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Roemisches Roulette

Roemisches Roulette

Titel: Roemisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Caldwell
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umso mehr.
    “Nichts Schlimmes”, fügte er hinzu. “Komm her.” Er zog mich auf seinen Schoß. “Liebes, ich glaube, ich bin bald Praxisteilhaber. Sie entscheiden irgendwann diesen Monat darüber, und es sieht gut für mich aus.”
    “Was?” Ich war erleichtert. “Das ist ja toll! Herzlichen Glückwunsch.” Ich fiel ihm um den Hals.
    “Wenn alles gut geht, verdiene ich bald wesentlich mehr. Und das heißt, wir könnten uns eine größere Wohnung leisten. Eine traumhafte Wohnung.”
    “Nick, unser Haus
ist
traumhaft. Ich will nicht umziehen. Und ich kann gar nicht glauben, dass du hier wegwillst.”
    “Ich hätte auch nie gedacht, dass ich hier mal weg möchte. Aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung.”
    “Es klingt eher nach einem Rückschritt. Wir würden diesen Ort schmerzlich vermissen. Na ja, ich zumindest.” Ich versuchte, nicht allzu verletzt zu klingen.
    “Ich doch auch. Ich finde nur, wir sollten einen Umzug zumindest in Erwägung ziehen. Und wenn ich erst gleichberechtigter Teilhaber bin, könnten wir ihn auch finanzieren.”
    “Aber ich fände es nicht gut, wenn wir dein gesamtes Einkommen in eine neue Wohnung stecken würden.”
    “Wir haben doch auch noch dein Gehalt. Und zur Not deine Ersparnisse, oder?”
    Ich hoffte, er würde nicht merken, wie sich mein Körper auf seinem Schoß anspannte. “Meine Verkaufszahlen waren in der letzten Zeit nicht so besonders”, warf ich halbherzig ein. “Und außerdem, Nick”, fuhr ich schnell fort, um nicht über mein geplündertes Sparkonto sprechen zu müssen, “will ich gar nicht umziehen. Ich fühle mich hier pudelwohl. Allein der Gedanke, von hier fort zu gehen, macht mich traurig.”
    Er seufzte. “Wir reden ein andermal darüber.”
    “Ich will überhaupt nicht darüber reden.”
    Nick musterte mich. Langsam machte sich ein Grinsen auf seinem Gesicht breit. “Ich will eigentlich auch nicht reden. Weißt du, was ich viel lieber tun würde?”
    Ich schüttelte den Kopf, aber hatte da so eine Ahnung.
    * * *
    Mary, die Empfangsdame, steckte den Kopf zur Tür herein und sagte fröhlich: “Hi Rachel. Kit ist hier.”
    “Bitte?” Wie versteinert lagen meine Hände auf dem Verkaufsbericht, an dem ich gerade arbeitete. Ich hatte alles versucht, um ihn zu beschönigen, doch die Zahlen blieben unerfreulich. Und durch Marys Ankündigung hob sich meine Stimmung auch nicht gerade.
    “Die Rothaarige, Kit”, bekräftigte sie. “Sie wartet vorne am Empfang.”
    “Sag ihr, ich bin nicht da.”
    “Oh! Jetzt habe ich ihr schon gesagt, dass du hier bist. Ich weiß doch, dass ihr befreundet seid.”
    “Befreundet wart.” Als die Worte erst mal ausgesprochen waren und in der kühlen Luft meines Büros hingen, wurde mir ihre Bedeutung klar. Und doch stimmte es. Anfangs hatte Kit mir leidgetan. Dann war ich von ihrem Verhalten irritiert gewesen, schließlich gekränkt und letztlich aufgebracht. Jetzt löste der Gedanke an sie ein noch intensiveres Gefühl aus: Verlust. In diesem Moment wusste ich: Ich hatte Kit verloren.
    Mary blinzelte. “Oh je, das tut mir leid.”
    Ich stand auf. “Schon gut, Mary. Ich bin gleich da.”
    Als würde ich mich für ein Kundengespräch wappnen, zog ich mir mein Jackett an. Auf dem Weg zur Rezeption musste ich an Kits frühere Besuche denken. Ich hatte mich stets gefreut, eine Arbeitspause einlegen und sie mit meiner ältesten und liebsten Freundin verbringen zu können. Ich dachte an den Tag, als sie direkt vom Flughafen herkam, nachdem sie von der bevorstehenden Herzoperation meines Vaters erfahren hatte. Sie war extra nach Chicago geflogen, weil sie wusste, dass ich sie brauchte. Ich erinnerte mich daran, wie ich nach L.A. geflogen war, um mir ihren Auftritt bei einer Improvisationsshow in einem Theater in Santa Monica anzusehen. Ich brachte ihr Rosen und wünschte ihr Glück. Oder ein anderes Mal, als wieder eine ihrer katastrophalen Beziehungen in die Brüche gegangen war.
    Ich rief mir in Erinnerung, dass Kit die Einzige gewesen war, die nach meiner Entscheidung, trotz Nicks Affäre bei ihm zu bleiben, zu mir gehalten hatte. Meine Eltern waren so wütend auf ihn gewesen, dass sie diesen Schritt damals nicht nachvollziehen konnten. Nach ihrer Scheidung hatten sie beide wieder geheiratet und waren aus Chicago weggezogen. Aufgrund ihrer neuen Ehen und wegen ihres Unvermögens, die meine zu akzeptieren, lebten wir uns allmählich auseinander. Kit war die Freundin, ja, das einzige Mitglied der Familie

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