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Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Titel: Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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Lust, mit der die Hexen schuldlose Männer in ihre Fänge locken. Nimm ihnen die Macht, dich zu verführen.“
So stand es in den Weisungen, die Garnith hinterlassen hatte. Danach sollte er eine spitze Zange nehmen, eine beidseitig geschliffene Scheußlichkeit.
„Weide ihre Brüste aus, mit der die Hexen schuldlose Männer um den Verstand bringen. Nimm ihnen die Weiblichkeit!“
Zuletzt würde er einen von Ti gesegneten Eisensporn in das Nervengeflecht unterhalb ihres Rippenbogens versenken müssen, genau in die Mitte. Dort, wo das Zentrum der Pya-Magie lag.
Janiel hatte schon mehr als einmal zusehen müssen, und jedes Mal danach Stunden damit zugebracht, sich zu übergeben. Er wusste, würde er diese Folter selbst durchführen, könnte er sich gleich mit auf den Scheiterhaufen führen lassen, es würde ihn umbringen!
Das war keine Folter, das war willkürliche Vernichtung. Grausame, sinnlose Gewalt, vollständige Pervertierung von Tis Willen. Der feurige Gott wollte gewiss nicht, dass seine Kinder sich gegenseitig zerfleischten, dass zumeist schuldlose Frauen sinnlos geopfert wurden, und das auch noch in seinem Namen!
„Tu es!“, brüllte Rynwolf ungeduldig. Janiel zuckte zusammen. Sein ruheloser Blick fiel auf Inani, was er bislang vermieden hatte. Kahl geschoren, stundenlang ausgepeitscht ... Sie lag auf einem Holztisch, mit gesegnetem Eisen gefesselt. Er wollte ihren blutigen Leib nicht sehen, ihr schmerzverzerrtes, schweißbedecktes Gesicht, zweifellos von Tränen überströmt. Zu viele solche Gesichter verfolgten ihn bereits in seinen Träumen. Diese Hexe hier war ungewöhnlich störrisch gewesen, hatte Rynwolf unentwegt verspottet und ausgelacht, egal, wie hart der Erzpriester die Peitsche schwang. Als er erschöpft aufgegeben hatte, war sie immer noch bei Bewusstsein gewesen. Gelacht hatte sie allerdings nicht mehr.
Es half nichts. Janiel konnte nicht anders, er musste sie ansehen. Zögernd, widerstrebend kämpfte er gegen den Impuls, bis sein Blick letztendlich doch über den gepeinigten Körper streifte. Wie schön sie war, selbst in solch einem Moment! Wie vollkommen ihre Beine geformt waren, glatte, schlanke Muskeln unter seidiger Haut ... Er zwang sich fortzusehen, er musste seinem Meister gehorchen! Er musste Inani verstümmeln, verbrennen, seine Pflicht erfüllen. Rynwolf stand hinter ihm, seine kaum beherrschte ungeduldige Enttäuschung strahlte wie Hitzewellen von ihm aus.
„Sieh mich an!“
Janiel zuckte zusammen. Das war Inanis Stimme, in seinem Kopf! Wurde er wahnsinnig? Sie konnte nicht zu ihm sprechen, nicht auf diese Weise, nicht magisch! Ihre Magie war blockiert. Oder etwa doch nicht?
„Sieh mich an, Janiel.“
Es war eine Bitte, kein Befehl. Fast schon ein Flehen ...
Er hob den Kopf und sah in ihr Gesicht. Ihr wunderschönes, zartes Gesicht, von Schwellungen und Blutergüssen entstellt.
Keine Tränen, sie weinte nicht. Traurigkeit sprach aus den eisblauen Augen, und starker Schmerz, aber er beherrschte sie nicht. Sie war nicht gebrochen, noch immer genauso stark wie zuvor, in der Nacht, als sie gegen ihn gekämpft hatte. Janiel las Sehnsucht, flehentliches Bitten – um was? – und Mitgefühl in den himmelsgleichen Tiefen. Nichts davon konnte er verstehen.
„Hörst du mich?“
„Ja“, dachte er, und kam sich dumm dabei vor. Einer Illusion zu antworten war sinnlos.
„Das ist gut. Und nein, du bist nicht verrückt.“
„Die Eisenschellen, sie unterdrücken nicht deine Magie?“
„Nein. Sieh her und lerne, Sohn des Lichts!“
Wenn er es nicht besser gewusst hätte, er hätte geschworen, sie würde lachen, innerlich, in seinem Bewusstsein.
„Janiel, meine Geduld ist am Ende. Gib das Eisen her und verschwinde, ich will dich hier unten nicht mehr sehen!“, sagte Rynwolf in diesem Moment mit eisiger, drohender Stimme. Erschrocken fuhr er zusammen, aber da sprach Inani:
„Rynwolf! Komm her, Erzpriester, komm her!“ Die Worte waren fast nicht zu verstehen, gepresst und rau, kaum mehr als ein Flüstern. Sie hatte zu lange geschrien, niemals würde Janiel ihre Schreie vergessen können!
„Was ist, Hexe, willst du um Gnade flehen?“ Rynwolf beugte sich über sie. „Willst du gestehen, welche Verbrechen du begangen hast? Lass sie ans Licht, Tochter der Pya, und Ti wird dir vergeben.“
„Ti ist nicht mein Gott, Priester, sondern deiner. Ti kann mir nichts vergeben, meine Seele wird in Pyas Schoß zurückkehren, wenn ich sterbe. Heute allerdings nicht.“ Sie lachte, leise, voller

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