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Roemisches Roulette

Roemisches Roulette

Titel: Roemisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Caldwell
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nicht.
    “Was hast du gerade gesagt?”
    Ich kochte vor Wut. Eigentlich wäre ich gerne nett zu meiner Freundin gewesen; ich hätte gern gesagt:
Erzähl mir, was mit dir los ist. Gemeinsam kriegen wir das schon hin.
Doch als sich ihre Fingernägel in meine Haut bohrten, versiegte die Quelle des Mitleids, und was blieb, war blanker Zorn.
    Ich beugte mich vor und sprach die Worte überdeutlich aus: “Ich habe gesagt: Du. Bist. Verrückt.”
    In ihren Augen flammte ein Licht auf und erlosch sofort wieder. Sie nahm ihre Hand von meinem Arm, ließ die Schultern hängen und sah sich in der Menge um. “Vielleicht hast du recht. Manchmal weiß ich selbst nicht, was mit mir los ist.” Sie sah mich durchdringend an. “Alles, was ich weiß, ist, dass meine vermeintlich beste Freundin alles in den Schoß gelegt bekommt.
Alles.
Und jetzt zieht sie weiter in ein schillerndes, wunderbares neues Leben. Und zwar ohne mich.”
    Ich seufzte. Mit einem Mal war das Mitleid wieder da. “Ich gehe nirgendwo hin, und ich will, dass du glücklich bist. Ich möchte dir helfen.”
    Sie schüttelte den Kopf und lachte. “Mir ist nicht zu helfen.”
    “Das ist doch nicht wahr. Sag mir nur, was du brauchst; was mit dir los ist.”
    Sie schwieg.
    “Kit, sag mir, was ich tun kann. Ich meine, ich gebe dir auch mehr Geld, wenn du willst, aber ich glaube nicht, dass du dadurch glücklicher wirst. Ich denke, du brauchst …”
    Das Wort “Geld” schien einen Schalter in ihr umzulegen. Sie straffte die Schultern und unterbrach mich. “Nein, du irrst dich. Heute Abend bin ich sogar sehr glücklich.”
    Nun verschränkte ich die Arme vor der Brust und wartete. Ich hatte das Gefühl, sie war noch nicht fertig.
    “Ich warne dich lieber vor”, fuhr sie fort. Auf ihrem Gesicht lag ein zynisches Lächeln. “Meine Mom braucht bald noch eine Chemotherapie.”
    “Stimmt das wirklich?”, fragte ich mit sanfter Stimme. “Oder brauchst du wieder ein neues Kleid?”
    “Was ich brauche, ist ein wenig finanzielle Unterstützung, Rachel.”
    “Und?”
    “Und du wirst sie mir geben.”
    Auf Zehenspitzen spähte Kit über das Geländer der Empore. “Mit wem unterhält Nick sich denn gerade? Ist das nicht Joanne irgendwas? Joanne Weatherby?”
    Ich sagte nichts.
    “Mir ist zu Ohren gekommen, sie kennt jede wichtige Persönlichkeit in der Stadt”, sprach Kit weiter. “Ich nehme also an, ich sollte ihr lieber nichts allzu Pikantes über dich erzählen, hm?”
    Jemand rief Kits Namen. Es war Tony, der auf die Treppe zeigte.
    “Sieht so aus, als müsste ich gehen”, meinte Kit mit gespieltem Bedauern. “Schade. Dann kann ich wohl später erst mit Joanne plaudern. Bis bald, Rach.”
    Sie drehte sich um und ließ mich im Gedränge stehen. In mir stieg Panik auf.
    “Lass uns einen Helden zeugen”, raunte Nick mir später am Abend ins Ohr. Das sagte er in letzter Zeit oft und gerne. Anscheinend gefiel ihm der Klang dieser Worte; die Art und Weise, wie sie unweigerlich zu schnellem und leidenschaftlichem Sex führten.
    Er lachte, löste die Fliege und warf sie aufs Bett.
    Nacheinander streifte ich mir die Träger des Kleides von den Schultern. “Bist du sicher, dass du das noch schaffst? Ich meine, du hattest ja schon den einen oder anderen Martini auf der Party …”
    Nick verzog scherzhaft das Gesicht. “Will meine Frau damit andeuten, dass ich unter Betriebsstörungen leiden könnte?”
    “Ich will gar nichts andeuten, werter Ehemann. Nur fragen.”
    “Ich kann durchaus ein Gläschen trinken, ohne meine ehelichen Pflichten zu vernachlässigen.” Wollust lag in Nicks Blick, als er sein Smoking-Jackett auszog und langsam sein weißes Hemd aufknöpfte.
    “Dann ziehe ich mir aber etwas ganz Besonderes an.” In meinem Schrank lag schon seit Wochen ein kurzes Spitzennachthemd und wartete auf seinen Einsatz. In den letzten Tagen waren Nick und ich zu wild gewesen, als dass ich es vorher hätte anziehen können. Doch heute war genau der richtige Zeitpunkt.
    “Aber beeil dich.”
    Ich schnappte mir das Nachthemd, ging ins Badezimmer und schloss die Tür. Dann zog ich BH und Höschen aus und schlüpfte in den Traum aus Spitze. Noch ein kurzer Blick in den Spiegel und ein Spritzer Parfum, dann öffnete ich die Tür wieder.
    Und da lag mein Ehemann, der durchaus ein Gläschen trinken konnte, ohne seine ehelichen Pflichten zu vernachlässigen, und schlief selig auf unserem Bett. Ich lächelte und seufzte leise, als ich eine Decke über ihn breitete.
    Die

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