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Roemisches Roulette

Roemisches Roulette

Titel: Roemisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Caldwell
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ausgruben, und ich klammerte mich an diesen Strohhalm.
    “Du bist schwanger?” Meine Mutter stieß einen Jubelruf aus, der bestimmt sämtliche Einwohner Floridas im Umkreis von acht Meilen aufweckte. “Oh, mein Schatz! Ach Rachel. Ich freue mich ja so.”
    “Du wirst bald Oma.”
    Sie stöhnte scherzhaft. “Mein Baby wird Mutter.”
    “Es ist noch sehr früh, also erzähl es bitte niemandem.”
    “Seit wann weißt du es?”
    “Seit gestern. Ich bin höchstens in der vierten oder fünften Woche und muss erst noch zum Gynäkologen, aber …”
    “Aber du weißt es einfach, stimmt’s? Als ich schwanger war, war ich mir auch schon vor den Ärzten sicher.” Ich wusste, dass sie nicht nur an die Schwangerschaft mit mir, sondern auch an jene dachte, bei denen sie das Kind verloren hatte. Meine Mutter hatte vier Fehlgeburten gehabt – drei vor und eine nach meiner Geburt – und ich musste häufig daran denken, dass sie mir diese Anlage möglicherweise vererbt hatte.
    “Ich mache morgen einen Bluttest”, sprach ich weiter, “aber ich musste es dir einfach schon vorher erzählen.”
    “Natürlich. Seiner Mutter muss man so was sagen. Und Nick? Freut er sich?”
    “Ach, weißt du, wir waren in den letzten Tagen so beschäftigt …”,
mit unserem Strafverteidiger
, “… dass ich noch nicht den richtigen Moment gefunden habe, es ihm zu sagen.”
    Sie schnalzte vorwurfsvoll mit der Zunge, doch ich wusste, dass sie sich über mein Vertrauen freute. “Schätzchen, wie verkraftest du Kits Tod? Kommst du zurecht?”
    Kits Tod.
Kits Tod.
    “Ich lasse mich nicht unterkriegen.”
    “Es ist so traurig. Eine Tragödie.”
    “Ja, das ist es.”
    “Möchtest du darüber reden?”
    “Danke, Mom, aber nicht jetzt.”
    “Du kannst mich jederzeit anrufen.”
    “Das mache ich ganz bestimmt.”
    Es entstand eine kleine Pause, in der ich hören konnte, wie es im Kopf meiner Mutter arbeitete. Ich kannte sie so gut. Sie wollte mich trösten, aber da die räumliche Trennung uns über die Jahre ein wenig entfremdet hatte, befürchtete sie, mich zu bedrängen.
    Schließlich sagte sie: “Hast du denn schon über einen Namen nachgedacht?”
    Wir sprachen über Namen und Kinderwagen, über Nahrungsmittel, die man während der Schwangerschaft am besten mied, und solche, die man unbedingt zu sich nehmen sollte. Nachdem ich aufgelegt hatte, führte ich diese mentale Gymnastik noch ein Weilchen fort. Ich sah mir jede Fernsehsendung an, in denen ein Baby vorkam, und las in Babybüchern. Ich tat so, als wäre ich eine durchschnittlich neurotische Mama in spe, und für sechs Stunden gelang es mir sogar. Ich konnte es kaum erwarten, dass Nick endlich nach Hause käme und ich es ihm endlich erzählen könnte.
    Aber als er über die Schwelle trat, fragte er: “Hat Tom dich angerufen?”
    “Ich hatte das Telefon ausgeschaltet.”
    “Ach so. Er will mich gleich auf dem Handy zurückrufen. Er sagt, es gibt Neuigkeiten.”
    Reflexartig flog meine Hand auf meinen Unterleib. “Was denn?”
    “Irgendwelche Informationen von seinem Informanten auf dem Polizeirevier. Was genau, weiß ich nicht, aber unter Anklage stehen wir nach wie vor nicht.”
    Da war es wieder – Anklage, Kit, Anwälte. Mit einem Mal befand ich mich wieder in der Realität.
    Nick musste meinen Gesichtsausdruck bemerkt haben, denn er kam durchs Wohnzimmer auf mich zu. “Wie geht es dir, Liebes? Hast du noch genug Kraft?”
    Nur allzu dankbar erwiderte ich seine Umarmung. Ich war kurz davor, ihm meine Neuigkeit zu verkünden – ich wollte unbedingt noch länger in der heilen Welt der scheinbar normalen werdenden Mutter verweilen –, da klingelte Nicks Telefon.
    Er guckte aufs Display. “Tom.” Dann nahm er ab und stellte den Lautsprecher an. “Hallo Tom. Wir sind beide hier.”
    “Hallo”, erwiderte Tom. “Hier sind die neuesten Neuigkeiten. Meine Informantin hat mir erzählt, dass heute jemand aus Ihrem Haus vernommen wurde.”
    Nick und ich sahen uns über das Telefon hinweg an. “Der Mann vom anderen Balkon”, sagte ich.
    “Sieht so aus”, entgegnete Tom. “Sind Sie ihm in letzter Zeit begegnet?
    “Wir wissen doch nicht mal genau, wie er aussieht. Ich glaube nicht, dass wir ihn erkennen würden.” Ich rief mir den Unglücksabend ins Gedächtnis. Ich konnte seine Hand sehen, in der er eine Flasche Bier hielt. Die andere Hand lag auf dem Geländer. Sein Körper war dem See zugewandt.
    “Wenn Sie jemand im Foyer anspricht, reden Sie bitte nicht mit

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