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Roemisches Roulette

Roemisches Roulette

Titel: Roemisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Caldwell
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lieber als das.”
    Wieder zog er mich an sich. “Das ist alles so wunderbar”, flüsterte er. Seine Stimme wurde von meiner Schulter gedämpft. “Auf unsere Zukunft.”
    Am nächsten Morgen fuhr Nick um sieben in die Klinik. Ich sprang voller Energie aus dem Bett, nahm meine Schwangerschaftsvitamine und inspizierte dann die Wohnung. Mit den grauen Wänden muss irgendwas passieren, beschloss ich. Sie sehen zu trostlos aus, vor allem für ein Kind. Ich kann zwar schlecht das gesamte Appartement an einem einzigen Tag streichen, aber ich könnte schon mal das Wohnzimmer in Angriff nehmen.
    Nachdem ich in eine graue Sporthose und ein T-Shirt geschlüpft war, band ich mir die Haare zum Pferdeschwanz zusammen. Man sah ihnen an, dass sie schon seit Ewigkeiten keine Friseurschere aus der Nähe gesehen hatten. Aber eins nach dem anderen.
    Um zehn Uhr hatte ich Zier- und Fußleisten abgeklebt und die Möbel mit Laken abgedeckt. Ich hatte fünfzehn Wohnmagazine durchgeblättert, mir die Wandfarben darin angesehen und mich für ein warmes Hellbraun mit dezentem Goldstich entschieden.
    Ich machte mich auf den Weg zum Baumarkt, wo ich eine halbe Stunde lang gemeinsam mit einem Verkäufer die richtige Farbe, Abdeckplane für den Fußboden, Pinsel und Rollen auswählte. Wieder zu Hause, baute ich alles auf. Mir knurrte der Magen, doch ich wollte unbedingt sofort loslegen.
    Als ich die erste Wand zur Hälfte gestrichen hatte, ging ich ein paar Schritte zurück und begutachtete mein Werk. Die Farbe ließ den einen Teil des Zimmers gleich viel freundlicher erscheinen; einladender. Ich war aufgeregt wie ein kleines Kind. Seit unserem Umzug hatte ich kein Verschönerungsprojekt mehr gestartet und vergessen, wie viel Spaß mir die Heimwerkerarbeit machte. Dass mein T-Shirt und meine Arme von Farbspritzern übersät waren, störte mich nicht.
    Ich tauchte kurz die Farbrolle in den Eimer, und gerade als ich sie wieder herauszog, klopfte es an der Tür.
    Mir stockte der Atem – unweigerlich dachte ich an Kit. Aber Kit existierte nicht mehr. Warum hatte Hector, oder wer auch immer gerade Dienst tat, nicht angerufen? Nachdem Kit unbemerkt ins Gebäude gelangt war, hatten die Hausbewohner Flugblätter erhalten, die eine strengere Security versprachen.
    Vorsichtig legte ich die Farbrolle auf dem Eimerdeckel ab und ging zur Tür. “Wer ist da?”, fragte ich.
    Stille. Dann wieder ein Klopfen.
    “Wer ist da?”, rief ich nun lauter.
    Ein einziges Wort drang durch unsere dicke Holztür: “Polizei.”
    Mir blieb fast das Herz stehen, und unwillkürlich legte ich eine Hand auf den Brustkorb.
    “Ma’am?”, ertönte eine Frauenstimme von der anderen Seite der Tür. “Bitte machen Sie auf. Hier ist die Polizei von Chicago.”
    Ich guckte durch den Spion. Durch das Glas sah ich, leicht verzerrt, zwei Polizeibeamte in blauen Uniformen.
    Ich öffnete die Tür.
    Vor mir standen eine junge Polizistin afroamerikanischer Abstammung und ihr Kollege, ein großer Mann um die vierzig.
    “Wie kann ich Ihnen helfen?”, fragte ich.
    “Rachel Blakely?”, erwiderte die Frau.
    Ich nickte.
    “Wir verhaften Sie wegen des Verdachts, Katherine Kernaghan ermordet zu haben.”
    Meine Schultern sackten nach unten. Aus Angst mich übergeben zu müssen, presste ich mir die Hand auf den Mund.
    “Ma’am”, sagte die Frau wieder, “treten Sie bitte zurück in die Wohnung und legen Sie die Hände gegen die Wand.”
    “Oh Gott”, stieß ich hervor und fing an zu schluchzen.
    “Bitte gehen Sie rein, Ma’am.”
    Ich befolgte ihre Anweisung und drehte mich um. Mein Blick fiel auf die halbgestrichene Wand, den offenen Farbeimer, die Rolle, die wartend auf dem Deckel lag. “Ich war gerade dabei zu streichen”, stammelte ich.
    “Hände an die Wand. In Schulterhöhe.”
    Ich wandte mich zur Flurwand. Grau, wie fast alle Wände.
    Dann spürte ich auch schon einen festen Griff am linken Handgelenk. In der nächsten Sekunde wurde mir der Arm auf den Rücken gezogen und der Handrücken auf mein Steißbein gedrückt. Ich hörte ein Klappern, dann klickte es mehrmals. Gleich darauf schnitt das kalte Metall einer Handschelle in mein Fleisch.
    Ich schluckte und hörte auf zu weinen. “Ich muss meinen Anwalt anrufen.”
    “Das können Sie vom Revier aus machen.”
    “Was ist mit meinem Mann?”
    Schweigen.
    Der andere Arm wurde mir nach hinten gezogen. Von neuem das Klappern und Klicken der Handschelle. Dann war ich gefesselt. Ich bin mit Handschellen gefesselt, sagte

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