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Roemisches Roulette

Roemisches Roulette

Titel: Roemisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Caldwell
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Informanten im Chicago Police Department. Die haben mich gewarnt. Die Polizei geht davon aus, dass Sie Kit in Ihre Wohnung und anschließend auf den Balkon gelockt und dort einen Streit vom Zaun gebrochen haben, um sie runterschubsen und vorgeben zu können, dass es Notwehr war.”
    “Wie kommen die denn darauf?”, mischte sich nun auch Nick ein. “Welche Beweise haben sie für diese Behauptung?”
    “Zunächst einmal einen Anruf von Ihrem Festnetzanschluss auf Kits Handy eine Stunde vor dem Ereignis.”
    Nick warf mir einen finsteren Blick zu.
    “Die Nummer stand in der Anrufererkennung”, verteidigte ich mich. “Ich dachte, ich würde jemand anderen zurückrufen.”
    Nick schüttelte den Kopf, als hätte ich mich besonders dämlich angestellt.
    “Außerdem hat die Polizei eine Liste von Kits Kontobewegungen der letzten sechs Monate”, fuhr Tom fort, “und die zeigt Eingänge von Zahlungsanweisungen, die von Rachels Sparkonto bei der ‘Lincoln Park Savings & Loan-Bank’ kommen.”
    Ich senkte den Blick, zwang mich dann jedoch, Tom in die Augen zu sehen. Ich fühlte mich schuldig. Die Indizien vermittelten den Eindruck, ich hätte etwas Falsches getan. “Ich wollte nur ihrer Mutter helfen”, sagte ich leise.
    “Mit allen drei Zahlungen?”
    Ich atmete schwer. Ich wusste nicht, wie viel ich Tom erzählen konnte. Wenn ich meinem Anwalt von der Erpressung berichtete, würde ich dann womöglich darüber aussagen müssen? Und wenn ich darüber aussagte, würde dann nicht die ganze Welt von der Angelegenheit erfahren? Und würde mich das nicht noch tiefer in Kits Todesumstände verwickeln?
    Ehe ich antworten konnte, sprach Tom weiter. “Zudem gibt es einen Zeugen namens Anthony Palmazeri.”
    Nick und ich schüttelten die Köpfe. “Noch nie von ihm gehört.”
    “Er sagt, er habe Rachel auf einer Veranstaltung getroffen, die sich Glitz-Ball nennt. Er meint, er habe zufällig mitbekommen, wie Sie gesagt hätten, Kit würde Sie …”, er schielte auf ein Blatt Papier, “… ‘ausnehmen wie eine Weihnachtsgans’.”
    Ich erinnerte mich an den dunkelhaarigen Mann namens Tony, den Kit mir an jenem Abend vorgestellt hatte.
    “Ferner gibt es noch einen Zeugen”, fuhr Tom fort, “der sagt, dass Kit etwas gegen Rachel in der Hand gehabt habe.”
    “Wer?”
    Tom zuckte die Achseln. “Das wusste meine Kontaktperson nicht. Alles, was sie mir sagen konnte, war, dass es sich um einen Franzosen handelt. Um jemanden, der eine Affäre mit Kit hatte.”
    “Alain?”, fragte ich überrascht.
    Nicks Kopf drehte sich erneut zu mir.
    Tom starrte mich an. Seine Lippen bildeten eine gerade Linie. “Kennen Sie diesen Mann?”
    “Ja … nein, eigentlich nicht. Ich bin ihm nie begegnet. Kit hat ihn auf einer gemeinsamen Reise nach Rom kennen gelernt.” Ich schwieg. Ich wollte nicht mehr als unbedingt notwendig von Rom berichten.
    “Offenbar arbeitet er für die Botschaft”, meinte Tom, “was ihn als Zeuge sehr glaubwürdig macht. Klingt das nach demselben Mann?”
    Ich nickte. Mir wurde erst schwarz vor Augen, dann schlecht. “Ich glaube, er lebt in Paris.”
    “Er wurde in die Staaten versetzt. Anscheinend wird er aussagen, dass …” Tom stockte und lehnte sich nach vorne, wobei er die Ellbogen auf den Tisch stützte. “Bevor ich weiterspreche, muss ich Sie fragen, ob einer von Ihnen einen eigenen Rechtsbeistand möchte.”
    “Nein”, antwortete Nick. “Auf keinen Fall.”
    “Denken Sie gut nach, ehe Sie antworten”, fügte Tom hinzu. “Ich kann Sie nur beide vertreten, wenn Sie auch beide dieselben Interessen verfolgen. Oder anders ausgedrückt: wenn es zwischen Ihnen keine Geheimnisse gibt und Sie beide sich über die Ereignisse am Unfallabend einig sind.”
    Nick schaute mich an und suchte meinen Blick.
    “Gibt es zwischen Ihnen beiden irgendwelche Interessenskonflikte?”, wiederholte Tom. “Wenn dem so ist, sollten Sie es jetzt sagen.”
    Ich sah Nicks Finger um Kits Hals, auf ihren Schultern. Ich sah sie über das Geländer in die Tiefe fallen. Aber dann dachte ich daran, dass wir beide für unsere jetzige Situation verantwortlich waren. Nick war außer sich gewesen vor Wut, doch mein Seitensprung hatte Kit überhaupt erst Tür und Tor geöffnet. Seinetwegen hatte ich ihr Schweigegeld gezahlt, und seinetwegen hatte ich sie an jenem Abend versehentlich angerufen. Wir mussten zusammenhalten. Das war der einzige Weg, heil aus der Sache herauszukommen. Zwei verschiedene Anwälte könnten uns am Ende

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