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Roemisches Roulette

Roemisches Roulette

Titel: Roemisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Caldwell
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sexuelle Energie verpuffte ungenutzt, also hängte ich ganz pragmatisch unsere Sachen auf und machte im Schlafzimmer ein wenig Ordnung. Meine Gedanken kreisten um den vergangenen Abend, vor allem um Kit. In vielerlei Hinsicht tat sie mir schrecklich leid. In ihrem Leben schien einfach alles schiefzulaufen – sowohl in ihrer Familie als auch mit den Männern. Doch dann stand da ihre Geldforderung im Raum; die versteckte Drohung, Joanne von meiner Affäre zu erzählen. Und ihre Ankündigungen, Nick alles zu verraten, wenn ich nicht mehr mitspielen würde.
    Auf einmal verspürte ich das unbändige Verlangen, mir genau anzusehen, was Nick und ich uns erarbeitet hatten. Ohne einen Bademantel überzuziehen, ging ich nach unten ins Wohnzimmer, schaltete das Licht ein und betrachtete die Buntglastüren der Bücherregale, in die wir uns damals sofort verliebt hatten; ich sah mir die Ledersofas an, die wir im Ausverkauf erstanden hatten, und auch die grüne Vase, die wir in Mexiko erstanden hatten. Ich ging weiter in die Küche und schaute auf den Dielenboden, den wir eigenhändig abgeschliffen hatten. Ich blickte hinüber zu dem runden Tisch, an dem wir hoffentlich schon bald mit unseren Kindern gemütlich frühstücken würden.
    Danach kehrte ich zurück ins Schlafzimmer und betrachtete Nick, der friedlich schlief und vielleicht vom Vatersein träumte. Ich legte eine Hand auf meinen Bauch. Lief ich Gefahr, das alles zu verlieren?

9. KAPITEL
    A m Morgen nach dem Glitz-Ball saßen Nick und ich mit den Sonntagszeitungen im Kellerraum. Er in dem großen Sessel und ich auf einem Kissen zwischen seinen Knien. Ich liebte diese Zweisamkeit, versteckt in dem Refugium, das er für uns gebaut hatte. Nur wir zwei – keine Telefone oder Pager, keine Ausschussmitglieder oder rauschende Ballnächte.
    Keine Kit.
    “Hör mal”, sagte Nick und wuschelte mir durchs Haar.
    Ich ließ die Reiseseiten sinken und lehnte den Kopf zurück.
    “Luxuriöse Eigentumswohnung am Lake Shore Drive”, las er vor. “Vier Schlafzimmer, fünf Bäder im zweiundzwanzigsten Stockwerk eines eleganten Gebäudes im ‘Mies van der Rohe’-Stil. Salon und Esszimmer mit atemberaubendem Blick auf den Michigansee. Neu renovierte Küche mit Granitarbeitsplatten, Sub-Zero-Kühlschrank und geräumiger Anrichtekammer. Eine Wellness-Oase und Parkplätze gleich im Gebäude.”
    “Klingt nett”, erwiderte ich geistesabwesend. Dann widmete ich mich wieder dem Reiseteil und begann einen Artikel über Melbourne zu lesen. “Nick, wir müssen unbedingt mal nach Australien.”
    “Ja, unbedingt.” Ich merkte, wie er hinter mir unruhig im Sessel herumrutschte. “Aber vielleicht müssen wir uns auch unbedingt mal diese Wohnung ansehen. Nur mal gucken.”
    Ich drehte mich zum ihm um. “Warum sollten wir uns eine Eigentumswohnung am Lake Shore Drive ansehen?”
    “Na ja, jetzt, wo hoffentlich ein Baby unterwegs ist, sollten wir über einen Umzug nachdenken.”
    In meinem Kopf schrillten die Alarmglocken. “Wovon sprichst du? Wir fühlen uns doch so wohl hier.”
    “Aber es ist zu klein, Rach. Wir haben nur zwei Schlafzimmer. Bei zwei Kindern müssten sie sich ein Zimmer teilen.”
    “Na und?”
    “Außerdem hätten wir dann kein Gästezimmer mehr.”
    “Man kann nicht gerade behaupten, dass uns der Besuch in der letzten Zeit die Türen eingerannt hat.”
    Nachdem meine Eltern von Nicks Affäre erfahren hatten, waren sie nur selten vorbeigekommen. Und Nicks Eltern waren viel zu beschäftigt mit ihrem gesellschaftlichen Leben in Philadelphia, als dass eine Stippvisite in ihren Zeitplan gepasst hätte.
    “Komm schon, Liebes, lass es dir wenigstens mal durch den Kopf gehen. Wenn wir Nachwuchs haben, ist es hier einfach zu eng.”
    Ich kniete mich hin, sodass ich mit ihm auf Augenhöhe war. “Wir lieben unser Haus, Nick. Wie kommst du überhaupt auf diese Idee?”
    “Du hast Joanne gestern Abend doch gehört. Es ist viel leichter, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, wenn man viel Platz hat und in einem noblen Stadtviertel wie ‘Gold Coast’ lebt.”
    “Mit dem Unterschied, dass sich Joanne eine riesige Wohnung in Gold Coast leisten kann.”
    “Wir können das auch.” Er legte die Zeitung auf den Boden. “Rach, ich muss dir was sagen.”
    Mir gefror das Blut in den Adern. Ich hasste Sätze wie diesen:
Ich muss dir was sagen.
Oder:
Wir müssen reden.
Ihr unheilvoller Beiklang jagte mir Angst ein. Und seit Nick mir von Napa erzählt hatte, ängstigten sie mich

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