich hob eine Hand, als säße ich in einem Klassenzimmer und zeigte auf. Ein merkwürdiger, beschämender Stolz erfüllte mich. Ich war stolz auf das, was ich getan hatte. Doch noch viel intensiver spürte ich ein anderes Gefühl: Schuld.
    “Irgendwie schon”, meinte Kit bloß.
    “Hat Nick angerufen?”
    Sie schüttelte den Kopf.
    Doch er sollte noch anrufen.
    Das
Ring, Ring
des Telefons riss mich aus dem Schlaf, als hätte ich einen Schlag auf den Kopf bekommen. Ich brauchte eine ganze Weile – die von dem penetranten Geräusch untermalt wurde –, ehe ich wusste, wo ich war und was ich getan hatte. Rom. Roberto. Ich dachte, er wäre dran, und augenblicklich verspürte ich ein Glücksgefühl. Ich war so glücklich und aufgekratzt wie ein Schulmädchen.
    Mit einem stillen Lächeln auf den Lippen rollte ich mich auf die andere Seite und nahm den Hörer ab.
    “Da ist sie ja!”, sagte Nick, als hätte nicht ich ihn wieder und wieder angerufen, sondern er mich.
    Ich erstarrte.
    “Hallo? Hörst du mich?”, fragte er.
    Ich setzte mich auf und lehnte mich an das gepolsterte Kopfteil. “Ja, natürlich höre ich dich.”
    “Wie ist Italien?”
    Warum hörte er sich so fröhlich an? Mir fiel nur ein Grund dafür ein.
    “Wo warst du gestern?”, wollte ich wissen. Meine Stimme war kühl wie Stahl.
    “Wann?”
    “Gestern. Den ganzen Tag. Ich habe dich in der Praxis angerufen, und die haben mir gesagt, du wärst
Golfen.
Ich habe dich zu Hause angerufen und tausendmal auf dem Handy.”
    “Und hast du eine Nachricht hinterlassen?”, meinte Nick.
    “Eine auf deiner Mailbox und eine zu Hause.”
    “Genau. Aber als ich sie bekam, war es bei dir schon mitten in der Nacht. Ich bin gerade erst aufgewacht und das Erste was ich tue, ist dich anrufen.”
    Ich spähte auf die Nachttischuhr. Zwei Uhr nachmittags. Zu Hause war es also sechs Uhr morgens. “Was hast du denn den ganzen Tag gemacht, dass dein Handy ausgeschaltet war?”
    “Ich … ich habe gearbeitet.”
    “Das hast du nicht. Ich hab dir doch gerade gesagt, dass ich in der Praxis angerufen habe.”
    “Ja, aber ich habe hier an einer Sache gearbeitet.”
    “Was?”
    Er seufzte.
    “Nick, wo warst du?”
    Wieder Schweigen. “Das möchte ich dir nicht sagen.”
    Ich lachte bitter. “Das kann ich mir vorstellen.”
    “Was soll das heißen?”
    “Das weißt du genau.”
    “Hör auf, Rach.”
    “Nein, du hörst auf. Schon wieder, Nick?
Schon wieder?
Ich bin ein paar verdammte Tage weg und du machst es schon wieder? Wer war sie? Warum machst du das Klischee nicht perfekt und sagst mir, dass es deine Sprechstundenhilfe war?”
    Nun herrschte eisiges Schweigen. Sprich nicht als Erste, sagte ich zu mir selbst, obwohl ich genau wusste, wie kindisch das war. Aber es war mir egal.
    Ich hörte ihn laut ausatmen. “Rachel”, er sprach nun in seiner professionellen Arztstimme – gefasst trotz eines Unglücks. “Ich kann dir nicht sagen, was ich gemacht habe. Es ist eine Überraschung.”
    “Was meinst du damit?” Ich versuchte, meine Beine aus dem Lakenknäuel zu befreien.
    “Ich habe mir frei genommen. Ich habe meinen Pager aktiviert, um für einen medizinischen Notfall erreichbar zu sein, und alle anderen Telefone ausgeschaltet, weil ich etwas für meine Frau vorbereitet habe.”
    Meine Frau, meine Frau.
    In diesem Zimmer war es definitiv zu hell. Und viel zu heiß. Ich stand auf, um die Gardinen zuzuziehen, doch mein Verstand fuhr Achterbahn. Um ein Haar hätte ich das Gleichgewicht verloren, so als stünde ich bei starkem Seegang auf einem Schiffsdeck. Da war mein Ehemann und redete unaufhörlich; erzählte irgendetwas, weit von mir entfernt. Er klang ruhig, aber trotzdem wütend und enttäuscht. Das hörte ich sofort. Schließlich hatte ich mich im vergangenen Jahr selbst oft genau so angehört.
    “Rachel?”, fragte er. “Bist du noch dran?”
    Ich sank neben dem Bett auf den Boden. Mir

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