Roemisches Roulette
entlang stolzierte. Dort fand sich das astronomische Thema in Form von Silbersternchen auf blauem Teppich wieder.
“Michael Kors”, verkündete eine männliche Stimme, und die Menge drehte förmlich durch.
Ich wandte mich Valerie zu. “Ich war noch nie bei einer Modenschau”, schrie ich ihr ins Ohr.
“Genieß es!”, rief sie zurück.
Ich versuchte es. Ich wollte in den Jubel einstimmen, den die einzelnen Designerstücke dem Publikum entlockten. Ich wollte applaudieren, sobald ein neuer Modeschöpfer angekündigt wurde. Doch ich konnte nur an Kit denken. War sie auch irgendwo im Theater? Beobachtete sie mich vielleicht gerade jetzt? Ein verrückter Gedanke. Warum sollte sie das tun? Darauf gab es keine vernünftige Antwort. Genauso wenig wie es eine Erklärung dafür gab, dass sie vor meinem Haus lauerte oder ausgerechnet mit dem Kleid auf einer Veranstaltung auftauchte, das ich beinahe gekauft hätte.
Für die vierte Modenschau des Abends – von einer Designerin namens Kyra Felis – wurde die Bühne zu einem Garten umgestaltet, in dem die weiblichen Models in knielangen Kleidern im Stil der 50er Jahre lustwandelten. Am vorderen Rand der Bühne stand ein weißer Gartentisch, an dem einige Models nacheinander verharrten, während andere Mädchen den Rest der Bühne bevölkerten. Das Licht des Scheinwerfers, der auf diesen Tisch gerichtet war, reichte bis in die erste Reihe.
“Wir sind auch Teil der Show!”, schrie Valerie mir fröhlich ins Ohr.
Nick grinste und setzte sich gerade hin.
Nur ich wünschte mir die schummrige Beleuchtung zurück. Meine Gedanken wurden von der Vorstellung beherrscht, dass Kit irgendwo im Dunkeln saß und mich beobachtete. Unruhig rutschte ich auf meinem Platz herum. Den Kopf hielt ich gesenkt. Das Gefühl beobachtet zu werden war so intensiv, dass ich am liebsten geflüchtet wäre. Ich presste die Hände zusammen und rührte mich nicht. Nach scheinbar endlosen Minuten erlosch der Scheinwerfer, und vierzig Minuten später war die Show dann endlich vorbei.
“Noch einen Drink in der Lobby”, verkündete Joanne, “danach beginnt die After-Show-Party.”
Pflichtbewusst folgten wir ihr ins Foyer und nahmen unseren alten Platz ein. Als hätte jemand einen Film zurückgespult, stand Kit wieder auf dem zweiten Rang. Kit im mandarinenfarbenen Kleid. Nun sah sie uns direkt an.
“Entschuldigen Sie mich bitte”, sagte ich zu der Gruppe. “Ich bin gleich zurück.”
Ich bahnte mir den Weg durch die Menge und ging die breite violette Treppe hinauf.
Kit stand jetzt in der Nähe der Bar und unterhielt sich mit zwei Männern. Ihr Dekolleté wurde durch den Ausschnitt raffiniert in Szene gesetzt, das rote Haar trug sie aus dem Gesicht. Wäre ich nicht so wütend gewesen, hätte ich ihr gesagt, wie umwerfend sie aussah.
“Was machst du hier?”, fragte ich leise.
“Hi Rachel”, begrüßte sie mich mit einem strahlenden Lächeln. “Wie geht es dir? Robert, Tony, das ist meine beste Freundin, Rachel.”
Ich schüttelte beiden die Hand, ohne irgendwelche Höflichkeiten auszutauschen.
“Was machst du hier?”, wiederholte ich die Frage.
Kit blinzelte mehrmals. “Jungs”, sagte sie dann, “entschuldigt uns bitte für ein paar Sekunden.”
Der Mann namens Tony – ein Hüne mit schwarzen Augen und modisch wirrem schwarzem Haar – sah Kit voller Verlangen an. “Aber bleib nicht zu lange.”
“In Ordnung”, erwiderte sie und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
Er lachte und wandte sich seinem Freund zu.
Kit verschränkte die Arme vor der Brust. “Hast du etwa ein Problem?”
“Du meinst abgesehen davon, dass du mich ausnimmst wie eine Weihnachtsgans, mein Haus beobachtest, das Kleid gekauft hast, das ich eigentlich kaufen wollte, und nun hier auftauchst?”
“Willst du damit sagen, ich gehöre nicht hierher?”
“Was? Nein, natürlich nicht. Sieh mal, Kit, ich dachte, du bräuchtest das Geld für deine Mom. Aber du hast es für das Kleid ausgegeben.”
Kit nahm die Tasche von einer Hand in die andere. “Klingt als würde es dir besser gefallen, wenn ich zu Hause bliebe, während du dich mit deinen neuen Freunden amüsierst.”
“Mein Gott, darum geht es doch gar nicht!”
“Du kannst es nicht ertragen, mich glücklich zu sehen.”
“Du bist doch verrückt.”
Ich sagte es so dahin, doch Kits Hand schnellte vor und packte meinen Unterarm.
“Kit”, zischte ich leise, “du tust mir weh.” Ich versuchte, mich aus ihrem Griff zu befreien, schaffte es jedoch
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